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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 1993, doc. 26
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7115A#2002/69#1279* | |
Dossier title | Besuche (1993–1993) | |
File reference archive | 877.3 • Additional component: Kapverden |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E8001D#1997/5#2591* | |
Old classification | CH-BAR E 8001(D)1997/5 271 | |
Dossier title | Informationsnotizen 1993 (1993–1993) | |
File reference archive | 303.6 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E8812#1998/341#161* | |
Dossier title | BR-Sitzung vom 7. Juni Ernennung GS EDI, Umweltschutzgesetz (1993–1993) | |
File reference archive | 1 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7001C#2001/86#794* | |
Dossier title | Kapverden (1993–1993) | |
File reference archive | 2310-1 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E8001D#1997/5#2963* | |
Dossier title | Besuch des Präsidenten der Kap-Verdischen Republik, 21.5.1993 (1993–1993) | |
File reference archive | 320.4 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2010A#2001/161#1698* | |
Dossier title | Besuch von Präsident Monteiro Antonio Mascarenhas in Bern, 21.Mai 1993 (1992–1993) | |
File reference archive | B.15.21(4) • Additional component: Cap Vert |
dodis.ch/64148Gespräche des Bundespräsidenten Ogi und des Vorstehers des EDA, Bundesrat Cotti, mit dem kapverdischen Präsidenten Mascarenhas Monteiro1
Offizieller Arbeitsbesuch des Präsidenten der Republik Kapverden, Antonio Mascarenhas Monteiro (M), 21.5.19932
Während Bundespräsident A. Ogi die erfolgreiche Demokratisierung auf den Kapverden und die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen würdigte, bedankte sich Präsident A. Monteiro für die seit 1976 bestehende, exemplarische Entwicklungszusammenarbeit.3 Diese habe beispielsweise dazu beigetragen, dass im erwähnten Zeitraum die Analphabetenrate von 74% auf 29% gesenkt werden konnte. Nach der im Jahre 1991 erfolgten Demokratisierung gelte es, die schwierigere Entwicklung der Inseln in Angriff zu nehmen.4 Beide bedingten einander, denn das Volk fordere nach errungener Freiheit auch bessere Lebensbedingungen, was für die Regierung eine schwere politische Herausforderung darstelle. Im Rahmen der Wirtschaftsrestrukturierung seien unprofitable und z. T. auch gewinnträchtige Staatsbetriebe zu privatisieren. Die Kapverden benötigten Schweizer Know How, Technologie und Investitionen.5
Die begrenzte Aufnahmefähigkeit ausländischer Unterstützung aufgrund der gegenwärtigen Übergangsphase soll sich gemäss Aussenminister M. Chantre gegen Ende des Jahres verbessern. Die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit sei vital. Auf die Grösse unseres Landes und die Qualität der Hilfe bezogen, stehe sie an der Spitze. Der Leiter unseres Kooperationsbüros in Praia, Roland Anhorn, leiste ausgezeichnete Arbeit.6
Zu den Fortschritten auf makroökonomischer Ebene zählten Bemühungen zur Verringerung der Aussenschuld, ein Wirtschaftswachstum von 3% im Jahre 1992 und voraussichtlich 4–5% in den kommenden drei Jahren, v. a. aufgrund von Investitionen in Häfen, Strassen und Transportsysteme. Vermehrt sollen Fischerei und Tourismus gefördert werden. Ausbildung und Dezentralisierung seien Prioritäten, wobei z. T. auch Schweizer IDA-Beiträge eine Rolle spielten.7 Das schweizerische Nahrungsmittelprogramm soll noch besser an die Verhältnisse angepasst werden.8 Die mit Schweizer Hilfe errichtete Meerwasserentsalzungsanlage trage zur Trinkwasserversorgung der 50 000 Einwohner der Stadt Mindelo bei.9 Sorgen bereitete die Entwicklung der Insel Boa Vista, die eine Bevölkerungsabwanderung verzeichne. Dort wird mittels einer schweizerisch-kapverdischen Joint-Venture ein Elektronikbetrieb errichtet.
