dodis.ch/44368

Le Ministre de Suisse à Vienne, Ch.D. Bourcart, à la Division des Affaires étrangères du Département politique1

Infolge der Behandlung der Vorarlbergerfrage im Ständerat2 wird heute in der Presse folgendes offiziöses Communiqué publiziert: Die Verhandlungen im schweizerischen Ständerate geben der Vermutung Raum, dass man auch in offiziellen Schweizer Kreisen unsere Westgrenze, über die im Friedensvertrag entschieden worden ist, mit mehr oder weniger deutlichen Worten als eine noch offene Frage behandelt. Österreich muss gegen einen solchen Versuch, von wem immer er gemacht wird, entschiedene Verwahrung einlegen. Es hat mit den schwersten territorialen und materiellen Opfern den Staatsvertrag von St. Germain, das Minimum seiner Existenz – wenn sie noch als eine Existenz gelten kann – und damit den Frieden erkauft. Auch nur eine geringfügige Änderung der Bedingungen des Friedensvertrages müssten diesen selbst in Frage stellen und Österreich aller Opfer entbinden, die es auf sich genommen hat. Jedenfalls überrascht es uns bei den Überlieferungen und politischen Grundsätzen des Schweizer Volkes, wenn unser schwer geprüftes Land in seiner höchsten Not von dieser Seite auch noch in seinem territorialen Bestand bedroht erscheint. In einer Thuner Versammlung jener Schweizer annexionistischen Gruppen, deren Ziel die Angliederung Vorarlbergs an die Schweiz ist, wurde in einer Resolution behauptet, dass die österreichische Regierung in einer Äusserung die Freigabe Vorarlbergs bekanntgegeben habe. Es wird hiemit nachdrücklichst festgestellt, dass diese Behauptung erfunden ist.