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Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 24, Dok. 121
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2005A#1980/82#679* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2005(A)1980/82 210 | |
Dossiertitel | Projekte und Aktionen (1967–1969) | |
Aktenzeichen Archiv | t.311 • Zusatzkomponente: Peru |
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2001E#1980/83#3681* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2001(E)1980/83 557 | |
Dossiertitel | Schweiz. Anleihen an Peru (1968–1970) | |
Aktenzeichen Archiv | C.41.152.0 • Zusatzkomponente: Peru |
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E7110#1979/14#2090* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 7110(-)1979/14 131 | |
Dossiertitel | Kredite, Anleihen (1968–1968) | |
Aktenzeichen Archiv | 861.5 • Zusatzkomponente: Peru |
dodis.ch/33129 Interne Notiz der Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements1 Besuch2 einer peruanischen Finanzdelegation in Zürich (am Sitz des Schweiz. Bankvereins) vom 18. Dezember 1968
Nach einer einleitenden Begrüssung durch den Vorsitzenden, erläutert der peruanische Wirtschaftsminister, General Valdivia, in grossen Zügen, das Aktionsprogramm seiner Regierung auf wirtschaftlichem Gebiet. Es ist grundsätzlich in zwei Abschnitte zu teilen:
1. Meisterung der gegenwärtigen Situation;
2. künftige Entwicklung.
ad 1) Stabilisierung der Staatsfinanzen durch: Erschliessung neuer permanenter Einnahme-Quellen, Verbesserung der Erhebungsmethoden und Eliminierung des Budgetdefizits.
– Stand-by-Kredite. Der IWF hat bereits 75 Mio. $ gewährt; 70 Mio. $ stammen aus den USA und Kanada. Verträge über 25 Mio. $ sollen in den kommenden Tagen mit europäischen Banken abgeschlossen werden. (GB [8 Mio. $], BRD [4,5 Mio. $], Frankreich [3,5 Mio. $], Schweiz [2.75 Mio. $], Skandinavische Banken [1 Mio. $], Belgien [1 Mio. $]; mit Italien [4,25 Mio. $] tauchten Schwierigkeiten auf, die möglicherweise auf den kürzlichen Regierungswechsel zurückzuführen sind.)
– Private Investitionen. Hier weist General Valdivia einerseits auf die Wichtigkeit ausländischer Investitionen für die peruanische Wirtschaft hin; sie seien in Peru nach wie vor sehr erwünscht. Gemäss den peruanischen Gesetzen seien Ein- und Ausfuhr von Kapital, die Überweisung von Amortisationen und Erträgnissen, etc., frei; die Transfers hätten im Rahmen der Devisenbestimmungen des Banco Central de Reserva mit Devisenzertifikaten zu erfolgen. Andrerseits gibt der General bekannt, dass für die nächsten drei Jahre bereits Investitionen im Werte von mindestens 360 Mio. $ (AmericanSmelting allein 330 Mio. $) vorgesehen seien. Der Fall der International Petroleum Company sei ein ganz besonders gelagerter Einzelfall3, der kein Präjudiz für die Haltung der peruanischen Regierung gegenüber ausländischen Investitionen bedeute und der nicht falsch interpretiert werden sollte. Im übrigen handle es sich hier nicht um eine Konfiskation sondern um eine Expropriation, die im öffentlichen Interesse liege; eine Handlung also, die grundsätzlich von allen Ländern der Welt vorgenommen werden könne. Eine Schätzung der Aktiven der IPC sei bereits im Gange. An dieser Stelle lassen sich unsere Bankiers bestätigen, dass namentlich Lima Light and Power4 nicht gefährdet ist.
ad 2) Die künftige Entwicklung soll gefördert werden durch:
– besseren Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel;
– rationelle Durchführung der Pläne, die auf lange Sicht (20 Jahre), mittlere Sicht (5 Jahre) und kurze Sicht (1 Jahr) aufgestellt und harmonisch koordiniert wurden. (Vgl. dazu Berichte der Schweiz. Botschaft in Lima vom 6. und 9. Dezember 19685).
Der Hauptzweck der Reise nach Europa bestehe im Abschluss der Verhandlungen über die Refinanzierungskredite und die Stand-by-Kredite zur Entlastung der Zahlungsbilanzen der Jahre 1968 und 1969. Ferner wolle man in Zürich abklären, was die Schweiz, ausser dem Stand-by-Kredit6, noch an Hilfe leisten könne. Einen gut gelungenen Beitrag stelle die Lima Light and Power dar. Unter dem Vollmachtenregime sei u. a. auch diese Gesellschaft zu einem Status-Wechsel gezwungen worden. Die heutige Regierung sei jedoch bemüht, ihr die Aufgabe zu erleichtern. (Es ist uns bekannt, dass das Begehren der Lima Light and Power, das die Nominalisierung der Aktien zum Gegenstand hatte, bereits erfüllt wurde.) Es gelte, die ausgezeichneten Wirtschaftsbeziehungen durch weitere Leistungen auszubauen. Zur Abklärung stünden zwei Gruppen von Hilfeleistungen:
a) Hilfe vom privaten Sektor;
b) Hilfe aus dem öffentlichen Sektor.
ad a) Hierunter versteht der General u. a. die Eröffnung von Kreditlinien der Banken an peruanische Institute, wie Banco Industrial, Fondo de Fomento und insbesondere auch an den Fondo de Inversiones Privadas (FIP), zum Ankauf schweizerischer Maschinen etc.
ad b) Hier denkt der General an Leistungen des Bundes im Rahmen der technischen Zusammenarbeit.
