dodis.ch/35311

Interne Notiz des Politischen Departements1

HILFE FÜR DIE OSTPAKISTANISCHEN FLÜCHTLINGE

Zwischen dem 14. Juni und 20. Oktober2 dieses Jahres hat der Bundesrat insgesamt 17 Mio. Franken für diese Hilfe bereitgestellt und zusätzlich 250 Tonnen Vollmilchpulver nach Kalkutta liefern lassen. Ferner stehen noch 6’123 Tonnen Getreide resp. deren Gegenwert von rund 2 Mio. Fr., die dem Welternährungsprogramm PAM der FAO/UNO vergütet wurden3, für die Hilfe an Ostpakistan zur Verfügung, so dass die gesamten Aufwendungen des Bundes bis heute rund 20½ Mio. Fr. betragen.

Die schweizerische Hilfe4 geht auf beide Seiten des Konflikts, d. h. bis heute wurden rund ⅚ der Bundesmittel für Aktionen in den indischen Flüchtlingslagern aufgewendet und ⅙ zugunsten der Hilfe in Ostpakistan selbst, wo das Elend und die Notlage nicht weniger alarmierend sind. Dieses Verhältnis dürfte sich in Zukunft ändern, wenn mehr konkrete Projekte für Hilfsaktionen in Ostpakistan vorliegen.

Nach Indien5 haben wir bisher für rund eine Million Franken Impfstoffe gegen die Cholera, Desinfektionsmittel, Medikamente, Nährmittel, Zelte und Zeltblachen, Verbandmaterial, Decken und Kleider geliefert und für weitere Fr. 900’000.– laufen zur Zeit noch Aufträge. Des weitern hat der Bund Beiträge von fast 2 Mio. Franken zugesichert und zum Teil ausbezahlt für gezielte Aktionen6 des Schweizerischen Roten Kreuzes, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, der Organisation Enfants du Monde (Präsident Alt-Bundesrat Chaudet) und der Internationalen Vereinigung für Kinderhilfe (Präsident A. Lindt)7. Dem Hochkommissar der UNO für die Flüchtlinge8, der die internationale Hilfe in Indien koordiniert, wurden 2 Mio. Dollars, d. h. mehr als 8 Mio. Franken, zur Verfügung gestellt9, damit daraus im Rahmen einer grossen internationalen Gemeinschaftsaktion vor allem Reis angekauft werden konnte.

Das Politische Departement handelt einerseits in engem Kontakt mit dem Hochkommissar für die Flüchtlinge und anderseits steht es in Verbindung mit dem Vertreter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen10, der für die Betreuung der displaced persons in Ostpakistan selbst zuständig ist. Es verfolgt auch aufmerksam die Tätigkeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen – UNICEF –, d. h. dessen Speisungen und Kinderrettungsprogramme life-line Alpha und Beta11.

Die grossen privaten Hilfswerke der Schweiz – SRK, Caritas, HEKS, Arbei terhilfswerk und Enfants du Monde – haben sich zu einem grossangelegten Aktionsprogramm «Rettet bengalische Kinder» zusammengetan und dank der Initiative der Glückskette von Radio und Fernsehen innert kurzer Zeit in der Öffentlichkeit rund 14 Mio. Fr. zusammengebracht, womit sie 100’000 Flüchtlingskindern während mehr als 6 Monaten zusätzliche Nahrung und Kleidung sowie medizinische Betreuung zukommen lassen können12. Neben dieser Aktion laufen noch zahlreiche andere Sammlungen und Hilfsprogramme, deren Umfang erst später wird festgestellt werden können.

Ein Vertreter der schweizerischen Botschaft in New Delhi13 wurde dieser Tage nach Kalkutta delegiert, um den schweizerischen Hilfswerken in ihrer dortigen Tätigkeit beizustehen. Die Wiedereröffnung einer schweizerischen Vertretung in Kalkutta wird zur Zeit geprüft.