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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 25, doc. 21
volume linkZürich/Locarno/Genève 2014
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| Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001E#1980/83#907* | |
| Old classification | CH-BAR E 2001(E)1980/83 280 | |
| Dossier title | Anerkennung durch die Schweiz (1968–1970) | |
| File reference archive | B.15.11 • Additional component: Albanien |
| Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.48#1994/166#10* | |
| Old classification | CH-BAR E 2200.48(-)1994/166 1 | |
| Dossier title | Relations dipl. Suisse - Albanie (1970–1970) | |
| File reference archive | 331.0 |
dodis.ch/34480Der schweizerische Botschafter in Belgrad, H. Keller, an den Vorsteher der Abteilung für politische Angelegenheiten des Politischen Departements, P. Micheli1
DIPLOMATISCHE BEZIEHUNGEN MIT ALBANIEN
In meinem Schreiben vom 12. Februar2 teilte ich Ihnen mit, der norwegische Botschafter3 überlasse es seinem Nachfolger4, als erster Vertreter seines Landes nach Tirana zu gehen. Inzwischen scheint man in Oslo angesichts der neuesten Entwicklung und im Hinblick auf die noch diesen Monat zu erwartende Etablierung diplomatischer Beziehungen zwischen Dänemark und Albanien die Meinung geändert zu haben. Mein norwegischer Kollege ist beauftragt worden, noch vor seinem Abschied von Jugoslawien mit seiner Gattin5 in Tirana einen ersten offiziellen Besuch abzustatten. Da er kurz nachher auf einen neuen Posten in Oslo zurückkehrt, wird er dagegen noch kein Beglaubigungsschreiben überreichen, aber eine Reihe von Besuchen vornehmen, für die sich die politischen und wirtschaftlichen Stellen Norwegens interessieren. Die Formalität der Überreichung eines Beglaubigungsschreibens wird dann der demnächst hier eintreffende Botschafter vornehmen.
Das Problem «Albanien» ist letzte Woche auch anlässlich des Besuches der von Herrn Nationalrat G.-A. Chevallaz, Präsident der Kommission für auswärtige Angelegenheiten des Nationalrates, geführten schweizerischen parlamentarischen Delegation in Belgrad zur Sprache gekommen, nämlich im Rahmen eines aussenpolitischen Tour d’horizon von Seiten des jugoslawischen Delegationschefs6. Ich hielt es für angezeigt, Herrn Nationalrat Chevallaz in seiner Eigenschaft als Präsident der oben erwähnten Kommission über den Stand unserer Vorarbeiten zu unterrichten und darauf aufmerksam zu machen, dass ich schon vor einem Jahr meinen ersten Besuch7 in Tirana abstattete, von Bern aber bisher noch nicht ermächtigt wurde, auf das albanische Angebot zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu antworten8. Herr Nationalrat Chevallaz meinte, er sehe keinen Grund, warum wir im Falle Albaniens von der bekannten Regel abweichen sollten, wonach wir überall in der Welt nach Möglichkeit auch diplomatisch präsent sein sollten. Ich vermute, dass er diesen Punkt nach seiner Rückkehr in die Schweiz gelegentlich mit dem Departement besprechen wird. Eine Gelegenheit hiezu könnte die demnächst stattfindende Sitzung9 der von Herrn Chevallaz präsidierten aussenpolitischen Kommission des Nationalrates bieten.
Ich habe während der vergangenen Wochen Gelegenheit gehabt, die Sache auch im persönlichen Gespräch mit unsern Botschaftern in Wien und Budapest zu erörtern. Sowohl Herr Escher als auch Herr Aman waren der Meinung, dass wir nicht mehr allzu lang mit einer Entscheidung zuwarten sollten. Was die Auffassung von Herrn Botschafter Frochaux in Warschau betrifft, so darf ich auf seinen Bericht vom 20. Januar10 an Herrn Generalsekretär Micheli erinnern, von dem mir Ihre Abteilung freundlicherweise eine Kopie zugehen liess.
Was unsere wirtschaftlichen Interessen in Albanien11 anbelangt, so habe ich bei meinem kürzlichen Besuch in Basel von einem Mitglied12 der Geschäftsleitung der Ciba vernommen, dass man dort eine Normalisierung unserer Beziehungen zu Albanien begrüssen würde, nachdem der albanische Absatzmarkt gerade für die chemische Industrie sich als interessant erweist, aber das Fehlen offizieller Beziehungen auf die Dauer ein Hindernis sein könnte. Eine gewisse Verstimmung der Albaner über unser Zögern erblicke ich darin, dass es der Botschaft kürzlich nur mit erheblicher Mühe und entsprechendem Zeitverlust gelungen ist, für den Leiter einer bekannten Zürcher Aussenhandelsfirma13, der früher oft Albanien besucht hatte, noch einmal ein albanisches Einreisevisum zu beschaffen. Sowohl unsere Industrie- als auch unsere Handelsfirmen merken natürlich, dass auch andere europäische Länder auf Albanien aufmerksam werden und würden es offenbar sehr begrüssen, wenn nun auch Bern auf das wiederholte Angebot der Albaner positiv antworten würde.
Da ich diese Angelegenheit auch mit Herrn Botschafter R. Probst von der Handelsabteilung EVD besprochen habe, sende ich ihm eine Kopie dieses Schreibens zur vertraulichen Orientierung14.
- 1
- Schreiben: CH-BAR#E2001E#1980/83#907* (B.15.11). Handschriftliche Marginalie von H. Miesch: am 3. Juni wird sich voraussichtlich die Aussenpolitische Kommission des Nat [ional]Rats mit der Sache befassen. Vgl. dazu das Protokoll vom 6. August 1970 der Sitzung der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats vom 3. Juni 1970, dodis.ch/35973, S. 16 f.↩
- 2
- Schreiben von H. Keller an P. Micheli vom 12. Februar 1970, Doss. wie Anm. 1.↩
- 3
- P. Vennemoe.↩
- 5
- E. Vennemoe- Falck.↩
- 6
- B. Osolnik. Zur Frage der parlamentarischen Besuche in Jugoslawien vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 170, dodis.ch/32381.↩
- 7
- Vgl. dazu das Schreiben von H. Keller an W. Spühler vom 9. Juni 1969, dodis.ch/33543.↩
- 8
- Zur Frage einer Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Albanien vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 43, dodis.ch/31039, Anm. 5 sowie die Notiz von H. Miesch vom 12. März 1969, dodis.ch/33544. Vgl. dazu auch das Exposé von P. Graber vor der Aussenpolitischen Kommission des Ständerats vom 6. Mai 1970 und vor der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats vom 3. Juni 1970, dodis.ch/35972.↩
- 9
- Vgl. Anm. 1. Zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Albanien vgl. das BR- Prot. Nr. 1141 vom 1. Juli 1970, dodis.ch/34482. Zum Antrittsbesuch H. Kellers in Tirana und der Überreichung des Beglaubigungsschreibens vgl. das Schreiben von H. Keller an P. Graber vom 13. Oktober 1970, dodis.ch/34485.↩
- 10
- Schreiben von P. Frochaux an P. Micheli vom 20. Januar 1970, Doss. wie Anm. 1.↩
- 11
- Vgl. dazu den Bericht von E. Klöti vom 25. Oktober 1971, dodis.ch/34470.↩
- 12
- Wahrscheinlich E. Vischer oder H. R. Vauthier.↩
- 13
- Es handelt sich um E. Debrunner von der Ernst Debrunner AG.↩
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