Dr. Kuczinsky (Gerente Banco Central de Reserva) erläutert Sinn und Zweck des FIP, der erst vor kurzem gegründet worden sei und vom Banco Central de Reserva verwaltet werde. Dieser Fonds soll dem Ankauf von Investitionsgütern (mittelfristige Kredite für die Sektoren Maschinen, Landwirtschaft und Minen) im Ausland dienen und ganz allgemein mithelfen, die Wirtschaft anzukurbeln sowie namentlich auch die privaten Banken zum Einsatz von Mitteln zugunsten der Industrie anregen. Über die definitive Form des Wirkens des FIP habe man bereits gewisse Vorstellungen (die aber noch nicht ganz gefestigt scheinen). Der Fonds sollte über Kreditlinien in möglichst vielen Ländern verfügen, damit die Importeure Perus ihre Käufe nach kaufmännischen Regeln tätigen könnten, ohne auf ein bestimmtes Land angewiesen zu sein. Von der USAID sei eine «soft loan» von 7,5 Mio. $, gebunden an die Lieferung von Maschinen aus den USA, gewährt worden. Die Tschechoslowakei habe 6 Mio. $ zum Ankauf von tschechischen Maschinen zur Verfügung gestellt. Mit andern Ländern, d. h. der BRD, Belgien und Italien stehe man in Diskussion. Frankreich dagegen sei momentan nicht aktuell. Eine Kreditlinie der Schweiz von ungefähr 3–5 Mio. $, insbesondere für den Ankauf von Textilmaschinen, wäre sehr willkommen. Auf eine Frage der Bankiers hin wird bestätigt, dass der Banco Central de Reserva, also die Staatsbank, als Kreditnehmer auftreten würde. Herr Paltzer nimmt eine kleine Dokumentation über diese neue Einrichtung mit Dank in Empfang, bringt dem FIP Sympathie entgegen, weist aber gleichzeitig auch auf die Bedeutung der ERG hin und bittet Herrn Léchot, sich zu diesem Punkt zu äussern. Dieser weist auf die wohlwollende Haltung der Behörden und das Interesse der schweizerischen Wirtschaft gegenüber Peru hin und hebt die beträchtlichen bisherigen schweizerischen Leistungen hervor (steigender Warenaustausch, Investitionen, Schweizer-Kolonie, etc.)7. Auch wir sind an einem Ausbau der guten Wirtschaftsbeziehungen interessiert.
Der FIP ist für uns nichts Neues. Über seine Aktivität ist jedoch noch wenig bekannt. Rahmenkredite, deren Ausnützung in manchen Fällen unbefriedigend ist, nivellieren oft die Zahlungskonditionen in dem Einzelfall nicht angepasster Weise. Es gibt souplere Lösungen, die befriedigendere Resultate ergeben. Die Behörden sind bereit, die Angelegenheit in Zusammenarbeit mit Banken und Industrie näher zu prüfen. Herr Kuczinsky wurde gebeten, zu diesem Zwecke genauere Angaben über die zu finanzierenden Objekte bzw. Investitionsgüter zu machen und uns auch über die Resultate, die die Verhandlungen mit andern Ländern ergaben, zu informieren. Beim Mittagessen stellt Dr. Kuczinsky Vorschläge für Januar 1969 in Aussicht.
In Bezug auf die technische Hilfe8 schildert Herr Léchot die Politik des EPD und stellt fest, dass Peru im lateinamerikanischen Raum der wichtigste Konzentrationspunkt unserer Aktionen ist. Die bisherigen Leistungen schliessen nicht aus, dass neue, konkrete Vorschläge, die in einem gewissen Zusammenhang mit den bereits in Ausführung stehenden Programmen stehen und die von der peruanischen Regierung auszugehen hätten, schweizerischerseits mit Wohlwollen geprüft werden.
Herr Wehrli (SBG) beleuchtet gewisse Aspekte der offiziellen und privaten Leistungen der schweizerischen Entwicklungshilfe, im besonderen jene die in Peru geleistet wird.
