dodis.ch/43197

Ein unbekannter, hoher schweizerischer Offizier an den Bundespräsidenten und Vorsteher des Politischen Departementes, L. Forrer1

Zwischen Russland, Deutschland, Frankreich und Italien sind diplomatische Verhandlungen im Gange, die darauf hinauslaufen, dass Österreich im Stiche gelassen und ein russisch-französisch-deutsches Bündnis gebildet wird, mit einem wohlwollenden Italien als Anhängsel. Die Hauptpunkte der von San Giuliano vorgeschlagenen Formel sind:

1.) Russland erhält freie Hand im Balkan und gegen Österreich, das, isoliert, keinen Schritt wagen darf und zur Ruhe verurteilt ist.

2.) Deutschland garantiert Russland, für die österreichische Balkanpolitik keinen Finger zu rühren und Österreich vollkommen im Stiche zu lassen. Frankreich schliesst sich dem an.

3.) Frankreich erklärt, auf alle Zeiten den Gedanken an eine Zurücknahme von Elsass-Lothringen fallen zu lassen.

4.) Dafür erklärt Deutschland, einer Besetzung von Belgien und von der französischen Schweiz durch Frankreich keine Hindernisse in den Weg zu legen.

5.) Als Kompensation annektiert Deutschland im nächsten Frühjahre Holland und die deutsche Schweiz, inklusive Gotthard, wogegen Italien «im Interesse des Gleichgewichts» der Tessin zufällt.

6.) Russland, als «ehrlicher Makler», überwacht die korrekte Ausführung der Punkte 2-5.

7.) Sollte England anlässlich der «Vereinfachung der europäischen Karte» eine drohende Haltung annehmen, so werden die deutsche, russische, italienische und französische Flotte den Kampf wagen.

Über Punkte 1, 2, 6 und 7 ist bereits Einigkeit erzielt.