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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2200.199#2003/58#10* | |
Dossier title | Généralités (1993–1996) | |
File reference archive | 350.0 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2024B#2002/7#1774* | |
Old classification | CH-BAR 215 | |
Dossier title | Guatemala-City (1991–1993) | |
File reference archive | a.721.81 |
dodis.ch/61362Schlussbericht des schweizerischen Botschafters in Ciudad de Guatemala, Moser1
Schlussbericht des Missionschefs: Guatemala, El Salvador, Honduras
Die schweizerisch-guatemaltekischen Beziehungen haben sich in letzter Zeit stetig vertieft.2 So konnte das Mischkredit-Abkommen weitgehend in Gang gesetzt werden,3 was 1993 nach Überwindung hier üblicher administrativer Schwierigkeiten in der Übergabe des grössten Werkes (Mulua, Retalhuleu; 23 Mio. Fr.), in Anwesenheit des Staatspräsidenten,4 kulminierte, das 2 Millionen vorwiegend Campesinos elektrischen Strom bringt und entsprechend auch einen guten Goodwill für die Schweiz schuf.5
Mit dem Aussenminister wurde 1992 ein Abkommen über Entwicklungszusammenarbeit unterzeichnet, das sich im Agrarbereich bewegt; es wurde vom Kongress zügig und unter Anerkennung genehmigt und hierauf vom Staatspräsidenten ratifiziert.6
Ein weiteres Projekt besteht seit 1.4.1993 zu Gunsten der Heimkehr der im Ausland befindlichen guatemaltekischen Flüchtlinge, namentlich zur Wahrung ihrer Menschenrechte und weiteren Rechte, im von Armee und Guerilla heftig umstrittenen Gebiet von Ixcan im Departement Quiché. Es konnte am 6.5.1993, gemeinsam mit dem damaligen Prokurator der Menschenrechte, Ramiro de Leon Carpio, dem heutigen Staatspräsidenten, besucht werden, und dieser unterstreicht auch als Staatspräsident die Wichtigkeit des Projekts.7
Im Rahmen des Abkommens mit dem SKH über Vulkanüberwachung und Erdbebenwarnung hat der neue Direktor des INSIVUMEH die Zusammenarbeit mit den schweizerischen Behörden vertieft und administrative Fragen geregelt.8
Die vielen schweizerischen Entwicklungshilfeorganisationen, die in Guatemala tätig sind (Helvetas, Swisscontact, Vivamos mejor, Fundes, Brigadas Internacionales de la Paz, Médecins sans Frontières Suisses, usw.) pflegen regen Gedankenaustausch mit der Botschaft und bedürfen manchmal der Interventionen derselben.9 Oligarchie und Militär stehen ihrer Tätigkeit oft misstrauisch, bis zum (unbegründeten) Verdacht der Zusammenarbeit mit der Insurgenz, gegenüber. Auch unterstützen wir sie im Rahmen des Botschaftskredits für Kleinaktionen.10
Seit dem Besuch von Staatssekretär Blankart bei Vizeaussenminister Montufar sind die Verhandlungen für ein Investitionsschutzabkommen hängig.11 Die neue Regierung de Leon, die die Investitionen fördern will, zeigt sich hier nun besonders aufgeschlossen.12
Das Gesagte gilt auch für Honduras, das Schwerpunktland der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit ist.13 Der Missionschef ist dort Kopräsident, zusammen mit dem Entwicklungsminister (Recursos Naturales), des Comité Binacional der Entwicklungszusammenarbeit. Mit Staatspräsident Callejas konnte im Oktober 1993 ein Investitionsschutzabkommen unterzeichnet werden.14 Im November 1993 wurde mit dem Ministro de la Planificacion Economica in Tegucigalpa der Grundstein zum Comité Bilateral für das Entschuldungsabkommen (30 Mio. $) gelegt.15
Mit El Salvador konnte an Weihnachten 1992 ein Zahlungsbilanzhilfeabkommen (10 Mio. $) auf Ebene Aussenminister unterzeichnet werden.16 Es bestehen verschiedene schweizerische Projekte zur Unterstützung des Friedensprozesses und Wiederaufbaus.17 Im Oktober 1993 konnte ein Investitionsschutzabkommen paraphiert werden.18
Die aktiven und angesehenen Schweizer Kolonien (800 in Guatemala, 500 in El Salvador, 300 in Honduras) unterhalten gute Beziehungen zur Botschaft. Hatte es früher etwas Missgunst gegeben, weil nur eine Auswahl von Schweizer Bürgern an die offizielle Bundesfeier eingeladen wurden, so konnte diese behoben werden, indem alle Schweizer hiezu und an andere Anlässe (Schweizer Künstler, Schweizer Firmen) eingeladen wurden, ferner am 6.12. zum «Samichlaus» für die Kinder in der Residenz. Den Schweizer Hilfsvereinen und der «Asociación de Damas Suizas» ist die Botschaft bei den Einfuhren für ihre Wohltätigkeit behilflich.19 Gemeinsam mit den Schweizer Vereinen werden auch kulturelle Veranstaltungen mit Künstlern aus der Heimat durchgeführt.20 Prominentes Mitglied der Kolonie in Guatemala ist Margot Cristiani Burkhard, Mutter des salvadorischen Staatspräsidenten21, welche interessante Informationen zu vermitteln weiss.
