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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 23, doc. 21
volume linkZürich/Locarno/Genève 2011
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Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2001E#1980/83#3857* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2001(E)1980/83 572 | |
Titolo dossier | Beziehungen zur Schweiz (1961–1970) | |
Riferimento archivio | B.15.21 • Componente aggiuntiva: Rumänien |
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2001E#1978/84#899* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2001(E)1978/84 131 | |
Titolo dossier | Ausreiseschwierigkeiten für Schweizer. Interpellation Guisan vom 20.6.1963 (1958–1964) | |
Riferimento archivio | B.35.51.20 |
dodis.ch/31540 Notiz des Chefs der Sektion Ost, A. Janner, zuhanden der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates1
Welches ist der Stand unserer Beziehungen mit Ungarn, der Tschechoslowakei und Rumänien?
a) Ungarn
Die Beziehungen haben sich 1963 weitgehend normalisiert. Sie können zur Zeit als korrekt bezeichnet werden, wobei die ungarischen Behörden offensichtlich Wert darauf legen, ein gutes Klima zu schaffen. Dieser Trend hängt auch mit der allgemein vom Osten praktizierten Entspannungspolitik zusammen, wobei in Ungarn auch innenpolitisch die relativ grössten Fortschritte unter den Satellitenländern festgestellt werden konnten.
Am spürbarsten war die Lockerung auf dem Visasektor. Die Eidgenössische Fremdenpolizei erteilte 8586 Einreisebewilligungen nach der Schweiz (fast dreimal mehr als für das bisher führende Polen). Die Ungaren fürchten sich nicht mehr, einen Pass zu beantragen, und selbst zurückgebliebene Angehörige von Flüchtlingen in der Schweiz erhalten einen solchen, nicht zuletzt deshalb, weil das Regime – nicht ganz zu unrecht – damit rechnet, dass die Flüchtlinge mit der Zeit den Weg zurückfinden. Irgendwelche Schwierigkeiten bei diesem Reiseverkehr, der auch in der Gegenrichtung zunahm, haben sich nicht ergeben.
Das wichtigste Positivum bildet aber die Wiederaufnahme der Verhandlungen über die schweizerischen Liegenschaften in Ungarn2. Wir verweisen diesbezüglich auf die Antwort auf die Notiz der Sektion Ost ad B II 13.
Auch mit der Tschechoslowakei hat sich das bilaterale Klima etwas gebessert, wenn auch nur zögernd. Immerhin scheint die Agententätigkeit4 (wenigstens vorderhand) aufgehört zu haben; es wurden auch keine Schweizerbürger mehr verhaftet5 und ausser einem wegen einem nachgewiesenen gemeinen Mord vor Jahren verurteilten Schweizer befinden sich keine Landsleute mehr in tschechischen Gefängnissen.
Es gelang uns auch, die 1958 unterbrochenen Verhandlungen6 über nationalisierte schweizerische Liegenschaften wieder zur Diskussion zu stellen7. Zu einem Ergebnis kam es allerdings nicht, immerhin auch nicht zu einem Abbruch der Besprechungen. Wir verweisen im übrigen auf die Notiz8 der Sektion Ost ad B II 1.
c) Rumänien
Über die Beziehungen mit Rumänien gibt es wenig zu berichten. Sie entsprechen seit Jahren dem Normalstand mit Oststaaten. Rein schweizerische Interessen sind zur Zeit weder gefährdet noch verletzt. Indessen verdient folgende Situation erwähnt zu sein:
Rumänien ist der einzige der von uns anerkannten kommunistischen Staaten, der gebürtigen Schweizerbürgern bzw. -bürgerinnen, die neben ihrer ursprünglichen oder wiedererworbenen schweizerischen Staatsangehörigkeit noch die rumänische besitzen, immer wieder Ausreiseschwierigkeiten bereitet. Da die Betreffenden auch Rumänen sind (meist durch Heirat), ist Bukarest rein völkerrechtlich nicht verpflichtet, sie ausreisen zu lassen. Menschlich handelt es sich aber um die Anwendung stalinistischer Methoden, wobei die Furcht mitspielt, die Leute könnten im Westen «auspacken». Neben solchen Doppelbürgern gibt es noch ausschliesslich rumänische Staatsangehörige, die zu ihren nächsten Blutsverwandten (Kinder, Geschwister) schweizerischer Nationalität in der Schweiz ziehen möchten und die ebenfalls daran gehindert werden. Nur mit grösster Mühe gelingt es selten, hier Erfolge zu erzielen. Es war diese Situation mit Rumänien, die den damaligen Nationalrat Louis Guisan am 20. Juni 1963 zu einer Interpellation9 veranlasste (8807). In der Folge geruhten die rumänischen Behörden zwei Rumänen (Ehemann10 bzw. Bruder11) sowie eine Doppelbürgerin12 zu ihren schweizerischen Verwandten ausreisen zu lassen, sodass die Interpellation zurückgezogen werden konnte. Die Lage ist deshalb heikel, weil es sich im günstigsten Fall um Doppelbürger handelt und, wie gesagt, das Völkerrecht keine Handhabe bietet, wohl aber humanitäre Erwägungen den Ausschlag geben sollten.
