Classement thématique série 1848–1945:
I. SOCIÉTÉ DES NATIONS
3. Union européenne
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 10, doc. 54
volume linkBern 1982
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2001C#1000/1535#725* | |
Dossier title | Mémorandum Briand sur l'organisation d'un régime d'union fédéral européen: Généralités (1930–1930) | |
File reference archive | B.56.27.3 |
dodis.ch/45596
Mit Ihrem Schreiben vom 30. Dezember2, das uns heute zugekommen ist, geben Sie uns davon Kenntnis, dass noch im Laufe dieses Monats in Genf die «Commission d’étude pour l’union européenne» zusammentreten wird3. Sie teilen uns auch mit, dass durch ein Schreiben vom 30. Oktober das Sekretariat der S. d. N.4 die Schweiz wie die übrigen interessierten Staaten eingeladen habe, ihm «toute communication ou suggestion» zu unterbreiten, die sie als zweckmässig erachten sollte.
Sie geben uns ferner Kenntnis von den Vorschlägen, die die belgische Regierung in dieser Hinsicht gemacht hat5.
Abgesehen davon, dass es wohl heute zu spät wäre, für die bereits nächste Woche beginnende Konferenz schweizerischerseits noch bestimmte Vorschläge zu machen, sind wir mit Ihnen der Ansicht, dass dies weder notwendig noch auch zweckmässig wäre. Nach den in den beiden letzten Wirtschaftskonferenzen des Völkerbunds6, die praktisch durchaus europäischen Charakter hatten, gemachten Erfahrungen ist kaum einzusehen, welche wirtschaftlichen Fragen die «Commission d’étude» auch nur mit einiger Aussicht auf Erfolg an die Hand nehmen könnte. Jedenfalls möchten wir die Verantwortung für eine derartige Initiative nicht übernehmen.
Was den belgischen Vorschlag anbelangt, so wird man sich schweizerischerseits wohl damit einverstanden erklären können, dass die darin erwähnten drei Punkte zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden: In der Frage einer internationalen Organisation der Elektrizitätswirtschaft werden Sie wohl von anderer Seite einlässlichere Bemerkungen erhalten7. Mit Bezug auf die Behandlung der fremden Personen und Gesellschaften sollte man sich unseres Erachtens grundsätzlich nicht dagegen aussprechen, dass dieses Traktandum zunächst einmal auf Europa beschränkt wird, da ja die Schweiz heute schon an Besprechungen innerhalb einer kleinen Gruppe europäischer Länder teilnimmt. Dabei wird allerdings die Frage zu prüfen sein, wie man angesichts der Beschlüsse der Pariser Konferenz8, die universellen Charakter hatte, die Fortführung der Besprechungen auf Europa beschränken kann, ohne die aussereuropäischen Mitglieder des Völkerbunds zu verletzen, was unter allen Umständen vermieden werden sollte.
Wenn die belgische Regierung zum Schlüsse den Vorschlag macht, es sollte geprüft werden, auf welche ändern Gebiete die Prinzipien der Handelskonvention vom März 19309 angewendet werden können, so möchten wir hiezu ernsthafte Bedenken äussern: Die Handelskonvention ist innert der festgesetzten Frist nur von wenigen Staaten ratifiziert worden. Auch nachdem diese Ratifikationsfrist nochmals bis zum 25.d.M. verlängert wurde, besteht angesichts der Vorgänge in Deutschland und Frankreich kaum irgendwelche Aussicht, dass die Konvention in Kraft treten kann. Bei dieser äusserst prekären Sachlage wäre es unseres Erachtens bedenklich, auf einem so wenig soliden Unterbau weiterzuarbeiten und schon wieder neue Gebiete zu suchen, in welchen ein wirklich praktischer Erfolg mindestens nicht mehr Aussichten bietet als auf den bisher bearbeiteten.
Zusammenfassend sind wir mit Ihnen der Ansicht, dass die Schweiz in den bevorstehenden Besprechungen ihre bisherige reservierte Haltung beibehalten sollte, was nicht hindert, dass sie überall da, wo sich wirklich ernsthafte Aussichten für praktische Erfolge zeigen, ihre wohlwollende Mitarbeit zur Verfügung stellt10.
- 1
- Lettre: E 2001 (C) 5/71. Paraphe: KB. Europäische Union.↩
- 2
- Non reproduit.↩
- 3
- Cf. no 29, n. 18.↩
- 4
- JO.SDN, 1930, p.1779.↩
- 5
- Le Gouvernement belge souhaite que la Commission d’étude examine le transport et le transit de l’énergie électrique, le projet de convention sur le traitement des étrangers et l’application d’une notification et de recours aux domaines intéressant l’échange de marchandises, la circulation des capitaux, le traitement des personnes, le régime des communications et des transports.↩
- 6
- En vue d’une action économique concertée, tenues à Genève du 17 février au 24 mars et du 17 au 28 novembre 1930 (RG, 1930, pp.498ss.).↩
- 7
- Le Département des Chemins de fer, après consultation de la Direction générale des P.T.T. et de l’Office de l’économie électrique, se prononce négativement sur la proposition belge. (E 2001 (C) 5/71, lettre du Chef du Département des Chemins de fer, M. Pilet-Golaz, au Chef du Département politique, G. Motta, 12 janvier 1931).↩
- 8
- De fin 1929 (RG, 1930, p. 59). Voir aussi la lettre du Chef du Département de Justice et Police, H. Haeberlin au Chef du Département politique, G. Motta, du 14 janvier 1931 (E 2001 (C) 5/71).↩
- 9
- Cf. no 29, n. 10. Dans le délai de dépôt des ratifications, fixé primitivement au 1er novembre 1930, la Suisse a remis ses instruments de ratification, mais elle a subordonné la mise en vigueur de son accord à un geste analogue de la part de ses voisins, Allemagne, Autriche, France et Italie (RG, 1930, pp. 498-499).↩
- 10
- Constatant, avec le Chef du Département politique, qu’il règne une grande incertitude sur le cours que prendront les délibérations de la Commission d’étude pour l’Union européenne, le Conseil fédéral décide que la délégation suisse s’en tiendra à la réponse du 4 août 1930 au mémorandum français du 17 mai 1930 (cf. no 29), quitte à demander, le cas échéant, des instructions complémentaires (E 1004/1/326, PVCF du 13 janvier 1931). Sur l’activité de la Commission d’études pour l’Union européenne, voir les rapports du Conseil fédéral à l’Assemblée fédérale sur la XIF (FF, 1932,1, pp. 322ss.) et la XIIF Assemblée générale de la SdN (FF, 1933,1, pp. 139ss.).↩
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