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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 24, doc. 22
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2004B#1982/69#628* | |
Old classification | CH-BAR E 2004(B)1982/69 214 | |
Dossier title | Tokio (1967–1969) | |
File reference archive | a.633.11 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2807#1974/12#158* | |
Old classification | CH-BAR E 2807(-)1974/12 9 | |
Dossier title | Verschiedenes (1957–1969) | |
File reference archive | 023.1-11 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2004B#1982/69#140* | |
Old classification | CH-BAR E 2004(B)1982/69 25 | |
Dossier title | Osaka (1967–1968) | |
File reference archive | a.162.3 |
dodis.ch/32486
Der Delegierte des Bundesrats für Handelsverträge, R. Probst, an den Chef der Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten des Politischen Departements, F. Bieri1
Ostasienreise
Wenn einer eine Reise tut, namentlich wenn es eine Dienstreise ist und er von Bern kommt, erscheint es fast unvermeidlich, dass ihm verschiedene Anliegen, auch solche administrativer Natur, unterbreitet werden. Auf der Ostasienreise2, auf der ich Herrn Bundesrat Schaffner begleitete, war dies nicht anders. Es sei mir gestattet, die betreffenden Anliegen, soweit sie in Ihre Zuständigkeit fallen, nachstehend an Sie weiterzuleiten. Ich nehme an, dass Botschafter de Rham, sobald er in der Schweiz eintrifft, seinerseits darauf zurückkommen wird.
1. Kanzlei Tokio
[...] 3
2. Wissenschaftsattaché
Im Einvernehmen mit Herrn Minister Thalmann bin ich nochmals der Frage eines Wissenschaftsattachés für Tokio nachgegangen. Dessen Notwendigkeit bedarf wohl keines näheren Nachweises mehr, nachdem die vom Bundesrat auf Antrag4 des EPD anfangs 1966 nach Japan entsandte wissenschaftliche Delegation5 an Ort und Stelle eine erste Abklärung vorgenommen und der schweizerische Wissenschaftsrat sich inzwischen sehr positiv zur Idee aus gesprochen hat6. Es sei hier lediglich erwähnt, wie sehr wir auf unserer Japanreise von der sich überstürzenden, schwindelerregenden technischen und industriellen Entwicklung des Landes beeindruckt gewesen sind. Dies ist zwar nicht Neues; ein persönlicher Augenschein lässt es aber noch intensiver erkennen. Da ausserdem die japanische Entwicklung in mancher Hinsicht Gebiete beschlägt, die auch im Rahmen unserer Möglichkeiten lägen und für die wir von Haus aus beste Voraussetzungen mitbrächten (Elektronik, Optik, Miniaturisierung, namentlich auch im Hinblick auf die Raumforschung, Zusammenarbeit zwischen Uhren- und elektronischer Industrie, etc.), erscheint die Bezeichnung eines Wissenschaftsattachés, der diese Gebiete betreuen könnte (hinsichtlich seiner Aufgaben vgl. Eingabe7 des Wissenschaftsrates vom 10. November 1966 an den Chef des EPD8) immer dringender, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen. Man kann sich sogar fragen, ob ein Wissenschaftsattaché für Tokio, wo der Kontakt mit Wissenschaft, Forschung und Industrie keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bietet, im Effekt nicht nützlicher wäre als für Moskau9, wo der Tätigkeit eines solchen Attachés dauernd Schranken entgegenstünden und wo auch materiell – ähnlich wie in Amerika10 – in Proportionen gearbeitet wird, die uns praktisch nicht mehr zugänglich sind. Nach Ansicht von Botschafter de Rham wäre es ausreichend, einen jungen Wissenschafter, der Informationen für uns, aber auch Erfahrungen zu seiner eigenen weiteren Ausbildung sammeln könnte, jeweils für eine kürzere Periode von vielleicht zwei Jahren nach Japan zu delegieren. Auch in dieser Angelegenheit könnten Sie übrigens wohl damit rechnen, in Bundesrat Schaffner, der von Tüchtigkeit, Talent und «réalisations» der Japaner stark beeindruckt war, einen grundsätzlichen Befürworter zu finden. Interessant war übrigens die Feststellung, dass schweizerische Industrievertreter (so z. B. der Vertreter von Geigy11) auf Grund eigener Erfahrungen gesprächsweise ihrerseits die Wünschbarkeit eines Wissenschaftsattachés betonten12.
3. Konsulat Kobe
Dieses wird zurzeit von unserem Landsmann Rud. Ed. Stutz (Geigy) als Honorarkonsul betreut. Konsul Stutz selbst, mit dem wir uns längere Zeit unterhielten, betrachtet den bestehenden Zustand, obwohl er sich persönlich mit Geschick einsetzt, vom schweizerischen Standpunkt als nicht voll befriedigend. Die Zeit reiche ihm nicht aus, neben seiner beruflichen Tätigkeit auch all den zahlreichen ausserhalb seiner Fachsphäre sich bietenden Möglichkeiten zur Förderung des schweizerischen Exports nachzugehen. Er glaubt deshalb, dass die richtige Lösung in der Entsendung eines Berufskonsuls nach dem Hafenplatz Osaka (statt nach dem benachbarten, wirtschaftlich weniger bedeutenden Kobe) bestünde. Osaka (samt Vororten gegen 7 Millionen Einwohner) stelle gewissermassen das Manchester Japans dar und dürfe nicht vernachlässigt werden.
Botschafter de Rham teilt diese Auffassung grundsätzlich. Japan hat heute für uns eine derartige Bedeutung gewonnen (jährliche Exporte von gegen 300 Mio. Fr.)13 und bietet noch so grosse potentielle Ausbaumöglichkeiten, die erst fragmentarisch erfasst werden, dass die Anregung – im Rahmen unserer gegenwärtigen personellen und finanziellen Limitierungen – Beachtung verdient.
