Classement thématique série 1848–1945:
III. AFFAIRE DE NEUCHÂTEL
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 1, doc. 257
volume linkBern 1990
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.53-06#1000/1751#41* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.53-06(-)1000/1751 15 | |
Dossier title | Offizielle Korrespondenz, Schreiben an den Bundesrat (1856–1856) |
dodis.ch/41256
Die am Schlüsse meiner gestrigen Depesche2 mitgetheilte Nachricht von einer österreichischen Note nach Berlin bestätigt sich vollkommen. Graf Buol hat in sehr versöhnlichem Tone dem Berliner Cabinette von einer bewaffneten Intervention in der Schweiz abgerathen und auf das Gefährliche eines einzelnen Vorgehens hingewiesen, indem er vorschlägt, die Pariser Conferenzen abzuwarten; und sollte daselbst kein Beschluss gefasst werden, sei es nun auf den Conferenzen in Paris oder in London, welch letzterer Platz mehr Chancen für sich hat, der Preussen eine Genugthung gewähre, so soll die Preussische Regierung sich directe an die Bundesregierung in Bern wenden. Graf [Buol äusserte sich in Bezug auf diese Note gegen einen deutschen Gesandten, dass er trotz der Note vom Moniteur3 immer mehr die Überzeugung gewinne, dass Frankreich eine bewaffnete Intervention in Neuchâtel niemals zugeben könne. Auch hege ich die moralische Überzeugung, dass sämmtliche Mächte, die alle wenig gestimmt sind, einen Preussischen Feldzug gegen die Schweiz in Wort und That zu unterstützen, es gerne sehen würden, wenn dieser abnorme Zustand ein Ende nähme und ein Mittel gefunden würde, die Sache sobald als möglich beizulegen. Dieses Mittel liegt nach der allgemeinen Ansicht, wie ich schon zu wiederhohlten Malen anzuführen die Ehre hatte, in der Beschleunigung des Urtheils und freiwilligen Amnestirung der Gefangenen. Thut das die Schweiz, so wird sie die Meinung der Cabinette wieder auf ihrer Seite haben und selbe werden ein Mittel finden, die Frage à l’amiable auszugleichen. Dies ist die allgemeine Ansicht und alle Hoffnungen sind darauf gerichtet, auf diese Art eine grosse Gefahr für Europa beseitigt zu sehen. Der englische Gesandte fragte mich, ob ich glaube, dass eine Amnestie ertheilt werde; ich erwiederte ihm, dass ich es nicht wissen könne, worauf er bemerkte: «Wenn Sie das nicht thun, dann ist die Schweiz absoluter als der König von Preussen.»
Ich bitte Sie, Titl., wenn ein Beschluss in diesem Sinne in der Nationalversammlung gefasst wird, mich sogleich durch den Telegraphen hievon in Kenntnis zu setzen, da es für mich und für meine Stellung gegenüber dem Östreichischen Cabinett von grosser Wichtigkeit ist.
Ihre geehrte Zuschrift vom 21. d. M. mit den verschiedenen Kreisschreiben an die eidgenössischen Stände4 habe ich erhalten und verdanke Ihnen dieselbe bestens.