Classement thématique série 1848–1945:
IV. QUESTIONS OUVRIÈRES
1. Protection légale des travailleurs
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 4, doc. 12
volume linkBern 1994
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E23#1000/715#6* | |
Old classification | CH-BAR E 23(-)1000/715 1 | |
Dossier title | Internationale Konferenz für Arbeiterschutz in Berlin 15.-29.03.1890: Verhandlungen über Nichtabhaltung der Berner Konferenz infolge Einberufung einer internationalen Konferenz in Berlin (1890–1890) |
dodis.ch/42422
Meine Unterredung mit Fürst Bismarckhat über eine Stunde gedauert. Er entwickelte mir ausführlich seine Ansichten über den Arbeiterschutz und erklärte sich als prinzipieller Gegner jeder Beschränkung der individuellen Freiheit der Arbeiter puncto Arbeitszeit, Sonntagsarbeit und Verwendung der Frauen und Kinder. Die Conferenzfrage betreffend, äusserte er sich wie folgt: Man scheine in Bern anzunehmen, die Berliner Conferenz werde einen diplomatischen Charakter haben, das sei ganz und gar nicht der Fall. Es soll nur eine Berathung zwischen Technikern sein. Das Auswärtige Amt werde sich gar nicht vertreten lassen, nur technische Beiräthe der preussischen Ministerien des Handels und der öffentlichen Bauten werden theilnehmen. In gleicher Weise werden sich die übrigen deutschen Regierungen vertreten lassen. Massgebend für Deutschland sei hiebei im Grunde einzig die Kohlenfrage, die Frage ob man nicht internationale Schutzmassregeln gegen Wiederkehr der Strikes vereinbaren könnte. Alles Andere, was der Kaiser in sein Programm aufgenommen, sei Nebensache. Aus diesem Grunde habe man anfänglich nur die Kohlen produzirenden Staaten England, Frankreich und Belgien einladen wollen, nachher habe man aber gefunden, es sei indizirt auch die Schweiz beizuziehen, welche sich mit den Arbeiterschutzfragen schon länger beschäftigt habe. Die Kohlenfrage sei dringlich, nichts bürge dafür, dass im nächsten Mai nicht neue Strikes ausbrechen, daher wolle man die hiesige Conferenz schon in etwa drei Wochen abhalten. Er sei der Ansicht, dass eigentlich die Berliner und die Berner Conferenzen materiell ganz gut neben einander Platz hätten und dass es nicht nothwendig sei, dass wir auf unsere Conferenz definitiv verzichten, nur die Zeitfrage complizire die Situation. Er möchte mich daher ersuchen, meiner Regierung die Wünschbarkeit nahe zu legen, dass unsere Conferenz etwa auf den Juni oder Juli verlegt würde. Ich antwortete, ich habe dem Bundesrath infolge meiner gestrigen Unterredung mit Graf Bismarck das Ansuchen des Kaisers, dass unsere Conferenz vorläufig auf unbestimmte Zeit vertagt werde, telegraphisch zur Kenntniss gebracht und habe die Empfindung, dass wenn immer thunlich der Bundesrath dem Wunsche des Kaisers Rechnung tragen werde. Soll unsere Conferenz wirklich verschoben werden, so sei ich aber der Ansicht, dass es rathsam wäre, für die eventuelle spätere Abhaltung derselben bis auf weiteres keinen Termin festzusetzen.2
Fürst erwiderte, das wäre allerdings das Beste, wenn der Bundesrath sich hiezu entschliessen könne, so würde auch er, der Kanzler, demselben sehr dankbar sein; es wäre ihm Dies namenthlich des Kaisers wegen hocherwünscht; als treuer Diener des Kaisers liege ihm aufrichtig daran, auch in dieser Angelegenheit demselben den Weg möglichst glatt zu machen, obschon er, der Kanzler, betr. die Anregung des Kaisers gegentheiliger Ansicht sei. Auf meine Frage ob hier schon Antworten, betr. Berliner Conferenz eingegangen, gab mir der Kanzler folgenden Bescheid: Österreich kommt, aber ungern. Es schützt die bereits ertheilte Zusage für die Berner Conferenz vor. Italien antwortet, es werde nach Bern und nach Berlin gehen, selbst wenn beide Conferenzen zu gleicher Zeit stattfinden. England nimmt an, aber mit dem gleichen Vorbehalt wie gegenüber der Schweiz. England will eben seine Produktionskraft durch nichts beeinträchtigen lassen. Dasselbe hat voriges Jahr, punkto Kohlenabsatz, von unseren Strikes enorm profitiert. Frankreich hielt anfänglich seine Theilnahme nicht als opportun, weil die Conferenz eine diplomatische sein soll. Er, der Kanzler, habe gestern Frankreichs Botschafter erklärt, dass die Conferenz keine diplomatische sein werde; er habe nun Grund anzunehmen Frankreich werde ebenfalls theilnehmen. Belgien, Holland und Schweden haben angenommen. Spanien und Russland seien nicht eingeladen.
Tags
International workers‘ protection