Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 6, doc. 116
volume linkBern 1981
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E1004.1#1000/9#10805* | |
Dossier title | Beschlussprotokoll(-e) 25.04.-26.04.1915 (1915–1915) |
dodis.ch/43391
CONSEIL FÉDÉRAL
Procès-verbal de la séance du 25 avril 19151
1005. Spannung in Italien
Procès-verbal de la séance du 25 avril 19151
Herr Bundespräsident Motta gibt Herrn Bundesrat Hoffmann das Wort, der von den eingegangenen Depeschen aus Rom, London und Wien2 Kenntnis gibt. Die Depesche aus Berlin konnte nicht entziffert werden.
Aus den eingegangenen Meldungen geht hervor, dass die Situation gegenwärtig keinen Anlass zu besonderer Beunruhigung bietet.
In der Umfrage erklärt Herr Vizepräsident Decoppet, dass die bekanntgegebenen Mitteilungen ihn bestimmen, von weiteren Truppenaufgeboten abzusehen. Herr Bundesrat Müller hat dieselbe Auffassung. Herr Bundesrat Forrer wünscht vorerst die Ansicht des Herrn Generals zu kennen.
Herr General Wille glaubt auf eine Mobilisation, wie sie gestern beantragt wurde, heute verzichten zu sollen. Immerhin hält er es für wünschenswert, einige Verstärkungen aufzubieten. Er wünschte noch, wie es schon früher der Fall war, eine Reservedivision wieder zur Verfügung zu haben. Es würde die 6. Division aufgeboten werden, diese wäre an der Reihe. Der Mannschaft täte auch eine straffere Disziplinierung not. Es würden dann noch einige kleinere Truppenbestände der Landwehr aufgeboten, worüber noch eine Verständigung mit dem Militärdepartement stattzufinden hätte.
Herr Bundesrat Hoffmann folgt grundsätzlich der Auffassung, nach welcher das Aufgebot zweier Divisionen jetzt richtiger unterbleibt. Was nun die sog. Reservedivision anbelangt, so würde Herr Bundesrat Hoffmann es für zweckmässig erachten, wenn das Aufgebot nicht heute erlassen würde. Angesichts der bekannten Sachlage könnte dies zu Missverständnissen führen. Er denkt, es wäre gut möglich, in der nächsten ordentlichen Sitzung des Bundesrates, d. h. Dienstag, auf die Angelegenheit zurückzukommen und erst dann die Division auf einen zu bestimmenden Zeitpunkt aufzubieten.
Herr Bundesrat Schulthess würde es sehr wünschen, wenn mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage, besonders mit Rücksicht auf die Landesversorgung, dieser Zeitpunkt soweit tunlich hinausgeschoben würde. Gerade jetzt sind die in der Landwirtschaft tätigen Arbeitskräfte schwer zu entbehren.
Herr Bundesrat Calonder schliesst sich dem neuen Antrage an. Immerhin glaubt er, dass das kriegerische Ereignis, von dem man spreche, eintreten werde und dass man sich bereithalten müsse.
Herr Bundespräsident Motta weiss wohl, dass die allgemeinen, politischen Erwägungen den Ausschlag vor der finanziellen geben müssen, doch möchte er bei der Entscheidung über die Notwendigkeit von Aufgeboten auf die finanzielle Tragweite der ins Auge gefassten Massnahmen hingewiesen haben. Im übrigen wird der Antrag des Militärdepartementes auf die nächste Sitzung zu gewärtigen sein.
Herr General Wille betont, dass er sich stets bestrebt habe und bestreben werde, den finanziellen Gesichtspunkten, soweit es tunlich sei, Rechnung zu tragen. Einer Verschiebung der Entscheidung auf nächsten Dienstag will sich Herr Wille um so weniger widersetzen, als er den Eindruck gewonnen hat, dass der Bundesrat grundsätzlich mit der Massregel selbst einverstanden ist.
Bei diesem Anlasse möchte Herr General Wille den nachdrücklichen Wunsch aussprechen, dass der von der Armeeleitung in Vorschlag gebrachten Strafverordnung, die schwer empfundenen Übelständen abzuhelfen bestimmt sei, vom Bundesrate eine baldige zustimmende Erledigung nicht versagt werden möchte.
Im Sinne der Beratung wird in der heutigen Sitzung von einem Entscheide abgesehen.
- 1
- E 1004 1/259. Etaient aussi présents: le Général U. Wille et le Chef de l’Etat-Major Général, Th. von Sprecher.↩
- 2
- Cf. no 115.↩