Classement thématique série 1848–1945:
IV. QUESTIONS OUVRIÈRES
1. Protection légale des travailleurs
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 4, doc. 7
volume linkBern 1994
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E23#1000/715#6* | |
Old classification | CH-BAR E 23(-)1000/715 1 | |
Dossier title | Internationale Konferenz für Arbeiterschutz in Berlin 15.-29.03.1890: Verhandlungen über Nichtabhaltung der Berner Konferenz infolge Einberufung einer internationalen Konferenz in Berlin (1890–1890) |
dodis.ch/42417
Streng vertraulich. Kaiserliche Tafel dauerte sechzig Minuten. Anwesend ausser mir, Herzog Ratibor als Gast, drei kaiserliche Adjudanten, der Hausmarschall und drei Damen der Kaiserin. Über Tisch wurden ausschliesslich allgemeine nicht politische Dinge besprochen. Dagegen kam der Kaiser vor Tisch mit mir sofort auf die Frage der internationalen Verhandlungen betr. Arbeiterschutz zu sprechen. Er äusserte sich ungefähr wie folgt: Er habe nachträglich erfahren, dass wir ebenfalls Einladungen zu solchen conferenziellen Verhandlungen ergehen lassen haben. Er bedaure die hieraus resultirenden formellen Complicationen, hoffe aber zugleich wir werden uns deswegen einigen. Wir verfolgen die gleichen Ziele. Er habe unseren Bestrebungen auf diesem Gebiete immer ein grosses Interesse entgegengebracht, sei aber eben früher nicht in der Lage gewesen, auf die sachbez. Entschliessungen der kais. Regierung einen Einfluss auszuüben. Er sehe nicht ein, warum es nicht möglich sein sollte, eine internationale Verständigung zu erzielen. Die Arbeiter haben sich längst international organisât, und da sollte man denn doch meinen, das Gleiche sei für die gebildeten Leute auch erreichbar.2
Fortsetzung. Dann sprach er sich noch über mehrere Einzelheiten seines Erlasses aus und gab nochmals dem Wunsche und der Überzeugung Ausdruck, dass wir zusammen gehen werden. Auch England und sogar Frankreich, fügte er noch bei, werden gegenüber dem Interesse, welches die öffentliche Meinung den Arbeiterfragen entgegenbringe, kaum das Odium auf sich nehmen wollen, dass sie an den projektirten Besprechungen nicht theilnehmen. In meiner Antwort nahm ich Anlass, dem Kaiser näheres über die Entstehung unserer letzten Conferenzeinladung und über das Datum der Aussendung mitzutheilen. Ich gab auch meinerseits der Hoffnung Ausdruck, dass zwischen hier und Bern eine Verständigung erfolgen werde, sei doch dem Bundesrathe sehr viel daran gelegen, dass man in der Sache selbst zu einem praktischen Ergebnisse gelange. Derselbe habe sich aufrichtig darüber gefreut, dass der Kaiser in der Auffassung dieser Frage mit ihm einig gehe. Besonders was die gedachte Verständigung mit Bern betreffe, so nehme ich an, das Auswärtige Amt werde nun von Bülow mit den erforderlichen Schritten beauftragen. Um 3 Uhr empfing mich dann verabredetermassen Graf Bismarck zur Entgegennahme Ihrer Cirkularnote3 und meiner Begleitnote, welche ich Ihren Instruktionen genau entsprechend abgefasst habe. Ich gab ihm mündlich weitere Aufklärungen über die Vorgeschichte der Conferenzfrage und betonte nebenbei, das derzeitige Verhalten des Bundesrathes dürfe keineswegs dahin interpretirt werden, dass er unter allen Umständen an seiner Einladung festhalten werde. Das Weitere hänge von diesbez. Verhandlungen des Auswärtigen Amtes mit Ihnen ab. Graf Bismarck nahm meine Mittheilungen durchaus ruhig entgegen. Er erklärte, er finde es korrekt, dass ich Ihre Note dennoch abgegeben. Er habe den Eindruck, aus meiner Begleitnote könne der Schluss gezogen werden, dass der Bundesrath in der That geneigt wäre, zu einer Verständigung Fland zu bieten. Die Instruktionen für Bülow dürften morgen oder übermorgen abgehen.
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International workers‘ protection