Mit den deutschen Schulen laufen Verhandlungen zwecks Anstellung von Schweizer Lehrern mit Unterstützung der Eidgenossenschaft.22
Der neue Staatspräsident Ramiro de Leon Carpio ist der Schweiz wegen des geschilderten Projekts sehr zugetan und ist gut zugänglich.
Auch der neue Aussenminister Fajardo, der die Schweiz kennt, gibt sich für alle Anliegen verständnisvoll.
Wichtige Fragen werden am besten mit ihm oder den beiden Vizeaussenministern behandelt. Die Generaldirektoren haben relativ wenig Entscheidungsspielraum. Für wichtigere Angelegenheiten ist auch der Kanal über die Exekutivsekretärin des Staatspräsidenten23 zu empfehlen (der «Mit-Architektin» des genannten Projekts vom 1.4.93;24 Präsident de Leon nahm sie aus der Procuraduria mit). Oft hat sich auch ein Nachdoppeln bei den entsprechenden Fachministern als ratsam erwiesen.
Der Nachfolger von Ramiro de Leon als Menschenrechts-Prokurator, Garcia Laguardia, ist ein interessanter Partner. Er war vorher Präsident des Verfassungsgerichtshofes.
Auch in San Salvador und Tegucigalpa steigt man am besten weiter oben ein sowie in San Pedro Sula (der wichtigsten Stadt Honduras mit Schweizer Firmen und einem schweizerischen Honorarkonsul25) beim Departementsgouverneur.
Kollegen, die sich als gute Kenner der Verhältnisse erwiesen haben, sind der Nuntius,26 der Vizedoyen (seit 20 Jahren Botschafter),27 die Kollegen von Mexiko, Venezuela, USA, Honduras, Deutschland, Brasilien und Japan,28 sowie die Vertreter von BID, PNUD, UNHCR.29 Sehr interessant sind auch verschiedene prominente Kongressabgeordnete wie Lobo Dubon (gegenwärtig Präsident), Jorge Skinner Klee, Federico Abundio Maldonado, Hector Mayora (Präsident der Finanzkommission). Sehr gute Kenntnisse haben im ganzen Land die Erzbischöfe der katholischen Kirche.
Es kann als nützlich betrachtet werden, einem Club beizutreten, um die sonst recht hermetischen Strukturen der guatemaltekischen Gesellschaft zu durchdringen. Zur Wahl stehen Rotary und Lions, Country- und Golfclubs.
- 1
- CH-BAR#E2024B#2002/7#1774* (a.721.81). Dieser Schlussbericht wurde vom schweizerischen Botschafter in Ciudad de Guatemala, Friedrich Moser, verfasst und unterzeichnet. Der Bericht wurde am 20. Dezember 1993 an die Direktion für Verwaltungsangelegenheiten und Aussendienst (DVA) des EDA versendet und am 3. Januar 1994 vom stv. Direktor der DVA, André Faivet, sowie von Thomas Litscher von der Personalsektion der DVA visiert. Kopien gingen an den Vizedirektor der DVA, Kurt Höchner, sowie an die Politische Direktion des EDA.↩
- 2
- Dieser Eindruck teilte auch der Vorgänger von Botschafter Moser in Guatemala, vgl. den Schlussbericht vom Botschafter Willy Hold vom 23. August 1991, dodis.ch/58425.↩
- 3
- Für das Mischkreditabkommen vom 6. März 1989 vgl. das BR-Prot. Nr. 1450 vom 30. August 1989, dodis.ch/55727.↩
- 4
- Am 6. Juni 1993 übernahm Ramiro de León Carpio das Präsidentenamt von Jorge Antonio Serrano Elias.↩
- 5
- Für die Mischkreditfinanzierung von Elektrizitätsprojekten vgl. auch das Fernschreiben von Botschafter Moser an die Abteilung Entwicklung, Entwicklungsländer des Bundesamts für Aussenwirtschaft (BAWI) des EVD vom 4. Mai 1992, dodis.ch/67029.↩
- 6
- Gemeint ist das Abkommen Realización de un Proyecto de transferencia de tecnología de postcosecha de granos básicos vom 15. Mai 1992, vgl. CH-BAR#E2025A#2001/138#49* (t.311-Guatemala.999). Vgl. dazu auch das mehrjährige Regionalprogramm für Zentralamerika der Direkton für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe (DEH) des EDA vom Mai 1992, dodis.ch/62836.↩