Gemäss dem Generaldirektor für internationale Zusammenarbeit J. L. Rocha ist die Weltbank an Privatisierungs- und Infrastrukturprojekten beteiligt. Ein Engagement der Schweiz sei beim Hafenbau in Boa Vista sowie bei der Berufsausbildung erwünscht. Man hoffe, das schweizerische Pilotprojekt betreffend Gegenwertsfonds bald auf nationaler Ebene anwenden zu können.10 Mit dem neuen «Programme indicatif de coopération», welches zu einer Verlagerung vom Projekt- zu einem Programmansatz führe, leiste die Schweiz Pionierarbeit.11
Präsident Monteiro bezeichnete die universelle Friedensförderung und die Verteidigung der Menschenrechte als die wichtigsten Anliegen der Kapverden als nichtständiges UNO-Sicherheitsratsmitglied. Man verstehe sich als Verteidiger afrikanischer Interessen, habe jedoch auch an Beschlüssen betreffend ex-Jugoslawien mitgearbeitet. Gemäss Aussenminister M. Chantre ist im UNO-Sicherheitsrat auch die Frage der Sanktionen gegenüber Libyen bald wieder aktuell.12 Deren Ursachen seien durch die Kapverden verurteilt worden. Bezüglich der Rolle der UNO nach dem Golfkrieg und der jüngsten Schwierigkeiten in ex-Jugoslawien, Somalia und Angola, wies er auf die Notwendigkeit struktureller und organisatorischer Reformen der Weltorganisation hin.13 Die neue internationale Lage nach dem Ende des kalten Krieges schaffe Gefahren und Chancen. Gerade letztere gelte es auch durch die Schweiz wahrzunehmen. Im kommenden Oktober, wie bereits im vergangenen, werden die Kapverden voraussichtlich wieder den Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat einnehmen. Die Inselgruppe sei wohl das einzige Land der Erde, das mehr Bürger im Ausland als innerhalb seines Territoriums aufweise. Schon daher ergebe sich ein Interesse an der Friedensförderung, wobei die Inseln einen friedlich erfolgten politischen Wechsel vorweisen könnten. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich der Aussenminister für die Aufnahme, welche Kapverder in der Schweiz gefunden hätten.
Bundesrat F. Cotti erläuterte kurz die drei Optionen unseres Landes gegenüber der westeuropäischen Integration (bilaterale Verhandlungen, verbesserte nationale Rahmenbedingungen und eventueller späterer EWR-, resp. EG-Beitritt).14 Dabei bemühten wir uns, eine Isolierung zu verhindern und auch die Beziehungen zu Mittel- und Osteuropa zu vertiefen. Präsident Monteiro gab dem lebhaften Wunsch Ausdruck, dass die Schweiz der EG beitrete, um dort die Erfahrungen bezüglich der Dritten Welt einzubringen.
Laut Aussenminister M. Chantre haben die fünf portugiesischsprachigen Länder Afrikas nicht nur die Wahlen in Angola begrüsst, sondern auch Savimbi aufgefordert, deren Ausgang zu akzeptieren.15 Im Gegensatz zur UNO, die an der Lage in Angola fast verzweifle, widersetzten sich die Kapverden einem Rückzug der Vereinten Nationen aus Angola. Dagegen wurde die Anerkennung der Regierung Dos Santos durch die USA von der kapverdischen Diplomatie begrüsst, welche sich bereits seit längerem für einen solchen Schritt eingesetzt habe. Diese habe Kontakte zu Luanda wie zur UNITA und glaube in der angolanischen Regierung eine gewisse Bereitschaft zu erkennen, im Rahmen einer Regierung nationaler Einheit, UNITA-Kader einbinden zu wollen. Die Lage in Angola sei indessen komplex, und es bestünden noch erhebliche ethnische Probleme. Zentral sei nicht der Abschluss eines Friedensabkommens, sondern die Durchsetzung eines dauerhaften Friedens.16
- 1
- CH-BAR#E8001D#1997/5#2963* (320.4). Diese Informationsnotiz an den Bundesrat wurde von Daniel Haener von der Politischen Abteilung II des EDA verfasst und vom Vorsteher des EVED, Bundespräsident Adolf Ogi, unterzeichnet. Nebst Bundespräsident Ogi nahm auch der Vorsteher des EDA, Bundesrat Flavio Cotti, an den Gesprächen teil. Der kapverdische Präsident António Mascarenhas Monteiro wurde unter anderem von Aussenminister Manuel Chantre begleitet. Für die vollständige Delegationsliste vgl. das Dossier CH-BAR#E2010A#2001/161#1698* (B.15.21(4)).↩
