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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 26, doc. 136
volume linkZürich/Locarno/Genève 2018
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Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2005A#1985/101#192* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2005(A)1985/101 102 | |
Titolo dossier | Katastrophenhilfe (1973–1975) | |
Riferimento archivio | t.300-04 |
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2005A#1985/101#847* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2005(A)1985/101 545 | |
Titolo dossier | Freiwillige; Einzeldossiers A-Z (1973–1975) | |
Riferimento archivio | t.441.2 |
dodis.ch/39122 Schreiben der Sektionschefin für Westafrika des Büros des Delegierten für technische Zusammenarbeit des Politischen Departements, I. Cornaz, an P. Schubarth, Arzt in N’Djamena1 AKTION DES KATASTROPHENHILFSKORPS2
Wir danken Ihnen für Ihren Bericht vom 20. 12. 19743 über den Einsatz des Katastrophenhilfskorps im Tschadseegebiet, den wir mit Interesse studiert haben. Sie legen den Finger auf verschiedene wunde Stellen sowohl was die Vorbereitung als auch die Durchführung der Aktion betrifft. Verschiedene ihrer Kritiken wurden schon vor der Durchführung der Aktion geäussert, konnten aber aus mannigfachen Gründen (politische Einflüsse, organisatorische Hindernisse, Vorschriften und Forderungen Militärdepartement usw.) nicht berücksichtigt werden, was denn zu den z. T. vorausgesehenen negativen Folgen führte (z. B. Camions)4.
Wir werden Ihre Bemerkungen im Rahmen unser Teilnahme an den Gesprächen über die Auswertung der Aktion mit den Herren Bill und Clerc besprechen5. Unseren Erfahrungen nach ist die Leitung des Korps an allen Bemerkungen interessiert, die darauf hinzielen, die Effizienz ihrer Einsätze zu erhöhen. Wir zweifeln nicht daran, dass auch Ihre Kritiken volle Beachtung finden werden.
Da wir nicht alle Einzelheiten der Aktion des Korps kennen, können wir nicht zu allen Ihren Kritiken Stellung nehmen. Einige generelle und einige Detailbemerkungen scheinen uns aber doch angebracht:
1. Vor einer Beurteilung der Aktion des Korps gilt es, den Ausgangspunkt des Betrachters festzulegen. Auf Grund Ihrer Tätigkeit stehen bei Ihnen natürlicherweise die langfristigen Aspekte im Vordergrund. Beim Korps, das ja vor allem für Katastropheneinsätze konzipiert ist, dominieren aber die kurzfristigen Gesichtspunkte6. Je nach Ausgangspunkt ist nun aber die zu leistende Hilfe ganz verschieden. Im diesem Sinne scheint uns Ihre Kritik etwas wenig differenziert, wenn auch festzustellen ist, dass die durchgeführte Aktion sowohl kurz- wie mittelfristige Aufgaben berührte und die Zielsetzung der Erprobung des Korps ein wesentliches Element der Aktion darstellte.
2. Sowohl vor wie auch während und nun nach der Aktion wurde von der Korpsleitung her das Gespräch und die Diskussion mit den Privatorganisationen und der Öffentlichkeit gesucht. Diskussionen am Radio und Fernsehen erfolgten und sind auch noch vorgesehen, kritische Stellungnahmen wurden – mit Einverständnis der Korpsleitung – veröffentlicht, wobei von der Korpsleitung offen auf Mängel und Fehler hingewiesen wurde7. Ihre Bemerkungen, wonach Kritiken von der Korpsleitung nicht beachtet werden und Kritikern Inkompetenz vorgeworfen wird, trifft nach den bisherigen Erfahrungen in der Schweiz nicht zu. Inwiefern im Einsatzgebiet die Kritik eingeschränkt wurde, können wir nicht beurteilen. In Anbetracht der auch Ihnen bekannten Pro bleme der Äusserung von Kritiken in Entwicklungsländern scheint uns auch in diesem Punkt eine etwas differenzierte Beurteilung angebracht.
