Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 24, doc. 114
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E7110#1979/14#2057* | |
Old classification | CH-BAR E 7110(-)1979/14 129 | |
Dossier title | Kredite (1968–1968) | |
File reference archive | 861.5 • Additional component: Mexiko |
dodis.ch/32168 Mexiko Anleihe. Anleihen der Weltbank. Anleihe der Interamerican Development Bank
Aus Bankenkreisen war zu erfahren, dass die Mexiko-Anleihe einen Tag vor Zeichnungsschluss knapp3 zur Hälfte gezeichnet war. Ein krasser Misserfolg konnte in letzter Minute durch sog. organisierte Grosszeichnungen ausländischer Banken vermieden werden, so dass zum Schluss eine Überzeichnung entstand. Die Verhältnisse sollen bei allen drei Grossbanken ähnlich gewesen sein. An sich ist die negative Reaktion des schweizerischen Publikums verständlich. Sie dürfte nicht nur mit den politischen Unruhen in Mexiko kurz vor der Olympiade zusammenhängen4, sondern auch mit dem Umstand, dass zurzeit Anleihen zu 5½% derselben Laufdauer erstklassiger amerikanischer Industrieadressen gezeichnet werden können. (Mexiko-Anleihe: 6%, Ausgabekurs 99%, 15 Jahre.) Für die Zukunft am bedeutungsvollsten scheint mir aber, dass mit diesem Misserfolg die Bereitschaft der Banken, Anleihen von Entwicklungsländern aufzulegen, stark leiden könnte. Ob bessere Zinskonditionen im vorliegenden Fall den Erfolg nachhaltig hätten beeinflussen können, ist zumindest fraglich.
2. Anleihen der Weltbank5 und der Interamerikanischen Bank6
Die 75 Mio. Mai-Anleihe der Weltbank wurde zu 5¼% mit einem Ausgabekurs von 100% und der Dauer von 15 Jahren begeben. Ihr Kurs beträgt zurzeit ca. 99½%. Die Zeichnungsfrist für die zweite Anleihe von 80 Mio. Fr. beginnt morgen (24. Oktober). Die Bedingungen lauten: 5¼%, Ausgabekurs 99%, 16 Jahre. Die Anleihe der Interamerican Development Bank vom September (60 Mio., 5½%, Emissionspreis 99%, Laufzeit 15 Jahre) hat derzeit einen Kurs von 99%. Vergleicht man die Konditionen anderer Schuldner, so sind nach Ansicht von Bankkreisen alle drei Anleihen zum tiefstmöglichen Zinssatz aufgelegt worden, was sich natürlich bei der Zeichnung und bei der späteren Kursentwicklung auswirken muss (Für amerikanische Firmen erhält man 5½%). Man ist deshalb in bezug auf die zweite Weltbankanleihe keineswegs optimistisch gestimmt. Die erste Weltbankanleihe war schwächer überzeichnet als jene der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Wenn in beiden Fällen Luftzeichnungen vorhanden waren, so dürften sie im Falle der Interamerikanischen Bank doch eher kleiner gewesen sein. (Für einen Erfolg einer Anleihe ist stets eine gewisse Überzeichnung notwendig, da Mehrfachzeichnungen meist auftreten). Sollte für die Mai-Weltbankanleihen in der nächsten Zeit ein gewisser Kursdruck eintreten, so dürfte m. E. damit zu rechnen sein, dass die Weltbank über ihr befreundete Institute in der nächsten Zeit eine gewisse Kurspflege betreiben wird, um die Zeichnung der zweiten Anleihe zu erleichtern.
3. Verhandlungsklima mit der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank
Das Klima in den Verhandlungen mit der Interamerikanischen Bank wurde als wesentlich besser bezeichnet als jenes mit der Weltbank. Die frühere Stimmung gegenüber der Leitung der Weltbank hat sich durch das jüngste Zürcher Gespräch McNamara’s kaum verbessert7. Man empfand seine Forderungen in bezug auf die Zeichnung neuer Anleihen als zuweitgehend. Nebenbei bemerkt ist auch der Aufwand, den die Verhandlungsdelegation der Weltbank in persönlicher Hinsicht getrieben hat, nicht gerade wohlwollend vermerkt worden, weil er mit den Einsparungsbegehren (Kommissionen), die die Bank stellt und der Schilderung ihrer Notlage nicht unbedingt in Einklang steht.
- 1
- Notiz (Kopie): E7110#1979/14#2057* (861.5). Verfasst und unterzeichnet von A. Fankhauser. Kopien an R. Probst, H. Bühler, H. Hofer, A. Dunkel und A. Fankhauser.↩
- 2
- Vgl. das BR- Prot. Nr. 1024 vom 12. Juni 1967, dodis.ch/32169; das Schreiben von R. Probst an J.-L. Pahud vom 26. Juli 1967, E7110#1978/50#2048* (861.5) sowie die Notiz von H. Hofer an H. Bühler vom 12. August 1969, E2001E-01#1982/58#5333* (C.41.152.0).↩
- 3
- Das Wort knapp wurde vom Empfänger durchgestrichen.↩
- 4
- Vgl. dazu das Schreiben von R. Hunziker an P. Micheli vom 12. April 1967, dodis.ch/33779; das Schreiben von H.-K. Frey an P. Micheli vom 27. Februar 1968, dodis.ch/32166; das Schreiben von J.-L. Pahud an W. Spühler vom 25. September 1968, dodis.ch/32164 sowie das Schreiben von J.-L. Pahud an F. Bieri vom 19. November 1968, dodis.ch/32167.↩
- 5
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 72, dodis.ch/32796, Anm. 14.↩
- 6
- Zur Beteiligung der Schweiz an den Entwicklungsbanken vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 72, dodis.ch/32796, bes. Anm. 4 und 5.↩
- 7
- Vgl. dazu das Schreiben von F. Schnyder an P. Micheli vom 10. Dezember 1968, dodis.ch/32817.↩