dodis.ch/49898Notiz für den Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements, F. Honegger1

Nach meiner Ansicht können die Fragen des norwegischen Fernsehens, die mir recht harmlos scheinen, in folgender Richtung beantwortet werden:

a) Für unser Land spezifische wirtschaftliche Tatbestände:

• - Stärkster Konjunktureinbruch aller OECD-Länder 1975 hat Inflationsmentalität gebrochen;
• - Arbeitsfriede und disziplinierte Haltung der Gewerkschaften bezüglich Lohnerhöhung;
• - Innenpolitische Stabilität.

b) Wirtschaftspolitische Absicherung der Stabilität

• - Vorsichtige Geldmengenpolitik der Nationalbank2;
• - Bestreben, das Budgetdefizit der öffentlichen Hand nicht allzu stark anwachsen zu lassen; Sparmassnahmen;
• - Verzicht auf weitere Arbeitszeitverkürzung;
• - Vorsichtig dosierte Investitionsprogramme ohne inflatorische Auswirkungen.

c) Währungspolitik und Wechselkursentwicklung3

• - Inflationsimport weitgehend ausgeschaltet durch Aufwärtsfloaten des Frankenkurses4; Milderung der Erdölpreiserhöhung5.
• - Massiver Kapitalexport, um kursstützende Interventionen zu neutralisieren6.
• - Gleichzeitig stellt Währungsentwicklung aber auch grösstes Aussenwirtschaftsproblem für die Schweiz dar. Plädoyer für verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit auf diesem Gebiet.

• - Verlust von 300'000 Arbeitsplätzen auch bei uns, aber Fremdarbeiterpolster7.
• - Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht zwangsweise exportiert worden; keine Rückweisungen, sondern lediglich Nichterneuerung von Saisonnierstellen.
• - Redimensionierungs- und Anpassungsprozess wurde vom Staat nicht behindert; somit Umlagerung der Arbeitskräfte auf Wachstumsindustrien und Innovationssektor.

• - Offenhaltung der Märkte; Eindämmung des Protektionismus; Unterstützung der neuen GATT-Runde8; Absicherung des europäischen Freihandelsraumes9.
• - Verbesserung der Nord-Süd-Beziehungen10 und Erhöhung der Versorgungssicherheit auf dem Rohstoffgebiet11.
• - Aktive Teilnahme an den Bemühungen zur Verbesserung der Weltwirtschaftslage (Kapitalexport; überproportionale Teilnahme an internationalem Währungsbeistand; Recycling der Petrodollars12; Beitrag an Ankurbelung des weltwirtschaftlichen Wachstums durch Offenhaltung des freien Zugangs zum schweizerischen Markt und Inkaufnahme des Aufwärtsfloaten des Frankens, Verzicht auf Devisenbewirtschaftung).
• - Notwendigkeit eines gegenseitig abgestimmten internationalen Massnahmenpaketes im Bereich der Währungspolitik, Handelspolitik, Entwicklungspolitik, Energiepolitik und Konjunkturpolitik. Unterstützung der Bemühungen der OECD zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit13 und Schnürung eines entsprechenden Massnahmenpaketes. Nur auf diese Weise können die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte behoben werden.