Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
II. BILATERALE BEZIEHUNGEN
8. Frankreich
8.2. Handelsvertragsverhandlungen
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 5, doc. 138
volume linkBern 1983
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E1004.1#1000/9#9776* | |
Dossier title | Beschlussprotokoll(-e) 29.07.-29.07.1906 (1906–1906) |
dodis.ch/42993
Protokoll der Sitzung des Bundesrates vom 29. Juli 19061
4228. Handelsvertrags-Unterhandlungen mit Frankreich
Herr Bundesrat Deucher2, als Vorsteher des Handelsdepartements, und Herr Bundesrat Comtesse, als Mitglied der Delegation, erstatten Bericht über die in letzter Woche mit dem französischen Botschafter, Herrn Revoil, gepflogenen Unterhandlungen betreffend Abschluss eines Handelsvertrages mit Frankreich und über die mit Vertretern von schweizeischen Industrien abgehaltenen Besprechungen.
[...]3
Es werden folgende Anträge gestellt:
I. Vom Handelsdepartement:
1) Ablehnung der Vorschläge des Herrn Revoil von Fr. 260 für schwarze Seide und Fr. 325 für farbige Seide und Festhalten an den hierseitigen Begehren: Fr. 250 für schwarze und Fr. 300 für farbige Seide.
2) Ablehnung des Vorschlages Fr. 625 für Stickerei und Fr. 1100 für broderies chimiques und Festhalten an Fr. 600 und Fr. 1000 (unter Festhalten an der von der Schweiz verlangten Redaktion).
3) Dagegen sei:
a) auf den Bindungen der «machines à vapeur fixes» und «chaussures» nicht mehr zu beharren;
b) der Vorschlag Frankreichs betreffend «teintures» sei anzunehmen, nach welchem von der Schweiz diejenigen Farben, welche von der Schweiz fabriziert und exportiert werden, zu bezeichnen sind, und die Bindung nur für diese zu verlangen ist;
c) die Beschränkung für die Bindung von «appareils électriques» und «électrotechniques» unter 50 kg. sei anzunehmen.
II. Herr Bundesrat Comtesse beantragt, in Abweichung vom Antrage des Handelsdepartements, die von Herrn Revoil in seinem Namen vorgeschlagene Position: Seiden, farbige, Fr. 325, anzunehmen.
III. Herr Bundespräsident Forrer beantragt, die vom Handelsdepartement unter 3 a beantragten Zugeständnisse, auf die Bindung der «machines à vapeur fixes» und «chaussures» zu verzichten, nicht zu machen.
In derAbstimmung wird auf den hierseitigen Forderungen beharrt für:
schwarze Seide Fr. 250 (Vorschlag Revoil Fr. 260) einstimmig;
farbige Seide Fr. 300 (Vorschlag Revoil Fr. 325), mit 3 gegen 2 Stimmen. Herr Bundespräsident Forrer erklärt, dass er für Beharren gestimmt hätte. - Herr Bundesrat Comtesse erklärt, dass er für Annahme von Fr. 325 (Vorschlag Revoil) gestimmt habe.
Stickerei Fr. 600 und
Broderie chimiques Fr. 1000, einstimmig.
Der Verzicht auf die Bindung von machines à vapeur fixes und chaussures wird einstimmig beschlossen. Herr Bundespräsident Forrer erklärt, dass er nicht zu diesem Verzicht gestimmt haben würde.
Die Anträge des Handelsdepartements betreffend teintures und appareils électriques werden einstimmig angenommen.
Es beantragt nun der Vorsteher des Handelsdepartements, Herr Bundesrat Deucher, Herrn Revoil vor dem Beschlüsse zuhanden seiner Regierung Kenntnis zu geben.
Herr Bundespräsident Forrer beantragt, Herrn Minister Lardy zu beauftragen, der französischen Regierung die Mitteilung zu machen und Hrn. Revoil nur abschriftlich Kenntnis zu geben.
Herr Bundesrat Deucher beantragt hierauf, sowohl dem französischen Botschafter, Herrn Revoil, als dem schweizerischen Gesandten in Paris, Herrn Lardy, vom Beschlüsse zuhanden der französischen Regierung Kenntnis zu geben.
Dieser letztere Antrag wird gegenüber demjenigen des Herrn Bundespräsidenten mit Mehrheit angenommen.
Es wird nun folgendes Telegramm an Herrn Minister Lardy erlassen:
«Vous êtes chargé de vouloir bien remettre immédiatement au gouvernement de la République la note verbale qui suit:
Le Conseil fédéral a l’honneur de faire connaître au Gouvernement de la République qu’il ne peut pas accepter les propositions françaises concernant un droit de fr. 2.60 pour les soieries noires et de fr. 3.25 pour les soieries de couleur, et qu’il maintient en conséquence ses offres de fr. 2.50 pour les soieries noires et de fr. 3 pour les soieries en couleur; il ne peut de même accepter un droit de fr. 625 sur les broderies blanches, ni de fr. 1100 sur les broderies chimiques et maintient ses offres de fr. 600 pour les blanches et de fr. 1000 pour les chimiques. En revanche, le Conseil fédéral renonce à ses demandes de consolidation pour les machines à vapeur fixes et pour les chaussures. Il accepte la limitation à moins de 50 kg. pour les appareils électriques ou électrotechniques (no. 524 bis).»4
- 1
- E 1004 1/225. Sonntag, Beginn 17 Uhr. Abwesend: Müller.↩
- 2
- Am Vormittag hatte Deucher von Frey aus Unterterzen folgendes Telegramm erhalten: Was gestern geschehen betrübt mich tief (E 13 (B)/188).↩
- 4
- Eine analoge Verbalnote ging um 21.20 Uhr an Botschafter Revoil. ln seiner Sitzung vom 30. Juli 1906, vormittags, beschloss der Bundesrat: Für den Fall, dass vor dem 1. August keine Verständigung mit Frankreich zustande kommt, sollen die bereits gefassten Beschlüsse betreffend die Anwendung des Differentialtarifes gegen Frankreich und die Behandlung der Einfuhr aus den freien Zonen von Hochsavoyen und der Landschaft Gex das Datum vom 31. Juli tragen, und es sollen beide Beschlüsse am 1. August in Kraft treten (E 1004 1/225).↩
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