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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 23, doc. 47
volume linkZürich/Locarno/Genève 2011
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001E#1978/84#5650* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(E)1978/84 918 | |
Dossier title | Verstaatlichungen. Allgemeines (1959–1967) | |
File reference archive | B.34.66.0 • Additional component: Polen |
dodis.ch/31312
Der Rechtsberater des Politischen Departements, R. Bindschedler, an den Chef der Abteilung für Politische Angelegenheiten des Politischen Departements, P. Micheli1
Besuch des polnischen Botschafters
1. Botschafter Kropczynski kommt von sich aus auf die Absetzung Chruschtschews2 zu sprechen und erklärt, er sei von diesem Ereignis ebenso überrascht wie die Öffentlichkeit. Er hätte über keine Informationen verfügt, die auf einen bevorstehenden Regierungswechsel hätten schliessen lassen. Den neuen Ministerpräsidenten Kosygin kenne er persönlich. Es handle sich vor allem um einen Fachmann der Wirtschaft, der sich bis jetzt hauptsächlich mit wirtschaftlichen Problemen beschäftigt habe. K[ropczynski] sei mit ihm in seiner Eigenschaft als Aussenhandelsminister zusammengekommen. Über Breschnjew könne er nichts sagen. Es sei nicht mit einer Änderung der Politik der Sowjetunion zu rechnen. Alle Leute in Russland seien für Frieden und internationale Zusammenarbeit eingestellt.
2. K[ropczynski] wirft die Frage nach dem Ergebnis der Enquête über die herrenlosen polnischen Guthaben auf3. Man sei in Warschau etwas erstaunt, noch keine Antwort erhalten zu haben. In der Tat haben wir einen Bericht über dieses Problem versprochen. Ich antworte, dass die Sache kompliziert sei und deshalb Zeit benötige. Zuständig sei das Justizdepartement. Über das Ergebnis dürfe man sich jedenfalls keinen Illusionen hingeben. 19494 habe man mit Phantasiezahlen gespielt. Ich habe immerhin den Eindruck, dass man im polnischen Finanzministerium auf die Sache grosses Gewicht legt.
Der Rechtsdienst sollte bei der Justizabteilung darauf hinwirken, dass wir der polnischen Regierung endlich antworten5 können.
3. Schliesslich erzählt mir Botschafter Kropczynski noch von seinem Sohn6, der Schwierigkeiten habe, bei der ETH immatrikuliert zu werden. Sein Sohn habe aber die Maturität bestanden und bereits ein Semester an der Technischen Hochschule in Polen studiert. Er begreife deshalb die Schwierigkeiten, die ihm nun gemacht würden, nicht recht. Er habe bereits mit Bundesrat Tschudi darüber gesprochen. Ein konkretes Begehren stellte der Botschafter nicht.
Es wäre vielleicht im Interesse der gegenseitigen Beziehungen, wenn wir etwas in dieser Angelegenheit tun könnten.
- 1
- Notiz: E 2001(E) 1978/84 Bd. 918 (B.34.66). Visiert von F. T. Wahlen. Kopien an A. Janner und E. Diez.↩
- 2
- Zur Entfernung von N. S. Chruschtschow aus führenden Regierungs- und Parteiämtern am 14. Oktober 1964 vgl. das Telegramm Nr. 200 der schweizerischen Botschaft in Moskau an das Politische Departement vom 16. Oktober 1964, dodis.ch/31027 und den Politischen Bericht Nr. 55 von A. R. Ganz vom 31. Dezember 1964, dodis.ch/31028.↩
- 3
- Vgl. hierzu DDS, Bd. 23, Dok. 46, dodis.ch/31328 und Dok. 179, dodis.ch/31451, Anm. 21.↩
- 4
- Vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 32, dodis.ch/31318, Anm. 9.↩
- 5
- Vgl. dazu das BR-Prot. Nr. 2005 vom 17. November 1964, dodis.ch/31311.↩
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