- 1
- Notiz (Kopie): E 2001(E) 1980/83 Bd. 572 (B.15.21). J. Wilhelm rapportierte den Bericht vor der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats am 27. April 1964. Vgl. das Protokoll der Verhandlungen der Geschäftsprüfungskommission in Locarno vom 27. und 28. April 1964, E 1050.7(A) 1995/503 Bd. 4, S. 28 f.↩
- 2
- Zu den Verhandlungen zwischen der Schweiz und Ungarn zu den noch offenen vermögensrechtlichen Fragen vgl. DDS, Bd. 18, Dok. 32, dodis.ch/8539, und DDS, Bd. 20, Dok. 17, dodis.ch/11154; das Protokoll betreffend schweizerischer Vermögenswerte in Ungarn: Natio nalisierungsentschädigungen vom 29. Juni 1955, K I(-) 1561; das Protokoll von M. M. Jeanrenaud vom 9. August 1960, dodis.ch/16632; die Notiz von J.-J. Indermühle an H. Zoelly vom 6. März 1962, dodis.ch/30523; den Bundesbeschluss über die in der Schweiz befindlichen Vermögen rassisch, religiös oder politisch verfolgter Ausländer oder Staatenlosen vom 20. Dezember 1962, AS, 1963, S. 423–432; das BR-Prot. Nr. 1367 vom 16. Juli 1963, dodis.ch/30528; die Notiz von A. Glesti vom 30. September 1964, dodis.ch/31675; die Notiz von H. Zoelly vom 30. Oktober 1964, dodis.ch/31678; das BR-Prot. Nr. 1453 vom 27. August 1965, dodis.ch/31681; das Schreiben von A. Weitnauer an W. Fuchss vom 29. November 1965, dodis.ch/31639; das BR-Prot. Nr. 2260 vom 28. Dezember 1965, dodis.ch/31682; die Notiz von A. Janner vom 15. Februar 1966, dodis.ch/31690 sowie die Notiz von A. Janner vom 29. August 1966, dodis.ch/31686. Siehe auch DDS, Bd. 23, Dok. 174, dodis.ch/31632. Vgl. zu dieser Frage und zu den Beziehungen zu Ungarn allgemein auch DDS, Bd. 23, Dok. 166, dodis.ch/30805 und Dok. 174, dodis.ch/31632.↩
- 3
- Vgl. dazu das Protokoll der Verhandlungen der Geschäftsprüfungskommission in Locarno vom 27. und 28. April 1964, E 1050.7(A) 1995/503 Bd. 4 (1), S. 28.↩
- 4
- Zu den verschiedenen Spionageaffären vgl. die Notiz von A. Janner vom 20. September 1961, dodis.ch/30338; die Notiz von A. Janner vom 29. März 1962, dodis.ch/30339; die Notiz von A. Janner vom 1. Juni 1962, dodis.ch/30340; das BR-Prot. Nr. 1699 vom 28. September 1962, dodis.ch/30379 und die Notiz von A. Janner vom 12. November 1962, dodis.ch/30380.↩
- 5
- Zur Inhaftierung von Schweizerbürgern in der Tschechoslowakei vgl. die Notiz von A. Janner vom 29. März 1962, dodis.ch/30339; die Notiz von A. Janner vom 12. November 1962, dodis. ch/ 30380 und das Schreiben von A. Parodi an P. Micheli vom 26. November 1962, dodis.ch/30385.↩
- 6
- Vgl. dazu Doss. E 2001(E) 1970/216 Bd. 1774 (B.34.66.1.0) und E 2001(E) 1972/33 Bd. 246 (B.34.66.1.0).↩
- 7
- Zur Wiederaufnahme der Nationalisierungsverhandlungen mit der Tschechoslowakei vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 143, dodis.ch/30396, Anm. 6; die Notiz von A. Janner vom 17. Dezember 1963, dodis.ch/30443; die Notiz von A. Janner vom 10. November 1964, dodis.ch/31452 und das Schreiben von A. Parodi an P. Micheli vom 3. Dezember 1964, dodis.ch/31462. Vgl. auch DDS, Bd. 23, Dok. 179, dodis.ch/31451.↩
- 8
- Nicht ermittelt. Zu den Nationalisierungsverhandlungen mit der Tschechoslowakei vgl. Anm. 7.↩
- 9
- Vgl. dazu Doss. E 2001(E) 1978/84 Bd. 131 (B.35.51).↩
- 10
- M. M. Popescu-Borel. Vgl. dazu die Notiz von F. T. Wahlen vom 4. Februar 1963, dodis.ch/30521.↩
- 12
- E. Marian-Polli. Vgl. Anm. 10.↩
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