- 7
- Vgl. dazu die Notiz der Direktion für Völkerrecht des EDA vom 24. August 1993, dodis.ch/66923, sowie das Dossier CH-BAR#E2010A#2001/161#5883* (B.73.0.).↩
- 8
- Für die Zusammenarbeit des Schweizerischen Katastrophenhilfekorps (SKH) mit dem Instituto Nacional de Sismología, Vulcanología, Meteorología e Hidrología (INSIVUMEH) unter der Leitung von Eddy Sanchez vgl. die Dossiers CH-BAR#E2024A#2003/421#2233* (o.299.1.28) und CH-BAR#E2200.199#2005/347#134* (771.220).↩
- 9
- Zum Stand der Projekte von schweizerischen Entwicklungshilfeorganisationen in Guatemala vgl. dodis.ch/67021.↩
- 10
- Für die Kleinaktionen der Botschaft, vgl. die Dossiers CH-BAR#E2025A#2002/145#1319* bis CH-BAR#E2025A#2002/145#1323* (t.311-Guatemala).↩
- 11
- Für den Besuch des Delegierten des Bundesrats für Handelsverträge, Botschafter Franz Blankart, in Guatemala im März 1986 vgl. die Notiz vom 22. April 1986, dodis.ch/67136.↩
- 12
- Zu den Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen mit Guatemala vgl. die Dossiers CH-BAR#E7115A#2000/385#1544* und CH-BAR#E7115A#2002/69#1610* (821).↩
- 13
- Zur Entwicklungszusammenarbeit mit Honduras vgl. das mehrjährige Regionalprogramm für Zentralamerika der DEH vom Mai 1992, dodis.ch/62836, sowie den Bericht über die Dienstreise von Peter Sulzer der DEH nach Nicaragua und Honduras vom 7. Juli 1993, dodis.ch/65220.↩
- 14
- Vgl. das BR-Prot. Nr. 1873 vom 4. Oktober 1993, dodis.ch/64259. Vgl. auch den Wochentelex 43/93 vom 25. Oktober 1993, dodis.ch/64469.↩
- 15
- Vgl. dazu die Notiz von Marco Ferroni von der Finanzsektion II des BAWI vom 10. September 1993, dodis.ch/67022, sowie das Fernschreiben des Koordinationsbüros der DEH in Tegucigalpa vom 10. November 1993, dodis.ch/67023.↩
- 16
- Vgl. dazu das Schreiben des Direktors des BAWI, Staatssekretär Franz Blankart, an Ständerat Thomas Onken vom 7. Juni 1993, dodis.ch/65217, sowie das Dossier CH-BAR#E7115A#2000/385#1656* (861.5).↩
- 17
- Vgl. dazu den Bericht der Lateinamerikasektion der DEH vom 5. April 1993, dodis.ch/67039, sowie den Projektantrag Nr. 272/92 10. April 1992, dodis.ch/62016.↩
- 18
- Vgl. dazu die Notiz des Vizedirektors des BAWI, Marino Baldi, vom 29. Oktober 1993, dodis.ch/64509, sowie den Wochentelex 42/93 vom 25. Oktober 1993, dodis.ch/64469.↩
- 19
- Vgl. dazu das Dossier CH-BAR#E2200.199#2003/58#3* (112.2).↩
- 20
- Zu den Veranstaltungen sowie zu den kulturellen Beziehungen im Allgemeinen vgl. das Dossiers CH-BAR#E2200.199#2000/376#79* (643.00).↩
- 21
- Alfredo Cristiani Burkard.↩
- 22
- Vgl. dazu das Dossier CH-BAR#E2200.199#2005/347#124* (662.0).↩
- 23
- María Eugenia Morales Aceña.↩
- 24
- Vgl. Anm. 7.↩
- 25
- Hansruedi Simon.↩
- 26
- Giovanni Battista Morandini.↩
- 27
- Nicht identifiziert.↩
- 28
- Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Pedro Vásquez Colmenares (Mexiko), Sadio Garavini di Turno (Venezuela), Thomas Frank Stroock (USA), Roberto Matamoros Betancourt (Honduras), Henning Dodenberg (Deutschland), Mauro Mendes de Azeredo (Brasilien) und Hirosuke Oshima (Japan).↩
- 29
- Es handelt sich um Carlo Binetti (BID), Andrea Tamagnini (PNUD) und Michel Gabaudan (UNHCR).↩
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Honduras (General) El Salvador (General) Guatemala (General)