- 2
- Es handelte sich um den ersten Besuch eines kapverdischen Präsidenten in der Schweiz, vgl. die Notiz der Politischen Abteilung II des EDA vom 11. Mai 1993, CH-BAR#E2010A#2001/161#1698* (B.15.21(4)).↩
- 3
- Für einen Überblick über die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit auf den Kapverden vgl. die Notiz der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe (DEH) des EDA vom 11. Mai 1993, dodis.ch/65860.↩
- 4
- Für den demokratischen Wandel auf den Kapverden vgl. den Politischen Bericht Nr. 1 des schweizerischen Botschafters in Dakar, Walter Gyger, vom 5. Januar 1993, dodis.ch/65965, sowie die Gesprächsnotiz der Politischen Abteilung II des EDA zum offiziellen Arbeitsbesuch des kapverdischen Aussenministers, Jorge Carlos Almeida Fonseca, vom 31. Oktober 1991, dodis.ch/58740.↩
- 5
- Vgl. dazu das BR-Prot. Nr. 2066 vom 23. Oktober 1991, dodis.ch/57563, sowie das Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Kapverden über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen vom 28. Oktober 1991, AS, 1993, S. 1253–1258.↩
- 6
- Zur schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit auf den Kapverden im Allgemeinen vgl. das Jahresprogramm der DEH 1993 vom 17. Dezember 1992, dodis.ch/66235, sowie die Notiz «Stratégie pour le maintien d’un engagement DDA au Cap-vert» der DEH vom 30. November 1993, dodis.ch/66236.↩
- 7
- Vgl. dazu das nicht-rückzahlbare Zahlungsbilanzhilfe-Abkommen zwischen der Schweiz und den Kapverden im Umfang von 5 Mio. CHF, das am 22. Dezember 1993 in Praia unterzeichnet wurde, dodis.ch/66663.↩
- 8
- Zur schweizerischen Nahrungsmittelhilfe für die Kapverden vgl. das BR-Prot. Nr. 534 vom 12. März 1990, dodis.ch/56111, sowie den Bericht Joint Dutch/Swiss Evaluation Mission of Food Aid to Cape Verde vom Juni 1993, CH-BAR#E2200.152#2006/71#26* (771.28).↩
- 9
- Vgl. dazu das Dossier CH-BAR#E2200.152#2006/71#17* (771.22).↩
- 10
- Zur Anwendung des Gegenwertfonds vgl. den Reisebericht des stv. Chefs der Sektion humanitäre Zusammenarbeit der DEH, Gerhard Pfister, vom 28. März 1993, dodis.ch/67850.↩
- 11
- Zum «Programme indicatif de coopération» vgl. den zweiten Teil des Reiseberichts von Claude-André Mottier der Sektion Westafrika der DEH vom 14. Juni 1993, dodis.ch/66231.↩
- 12
- Vgl. dazu das BR-Prot. Nr. 19 vom 12. Januar 1994, dodis.ch/65125, sowie die thematische Zusammenstellung UNO-Sanktionen gegen Libyen (1992), dodis.ch/T2192.↩
- 13
- Zur schweizerischen Haltung zu den UNO-Reformen vgl. die Notiz der Direktion für internationale Organisationen des EDA an die Vorsteherin des EDI, Bundesrätin Ruth Dreifuss, vom 21. Juni 1993, dodis.ch/62315, Punkt 2. Vgl. ferner DDS 1992, Dok. 16, dodis.ch/58969, sowie zur Rolle Genfs im Lichte der Reformen das Schreiben der Direktion für internationale Organisationen vom 23. Juni 1992, dodis.ch/62024.↩
- 14
- Vgl. DDS 1993, Dok. 10, dodis.ch/64545, sowie die Botschaft des Bundesrates über das Folgeprogramm nach der Ablehnung des EWR-Abkommens vom 24. Februar 1993, dodis.ch/64684.↩
- 15
- Zu den Wahlen in Angola im Herbst 1992 vgl. den Bericht über die schweizerische Beteiligung an der UNO-Beobachtungsmission vom 26. Oktober 1993, dodis.ch/62898.↩
- 16
- Zur Lage in Angola und den bilateralen Beziehungen vgl. den Schlussbericht des Geschäftsträgers a. i. der schweizerischen Botschaft in Luanda, Giambattista Mondada, vom 20. Juli 1993, dodis.ch/64525.↩
Relations to other documents
http://dodis.ch/66559 | see also | http://dodis.ch/64148 |
Tags
Technical cooperation Angola (General)