Sollte die Schweiz, was anzunehmen ist, an der Weltausstellung 1970 in Osaka teilnehmen, so würde die Entsendung eines Berufskonsuls (oder eines Berufskanzlers) in diese Stadt stark an Aktualität gewinnen14.
4. Konsulat Seoul
Ähnliche Überlegungen dürften – wiederum im Rahmen unserer gegenwärtigen geringen Bewegungsfreiheit – für Seoul gelten. Wir besitzen dort in der Person des Herrn Paul Benz (Vertreter für Ciba, deutsche Firmen, etc.) einen Honorarkonsul. Herr Benz scheint seine Sache an sich recht zu machen. Doch besteht der Eindruck (Botschafter de Rham), dass er dabei etwas über Gebühr seine eigenen Geschäftsinteressen in den Vordergrund stellt, was kaum geeignet sei, ihm das Vertrauen anderer Landsleute zu gewinnen.
Dieser Eindruck wird übrigens auch vom Länderdienst der Handelsabteilung geteilt. Zum personellen Aspekt15 kommt noch ein sachlicher, nämlich der rapide Aufschwung, den Süd-Korea zurzeit wirtschaftlich unter dem massiven Impuls amerikanischen Kapitals und japanischer Initiative erfährt. Die sich hier bietenden Möglichkeiten werden bereits in unseren Handelsstatistiken16 sichtbar: während die Exporte nach Südkorea vorher um 4 Mio. Fr. herum oszillierten, mit ungefähr gleichviel Importen aus diesem Land, stiegen sie 1966 sprunghaft auf 10,8 Mio. Fr. Exporte gegenüber 7,1 Mio. Fr. Importen; diese Tendenz nach oben scheint anzuhalten. Indessen seien die bestehenden Möglichkeiten noch in keiner Weise ausgeschöpft. Auch hier wären wir aber daran interessiert, uns einen angemessenen Anteil an der Expansion zu sichern, was jedoch aus der Distanz von Tokio aus nicht bewerkstelligt werden kann und wofür auch die gegenwärtige Regelung in Seoul offenbar kaum die besten Voraussetzungen schafft. Um den vollen Nutzen zu erhalten, wäre vielmehr, nach Ansicht von Botschafter de Rham, die mir auch von Schweizer Geschäftsleuten bestätigt wurde, ein Berufskonsul an Ort und Stelle von Vorteil17.
- 1
- Notiz: E2004B#1982/69#628* (a.633.11). Kopie an P. Micheli und E. Thalmann.↩
- 2
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 25, dodis.ch/32485.↩
- 3
- Für das vollständige Dokument vgl. dodis.ch/32486.↩
- 4
- Vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 88, dodis.ch/31322.↩
- 5
- Vgl. dazu den Bericht von E. Baldinger, E. Baumann, R. Dessoulavy und G. Eprecht über die Japanreise vom 13. Februar 1966 bis 24. März 1966 veranlasst durch das Eidg. Politische Departement, E2003A#1978/29#595* (o.301.2).↩
- 6
- Vgl. dazu den Jahresbericht 1966 des Schweizerischen Wissenschaftsrats, E3375A#1992/25#120* (9.07).↩
- 7
- Vgl. das Schreiben von M. Imboden an W. Spühler vom 10. November 1966, E2807#1974/12#157* (023.1-10).↩
- 8
- W. Spühler.↩
- 9
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 48, dodis.ch/32688, Anm. 5.↩
- 10
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 115, dodis.ch/30266.↩
- 11
- R. E. Stutz.↩
- 12
- Zur Einrichtung eines Wissenschaftsattachés in Tokio vgl. das BR- Prot. Nr. 1813 vom 31. Oktober 1967, dodis.ch/30774. Am 17. Februar 1969 trat J.-J. Rollard den Posten eines Wis- senschaftsattachés in Tokio an, vgl. Doss. E2500#1990/6#1982* (a.21). Vgl. ferner den Bericht von J.-J. Rollard vom Januar 1969, dodis.ch/30467.↩
- 13
- Zu den Wirtschaftsbeziehungen mit Japan vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 25, dodis.ch/32485.↩
- 14
- Zur Aufhebung des Honorarkonsulats in Kobe und zur Eröffnung eines Berufs-Generalkonsulats in Osaka vgl. das BR- Prot. Nr. 1906 vom 17. November 1967, E1004.1#1000/9#728* sowie Doss. E2004B#1982/69#161* (a.162.4) und E2004B#1982/69#140* (a.162.3). Mit der Leitung des Generalkonsulats in Osaka wurde L. Scalabrino betraut. Zur Teilnahme an der Weltausstellung in Osaka vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 25, dodis.ch/32485, bes. Anm. 19.↩
- 15
- Vgl. dazu auch DDS, Bd. 24, Dok. 158, dodis.ch/33139 sowie Doss. E2500#1982/120#174* (a.21) und E2500#1982/120#173* (a.21).↩
- 16
- Zu den Handelsbeziehungen mit Südkorea vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 169, dodis.ch/33133, bes. Anm. 11.↩
- 17
- Zur Umwandlung des Konsulats in Seoul in eine Botschaft mit Geschäftsträger vgl. das BR- Prot. Nr. 2024 vom 16. Dezember 1968, E1004.1#1000/9#741*. Am 4. Juni 1969 trat M. Leu den Posten eines Geschäftsträgers a. i. in Seoul an. Vgl. dazu Doss. E2004B#1982/69#174* (a.162.4) und E2024-02A#1999/137#1463* (a.215 P).↩
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