3. Einige Detailbemerkungen:
Zu 1. Vorbereitung der Aktion8
Unserer Meinung nach ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dieser Aktion um den ersten grösseren Einsatz des Korps9 handelte: Mängel können z. T. erst in einem praktischen Einsatz festgestellt werden. Wir sind überzeugt, dass für die Vorbereitungen evtl. weiterer Einsätze manches geändert wird. Die Personalauswahl z. B. erfolgte grösstenteils auf Grund schriftlicher Angaben. Die Vorbereitungskurse – zum grössten Teil technisch ausgerichtet – genügten nicht, auf den Vorschlag einer mehrtägigen Vorbereitung auf «Land und Leute» wurde nicht eingetreten. Dieser Mangel wirkte sich, wie Sie schreiben, sehr negativ aus. Dass Verbesserungen möglich sind, ist klar. Fraglich bleibt nur, ob wirklich «geeignete» und «ungeeignete» Mitglieder unterschieden werden können. Auch bei uns nämlich zeigt sich – trotz Moghegno10 – erst im praktischen Einsatz, ob die Wahl des Entwicklungshelfers oder Experten richtig war oder nicht. Ein Grundstock an geeigneten erprobten Korpsmitgliedern ist nun vorhanden, so dass dieses Problem in einem evtl. späteren Einsatz weniger schwer wiegen sollte.
Was die Dauer des Einsatzes der einzelnen Mitglieder betrifft, ist dies eine Frage der Urlaubsgewährung durch den Arbeitgeber11; auch da wird es darum gehen, angepasstere Lösungen zu finden.
Zu 2. Ziele der Aktion
Ist nicht jede Sahel-Aktion, einzeln betrachtet, in Anbetracht der Probleme der Region12, als lächerlich zu bezeichnen?
Zu 3. Koordination
Im Vergleich zu anderen kurzfristigen Hilfsaktionen scheint uns das Vorgehen des Korps in Bezug auf Integration der Aktion in einen grösseren Rahmen (CBLT), Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen oder Personen auf Platz (Pété, N’Gugmi, FAO-Zentren) sowie Fortsetzung seiner Aktionen (N’Gugmi, Mao, Gebäude in FAO-Zentren) positiv zu sein13.
Zu 4. Evaluation
Vgl. Bemerkungen unter Punkt 2. Zu ergänzen bleibt noch, dass der DfTZ in Äthiopien das vom Korps ausgebaute Spital in Gewani/Danakilwüste weiterführt14.
Unverständlich erscheint uns Ihre Feststellung, dass aus der Aktion kaum etwas für zukünftige Einsätze gelernt werden könne. Alle Ihre Bemerkungen zu den Personalfragen weisen auf das Gegenteil hin.
Zu 5. 6. 7. Folgen der Aktion
Was die Folgen im Tschad betrifft, gehen wir mit Ihnen einig; zu berücksichtigen bleibt aber, dass die tschadische Mitfinanzierung der langfristigen Hilfe – z. B. CFPA oder Zolltaxen – vertraglich fixiert ist. Der Tschad – und auch Sie – wissen, dass es nicht um die SFr. 60’000 oder die paar tausend CFA für Fahrzeugverzollungen geht, sondern um eine Prinzipfrage, um die Einhaltung bilateraler Abmachungen15.
Was die Folgen in der Schweiz betrifft, hatten wir auf Grund verschiedener Gespräche – im Gegensatz zu ihrer Feststellung – den Eindruck, dass viele Korpsmitglieder die langfristige Entwicklungshilfe nicht nur nicht in Frage stellen, sondern als einzige sinnvolle Hilfe betrachten16.
Die detaillierten Berechnungen werden im übrigen durchgeführt.
Soweit einige Bemerkungen zu Ihrem Brief, den wir nochmals herzlich verdanken möchten. Wir bedauern nur, dass es anlässlich des Aufenthalts der Herren Salvi und Bisaz17 in N’Djaména nicht gelang, so wie es mit den anderen Aktionsteilnehmern möglich war, auch mit Ihnen über den Einsatz des Korps und Ihr Projekt zu sprechen18. Manche Fragen und unberechtigte Bemerkungen in anderen Briefen hätten vermieden werden können.
