Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 23, doc. 112
volume linkZürich/Locarno/Genève 2011
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2005A#1978/137#263* | |
Old classification | CH-BAR E 2005(A)1978/137 92 | |
Dossier title | Tibetflüchtlinge, Ansiedlung in Indien. Teppichzentren Bylakuppa und Chandragiri (1964–1966) | |
File reference archive | t.311.06(1) • Additional component: Indien |
dodis.ch/30931
Der schweizerische Botschafter in New Delhi, R. Fässler, an den Delegierten für technische Zusammenarbeit, A. R. Lindt1
Eröffnung Tibeter Haus, Unterredung mit Dalai Lama2
Unter Bezugnahme auf die mit Ihnen in der Angelegenheit der Eröffnung des Tibeter Hauses in Delhi gewechselte Korrespondenz3 teile ich Ihnen mit, dass dieses am 26. d. M. vom Erziehungsminister Chagla offiziell mit einer kleinen Zeremonie eröffnet wurde. Ausser dem Dalai Lama4, seinem Bruder Thandup und anderen tibetischen Würdenträgern waren Mrs. Indira Gandhi, Mrs. Pandit5 sowie höhere Beamte verschiedener indischer Ministerien an wesend. Unter Befolgung der meinem Vorgänger6 erteilten Weisungen7 betreffend den Verkehr mit dem Dalai Lama und dem Tibeterbureau sah ich davon ab, der Einweihung beizuwohnen und entsandte nur meinen jüngsten Mitarbeiter8. Praktisch alle nichtkommunistischen Botschaften hatten rangältere Beamte delegiert. So bemerkte mein Mitarbeiter z. B. den stellvertretenden britischen Highcommissioner9. Die UNO war durch ihren Resident Representative10 vertreten.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch bemerken, dass ich mehrmals Gelegenheit hatte, den chinesischen Chargé d’Affaires zu treffen, und dass dieser bei keiner Gelegenheit auf die Tibeter und die ihnen von uns geleistete Hilfe11 zu sprechen kam.
In der Anlage übermittle ich Ihnen zu Ihrer Orientierung vier Zeitungsausschnitte12 mit Berichten über die Eröffnung des Tibeter Hauses.
Da zur Zeit einige wichtige Probleme betreffend unsere Tibeter Projekte in Indien13 und Nepal14 zur Sprache stehen, benützte ich die Gelegenheit der Anwesenheit des Dalai Lama in Delhi, um einmal mit ihm und nicht nur mit hoffnungslos unkompetenten Tibetern darüber zu reden.
Trotz dem Wunsche des Dalai Lama mich zu treffen, delegierte ich meine beiden Mitarbeiter15 zu einer längeren Aussprache.
Das Oberhaupt der Tibeter war über unsere Hilfeleistungen sehr gut orientiert und sprach seinen Dank dafür aus.
In Bezug auf Bylakuppe16, das er kürzlich besucht hatte, befürwortete er eine möglichst weitgehende Mechanisation, ähnlich wie sie von Herrn Lüthi vorgeschlagen17 wurde. Von Herrn Lüthi und seiner Arbeit war er sehr beeindruckt. Das Vorhandensein von Eifersucht bei der umliegenden indischen Bevölkerung gegenüber den bevorzugten Tibetern verneinte er und sah auch keine Gefahr für die Zukunft. Zu dieser Auffassung war er auf Grund seiner Beobachtungen und von Gesprächen mit indischen Lokalbeamten und Dorfältesten gekommen. Die Teppichproduktion wünscht er zu fördern, sieht sie aber nicht als Haupterwerbsquelle zahlreicher Familien.
Infolge Zeitknappheit konnten die in Nepal hängigen Probleme nur gestreift werden. Der Dalai Lama betonte seinen Willen zur Zusammenarbeit mit unserem Team in Nepal und besonders auf dem Gebiet der Kooperativen (finanzieller Beitrag, Manager18).
- 1
- Schreiben: E 2005(A) 1978/137 Bd. 92 (t.311.06(1)).↩
- 2
- Handschriftliche Marginalie: Botschaft zu informieren über neuere Konzeption Halbmechanisierung. Handschriftliche Marginalie von Th. von Fellenberg: erledigt FJ.↩
- 3
- Vgl. z. B. das Schreiben von R. Wilhelm an R. Fässler vom 5. Oktober 1965 und das Schreiben von R. Fässler an A. R. Lindt vom 13. Oktober 1965, Doss. wie Anm. 1.↩
- 4
- T. Gyatso. Zum Dalai-Lama vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 5, dodis.ch/30916.↩
- 7
- Schreiben von R. Kohli an J.- A. Cuttat vom 16. November 1960, E 2003(A) 1974/52 Bd. 157 (o.211.1).↩
- 9
- D. A. Scott.↩
- 10
- J. McDiarmid.↩
- 11
- Zur Hilfe an die Tibeter in der Schweiz vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 129, dodis.ch/18991, und Dok. 30, dodis.ch/30912.↩
- 12
- Doss. wie Anm. 1.↩
- 13
- Zu den Tibeterprojekten in Indien vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 74, dodis.ch/30929, Anm. 20.↩
- 14
- Zu den Tibeterprojekten in Nepal vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 158, dodis.ch/18988; das Schreiben von J.- A. Cuttat an F. T. Wahlen vom 16. Februar 1964, dodis.ch/31073; das BR-Verhandlungsprot. vom 21. Februar 1964, dodis.ch/31970; das BR-Prot. Nr. 1210 vom 3. Juli 1964, dodis.ch/31061; das Schreiben von A. R. Lindt an P. Micheli vom 9. Oktober 1964, dodis.ch/31064; das BR-Prot. Nr. 444 vom 8. März 1965, dodis.ch/31067; das Schreiben von R. Wilhelm an A. R. Lindt vom 18. April 1965, dodis.ch/31069; das BR-Prot. Nr. 7 vom 4. Januar 1966, dodis.ch/31071 und das Protokoll vom 26 Mai 1966, S. 11, dodis.ch/31755.↩
- 16
- Zum schweizerischen Tibeterprojekt in Byalakuppa vgl. Doss. wie Anm. 1 und Doss. E 2005(A) 1978/137 Bd. 93 (t.311.06(2)) und E 2200.64(-) 1983/69 (D.10.5).↩
- 17
- Handschriftliche Marginalie: Halb-Mechanisierung. Primäre Bodenbearbeitung.↩
- 18
- Zum tibetischen Kader vgl. das Schreiben von R. Wilhelm an A. R. Lindt vom 18. April 1965, dodis.ch/31069 und das BR-Prot. Nr. 7 vom 4. Januar 1966, dodis.ch/31071, S. 4.↩