Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 24, doc. 31
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2807#1974/12#533* | |
Old classification | CH-BAR E 2807(-)1974/12 76 | |
Dossier title | Ausstellungen (1929–1970) | |
File reference archive | 16-05 |
dodis.ch/32697 Notiz für den Vorsteher des Politischen Departements, W. Spühler1 Weltausstellung Osaka 19702
Zum beiliegenden Mitbericht3 betreffend Antrag des Volkswirtschaftsdepartementes sei noch folgendes bemerkt.
Die im Zusammenhang mit dem Thema «Präsenz der Schweiz» geführten Gespräche haben gezeigt, dass die Art, wie sich unser Land an der Weltaus stellung in Montreal beteiligt, umstritten ist. Die Presse ist, soweit ich das bisher überblicken konnte, zwar positiv eingestellt. Bei Pro Helvetia, der Verkehrszentrale usw. werden aber ziemlich scharfe Kritiken laut. So kam es anlässlich der Diskussion um unsere Beteiligung an der Hemisfair4 in San Antonio (Texas) zu einer scharfen Auseinandersetzung. Es wurde geltend gemacht, die Zentrale für Handelsförderung sei in Montreal selbstherrlich vorgegangen, habe die mitinteressierten Kreise nicht oder zu spät konsultiert; der schweizerische Pavillon gewähre der Wirtschaft (Uhren) zu viel Raum. Es habe sich nicht bewährt, dass der Bund aus Spargründen von der Privatwirtschaft eine Beteiligung erlangt habe. Der politische und kulturelle Gesichtspunkt werde gegenüber dem Wirtschaftlichen zu sehr in den Hintergrund gedrängt.
Wie weit diese Kritik berechtigt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Es scheint aber festzustehen, dass die Kritik insofern berechtigt ist, als die Koordination unter den beteiligten Kreisen nicht in ganz befriedigender Weise geklappt hat.
Deshalb der Hinweis im Mitbericht auf die Notwendigkeit einer verbesserten Zusammenarbeit, welche die in Montreal gemachten Erfahrungen berücksichtigt. Es sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass für die Be teiligung an einer Ausstellung, die nicht einfach eine Messe ist, nicht bloss die Gesichtspunkte wirtschaftlicher Organisationen massgebend sein können.
Unerfreulich ist, dass die interessierten halbstaatlichen Stellen miteinander einen Kleinkrieg führen. Die Zentrale für Handelsförderung beruft sich auf eine jahrzehnte alte Tradition, wonach sie im Ausstellungswesen federführend ist, ein Gesichtspunkt, der – wenigstens indirekt – auch im Antrag des Volkswirtschaftsdepartementes zum Ausdruck kommt. Die Verkehrszentrale möchte auch mitreden, interessiert sich aber grundsätzlich nur für den Tourismus. Die Stiftung Pro Helvetia5 versucht immer mehr, bei Ausstellungen, die nicht bloss wirtschaftlichen Charakter haben, das massgebende Wort zu sprechen. Diese Auseinandersetzungen schaffen eine nicht gerade günstige Atmosphäre, führen zu Doppelspurigkeiten und erschweren die Haltung unseres Departementes in mancherlei Beziehung. Es wird noch vieler Anstrengungen bedürfen, um den interessierten Kreisen verständlich zu machen, dass auf dem Gebiet der Präsenz der Schweiz6 niemandem eine Priorität zukommt, sondern dass wir alle aufeinander angewiesen sind.
- 1
- Notiz: E2807#1974/12#533* (16-05). Verfasst und unterzeichnet von M. Jaccard. Visiert von P. Micheli.↩
- 2
- Zur Teilnahme an der Weltausstellung in Osaka vgl. auch DDS, Bd. 24, Dok. 25, dodis.ch/32485, bes. Anm. 19.↩
- 3
- Zum Mitbericht des Politischen Departements vom 21. Juni 1967 vgl. den Antrag des Volkswirtschaftsdepartement vom 5. Juni 1967, E1001#1973/76#20*.↩
- 4
- Zur Frage der schweizerischen Ausstellungspolitik sowie zur Frage der Beteiligung der Schweiz an der Internationalen Ausstellung Hemisfair 1968 vgl. die Notiz von M. Jaccard an W. Spühler vom 7. April 1967, dodis.ch/33622.↩
- 5
- Vgl. dazu das Schreiben von F. Schnyder an M. Stettler vom 29. Mai 1968, dodis.ch/33427.↩
- 6
- Vgl. dazu die Notiz von R. Hartmann vom 22. Mai 1967, dodis.ch/33623.↩
Tags
Canada (Politics) Canada (Others) Cultural relations