- 1
- Schreiben (Kopie): CH-BAR#E2005A#1985/101#847* (t.441.2). Verfasst von A. Bisaz. Kopie u. a. an A. Bill.↩
- 2
- Vgl. dazu DDS, Bd. 26, Dok. 103, dodis.ch/39121 sowie den Bericht des Delegierten des Bundesrats für Katastrophenhilfe im Ausland vom Februar 1975, dodis.ch/39739.↩
- 3
- Schreiben von P. Schubarth an den Delegierten für technische Zusammenarbeit des Politischen Departementes vom 20. Dezember 1974, dodis.ch/39762.↩
- 4
- Vgl. dazu den Bericht des Delegierten des Bundesrats für Katastrophenhilfe im Ausland vom Februar 1975, dodis.ch/39739, bes. S. 10–15 sowie das Referat von J. Clerc vom 21. März 1975, dodis.ch/39747, bes. S. 7–9.↩
- 5
- Zur Auswertung der Aktion vgl. den Bericht des Delegierten des Bundesrats für Katastrophenhilfe im Ausland vom Februar 1975, dodis.ch/39739.↩
- 6
- Vgl. dazu den Bericht von A. Bisaz vom 6. Januar 1975, dodis.ch/39770; das Schreiben von W. U. Loosli an den Delegierten für technische Zusammenarbeit des Politischen Departements vom 22. März 1975, dodis.ch/39766; das Schreiben von W. U. Loosli an Th. Raeber vom 28. No- vember 1974, CH-BAR#E2005A#1985/101#756* (t.311) sowie die Notiz von J. Clerc an A. Bill vom 4. Juni 1975, CH-BAR#E2200.5#1996/126#142* (773.2).↩
- 7
- Vgl. dazu die Notiz von A. Bill vom 9. Dezember 1974, dodis.ch/39756.↩
- 8
- Vgl. dazu Anm. 2 sowie den Bericht von A. Bill vom 16. September 1974, dodis.ch/39726.↩
- 9
- Zum ersten kleineren Einsatz des Katastrophenhilfekorps im Juli 1973 vgl. DDS, Bd. 26, Dok. 30, dodis.ch/38910.↩
- 10
- In Moghegno (TI) führte der Dienst für technische Zusammenarbeit seit 1965 regelmässig Ausbildungskurse für Entwicklungshelfer durch. Vgl. dazu den Projektantrag Nr. 8 von H. Jaggi vom 4. Januar 1973, dodis.ch/40781.↩
- 11
- Für die Angestellten des Bundes vgl. BR-Prot. Nr. 1732 vom 17. Oktober 1973, CH-BAR#E1004.1#1000/9#799*.↩
- 12
- Vgl. dazu die Notiz von W. Mamboury vom 18. Juni 1973, dodis.ch/39655.↩
- 13
- Vgl. dazu die Notiz von S. Salvi vom 11. Dezember 1974, dodis.ch/39769 sowie das Schreiben von W. U. Loosli an den Delegierten für technische Zusammenarbeit des Politischen Departements vom 22. März 1975, dodis.ch/39766.↩
- 14
- Vgl. dazu das Schreiben von A. Bill an H. Langenbacher vom 18. Januar 1974, dodis.ch/39672 sowie den Projektantrag Nr. 205 von R. Dannecker an M. Heimo vom 4. Dezember 1975, dodis.ch/40780.↩
- 15
- Vgl. dazu die Notiz von J. Clerc an A. Bill vom 14. April 1975, dodis.ch/40448 sowie das Schreiben von F. Andres an M. Heimo vom 14. Februar 1975, dodis.ch/40446.↩
- 16
- Vgl. dazu den Bericht von A. Bisaz vom 6. Januar 1975, dodis.ch/39770 sowie Anm. 6.↩
- 17
- Vgl. dazu die Berichte von A. Bisaz vom 31. Juli 1974, dodis.ch/40445; vom 6. Januar 1975, dodis.ch/39770 sowie vom 17. Dezember 1974, Doss. wie Anm. 1.↩
- 18
- Für weitere Informationen zur Tätigkeit von P. Schubarth vgl. Doss. CH-BAR#E2005A#1991/16#4053* (t.441.1) sowie Doss. CH-BAR#E2005A#1985/101#847* (t.441.2).↩
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