In Bezug auf die privaten Investitionen hebt Herr Léchot die Wichtigkeit des guten Investitionsklimas hervor. Ein Abkommen über den Schutz und die Förderung von Investitionen, wie es bereits mit andern Ländern, auch lateinamerikanischen, abgeschlossen wurde, könnte in verschiedener Hinsicht nützlich sein (Klima, Investitionsrisikogarantie). Auch würde es nur eine Bestätigung der bisherigen, liberalen Praxis Perus sowie der im Völkerrecht enthaltenen Zusicherungen darstellen. General Valdivia zeigt sich interessiert. Er will unsern Muster-Text9, von dem wir ihm einige Exemplare (französisch und spanisch) übergeben, prüfen lassen.Stand-by-Kredit
In London offen gebliebene, banktechnische Fragen wurden (in geradezu freundschaftlicher Weise) bereinigt. Weil es nicht sicher ist, dass Italien noch mitmacht, stimmen die Banken auch einer evtl. Erhöhung des Betrages um eine halbe Million Dollar zu. (Der ursprüngliche Betrag von 6–7 Mio. $, den die schweizerischen Banken übernehmen sollten, war inzwischen auf 2,75 Mio. $ oder 11,8525 Mio. Franken reduziert worden und zwar in Übereinstimmung mit der von Peru gewünschten Herabsetzung des Beitrages der europäischen Banken von 40 auf 25 Mio. $.)
Nach dem gemeinsamen Mittagessen schritten die Banken (Vertreter der Volksbank und der Bank Leu wurden eilends aufgeboten) zur Unterzeichnung des Vertrages über die Gewährung des Stand-by-Kredites in der Höhe von vorläufig 11,8525 Millionen Franken.
Während des Mittagessens ergab sich auch Gelegenheit, das Konsolidierungsgesuch Sulzer/MFO (Beilage 210) zur Sprache zu bringen. Die Herren Kuczinsky und Meneses wiesen darauf hin, dass dieses Begehren nichts mit der Regierungspolitik (Situation der Zahlungsbilanz und Konsolidierung) zu tun habe. Die Asignación Departamental de Loreto verfüge über ein Budget; ihre Mittel reichten nun aber offenbar nicht aus, die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Ein Zusammenhang dieser Lage mit der Abwertung könne bestehen. Herr Kuczinsky ist persönlich der Meinung, dass der Tarif für den Verkauf von Elektrizität in Iquitos vielleicht etwas zu tief angesetzt wurde. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass es die Verwaltung des Werkes schwierig habe, die Konsumenten elektrischen Stroms zum Zahlen zu bewegen. Seiner persönlichen Ansicht nach könnte man auf einer rechtzeitigen Zahlung der Amortisationsquoten insistieren. (Bei der endgültigen Beurteilung des vorliegenden Gesuches, dürfte aber auch die Tatsache, dass es sich beim Schuldner um einen guten Kunden der schweizerischen Industrie handelt, eine Rolle spielen.) Dr. Meneses dagegen will sehen, was sich in Peru tun lässt. Er wird unserer Botschaft in Lima Bescheid geben.
Die peruanische Delegation hinterliess einen sehr guten Eindruck. Der Wirtschaftsminister äusserte sich in klarer, offener Sprache und namentlich auch Dr. Kuczinsky scheint ein aufgeschlossener, kompetenter Fachmann, dem unsere Banken vertrauen, zu sein.
- 1
- Notiz: E7110#1979/14#2090* (861.5). Unterzeichnet von H.- U. Greiner. Kopien an die schweizerische Botschaft in Lima, die Abteilung für Politische Angelegenheiten und den Dienst für technische Zusammenarbeit des Politischen Departements, die Finanzverwaltung des Finanz- und Zolldepartements und die Geschäftsstelle für Exportrisikogarantie sowie an R. Probst, H. Bühler, W. Kobel, H. Hofer, H. Aebli, H.- U. Greiner.↩
- 2
- Vgl. dazu auch das Schreiben von H. Hess an E. Léchot vom 27. Dezember 1968, dodis.ch/33819 sowie zu späteren Treffen die Notiz über den Besuch von Botschafter José de la Puente vom 3. September 1969, dodis.ch/33943.↩
- 3
- Vgl. dazu das Schreiben von H. Hess an P. R. Jolles vom 20. Dezember 1968, E7110#1979/14#2082* (832).↩
- 4
- Vgl. dazu das Schreiben von H. Hess an P. R. Jolles vom 7. Dezember 1967, E2001E#1978/84#5555* (C.41.157).↩
- 5
- Vgl. Doss. E2005A#1980/82#679* (t.311).↩
- 6
- Vgl. das Schreiben von R. Probst an die Generaldirektion des Schweizerischen Bankvereins vom 14. Januar 1969, E7110#1980/63#1794* (861.5).↩
- 7
- Vgl. das Schreiben von H. Hess an P. R. Jolles vom 7. März 1968, dodis.ch/33949 sowie die Notiz der Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements vom 13. November 1969, dodis.ch/33947.↩
- 8
- Zur technischen Hilfe an Peru vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 134, dodis.ch/31350; Dok. 158, dodis.ch/31347 und DDS, Bd. 24, Dok. 101, dodis.ch/32839, bes. Anm. 41 und Anm. 46.↩
- 9
- Vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 94, dodis.ch/32865, bes. Anm. 7.↩
- 10
- Vgl. Doss. Anm. 1.↩
Tags
Peru (Allgemein) Investitionen und IRG