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Der schweizerische Gesandte in Berlin, A. Roth, an den Vorsteher des Departements des Auswärtigen, N. Droz1

Habe heute Graf Bismarck besucht. Er war bei Besprechung der Situation betreffend unsern Conflickt sehr ruhig und massvoll. Aus seinen vertraulichen Mittheilungen resultiert, dass Auswärtiges Amt unsere Note vom 10. Juli2 noch beantworten wird. Der Graf wird aber dahin wirken, dass man hiebei auf Wohlgemuth nicht mehr zurückkomme und dass diese Rückäusserung überhaupt so abgefasst werde, dass wir nicht mehr zu antworten brauchen, indem auch er wünsche, es möchte behufs Erleichterung einer spätem Verständigung nunmehr ein vorläufiger Abschluss der bisherigen Verhandlungen eintreten. Kündigung des Niederlassungsvertrags dürfte allerdings allernächstens erfolgen.3 Graf Bismarck hofft, dass man sich etwa gegen Winter über Grundlagen zu neuem Vertrag verständigen werde, nachdem Bundesrath mittlerweile seine Absichten über Reorganisation der fremden Polizei zur Ausführung gebracht haben werde. Die bereits veranlassten Grenzmassregeln haben einzig den Zweck, Deutschland von dem heimlichen Verkehr des deutschen Sozialdemokraten-Verbandes in der Schweiz mit den hiesigen Genossen zu schützen. Andere Beweggründe haben Reichsregierung hiebei entschieden nicht geleitet. Ich habe aus dieser Conversation Eindruck gewonnen, dass wenn nicht der Kanzler persönlich noch andere Weisungen ertheilt, die deutsche Rückäusserung auf Note vom 10. Juli die Situation nicht weiter complicieren dürfte.

Werde Ihnen bald möglichst schriftliche Notizen zukommen lassen. Momentan ist mir dies meines körperlichen Befindens wegen absolut unmöglich. Hoffe morgen Abend abreisen zu können.