Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 22, doc. 106
volume linkZürich/Locarno/Genève 2009
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001E#1976/17#2327* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(E)1976/17 394 | |
Dossier title | Politische Auswirkungen nach der Rede von Präsident Kennedys vom 22. Oktober 1962 Band 1 (1962–1963) | |
File reference archive | B.73.0.Uch • Additional component: Kuba |
dodis.ch/19007
1. Anschliessend an Briefing der neutralen und neutralistischen Botschafter über Kuba-Aktion am Montag Abend nahm der amerikanische Staatssekretär2 Botschafter Lindt auf die Seite und sagte ihm – sehr ernst – ungefähr folgendes: «Ich spreche mit Ihnen rein persönlich, und was ich sage, sollte nicht mit meinem Namen verknüpft werden. Die Lage ist so ernst, dass auch Ihr Land in Mit leidenschaft gezogen werden könnte. Wäre es nicht möglich, dass Ihr Botschafter in Havanna aus eigener Initiative und jeden Auftrag meinerseits verneinend Castro fragen würde, wie er sich die Zukunft Kubas vorstelle. Denn es ist Kuba, das in einer möglichen Entwicklung zuerst leiden würde. Könnte er nicht an jene Rede Kennedys erinnern, wonach US über alles mit Kuba verhandeln könnten, vorausgesetzt dass Kuba nicht mit der Sowjetunion alliiert ist und keine sowjetischen Basen auf seinem Boden beherbergt? Überlegen Sie sich dies einmal.» Lindt blieb vollständig unverbindlich. Er gewann Eindruck, dass der Staatssekretär offenbar Verhandlungen mit einem tatsächlich unabhängi gen kommunistischen Kuba für möglich hält und sogar wünscht, sofern Fidel Castro noch in Lage ist, sich von Russland loszusagen.
2. Geben Euch diese Anregung mit erheblichen Vorbehalten weiter. Wir möchten unbedingt den Eindruck unangebrachter und überhasteter Demarche, die zu Missverständnissen Anlass geben könnte, vermeiden. Glauben Euch aber Staatssekretär Rusks Überlegungen für alle Fälle nicht vorenthalten zu können. Unsere Meinung geht dahin, dass Ihr keine auffällige Initiative ergreifen solltet, um mit Fidel Castro in gewünschtem Sinne ins Gespräch zu kommen. Sollte sich jedoch Gelegenheit bieten, dies ohne Aufsehen zu tun oder sollte Castro, was nicht ganz ausgeschlossen wäre, eventuell von sich aus auf Zukunftsprobleme zu sprechen kommen, so könntet Ihr, sofern Euch Atmosphäre geeignet erscheint, rein persönlich und ohne jegliche Berufung auf Bern oder Washington Bemerkungen in vorstehendem Sinne fallen lassen3.
- 1
- Telegramm (Versandkopie): E 2001(E)1976/17/394. Paraphe: PO. Dieses Telegramm wurde von R. Probst verfasst Kopien gingen an J. Burckhardt und R. Bindschedler.↩
- 3
- Vgl. dazu das Telegramm von E. Stadelhofer an das Politische Departement vom 25. Oktober 1962, nicht abgedruckt, das Telegramm von A. R. Lindt an das Politische Departement vom 26. Oktober 1962, nicht abgedruckt, das Telegramm vom Politischen Departements an Lindt vom 27. Oktober 1962, nicht abgedruckt, und das Schreiben von Stadelhofer an P. Micheli vom 17. November 1962, nicht abgedruckt.↩
Tags
Cuba (General) United States of America (USA) (General) Foreign interests