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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 22, doc. 149
volume linkZürich/Locarno/Genève 2009
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2804#1971/2#352* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2804(-)1971/2 47 | |
Titolo dossier | Generalsekretariat der Vereinten Nationen (1961–1965) | |
Riferimento archivio | 08.04 |
dodis.ch/30242 Unterredung mit Generalsekretär U Thant vom 3. mai 1963 in Genf
Die Unterredung dauerte ca. 50 Minuten.
Ich finde U Thant trotz der grossen Schwierigkeiten, die er zu bewältigen hat, sehr ruhig und in sich gefestigt. Mein allgemeines Urteil geht dahin, dass er seine Verantwortung spürt und sich bemüht, sich ihr in Unparteilichkeiten gewachsen zu zeigen, dass er aber in Gefahr ist, durch seine Berater unzweckmässig vorzugehen und dass er noch nicht über die Kenntnisse der Einzelheiten verfügt, die man bei einer wirklich massgebenden Leitung des äusserst komplizierten Apparates voraussetzen würde.
Die Unterredung bezieht sich auf folgende Punkte:
Ich orientiere ihn aus eigener Initiative kurz über die von der Schweiz erwarteten Leistungen an das Gebäude der OMS, an die Renovation des Palais des Nations und das Aménagement der Place des Nations2. Damit im Zusammenhang mache ich auch auf die steigenden Anforderungen aufmerksam, die von Seiten der UNICEF und des Special Fund an uns gestellt werden und erwähne kurz unsere Leistung in Kongo3 über die er orientiert ist. Im Anschluss an diese letzte Bemerkung kommt er auf das Kongo-Problem im allgemeinen und die Ausbildung von Instruktoren und Offizieren im speziellen zu sprechen. Ich sage ihm, dass wir nach wie vor nicht in der Lage wären, Instruktoren in den Kongo zu entsenden. Dagegen wären wir bereit, im äussersten Notfall die Ausbildung von 1–2 Klassen von Offiziersanwärtern zu je 20–30 Mann zu prüfen (Resultat der Aussprache im Bundesrat vom 3. Mai 19634).
Im Anschluss daran erwähnt U Thant auch das Internationale Rote Kreuz. Ich gebe ihm, unter ausdrücklicher Erwähnung, dass es sich um eine persönliche Meinung handle, die jedoch vom Bundesrat geteilt werde, unsere Reserve hinsichtlich des Beizugs des Roten Kreuzes für Aktionen der Friedenswahrung bekannt. U Thant scheint diese Überlegungen zu verstehen.
Da gegenwärtig die Sitzung des ACC (Administrative Coordination Committee) stattfindet, teile ich U Thant auch einige unserer Beobachtungen über Schwächen in der technischen Zusammenarbeit der Vereinigten Nationen, namentlich aber der UNTAO (UN-Technical Assistance Operations) bekannt. Hier wird es besonders deutlich, dass U Thant noch nicht über die notwendigen Kenntnisse hinsichtlich der Organisation der technischen Hilfe verfügt. So ist er beispielsweise hinsichtlich der personellen Aspekte der UNTAO nicht im Bild.
U Thant kommt dann auf die Finanzlage der Vereinigten Nationen zu sprechen und äussert sich eher pessimistisch. Bekanntlich liegen der demnächst zusammentretenden Konferenz drei Anträge vor: Die Vereinigten Staaten wollen im Sinne des Avis consultatif des Haager Gerichtshofs, dass sich alle Mitgliederländer nach Massgabe des für das gewöhnliche Budget gültigen Schlüssels an Friedenssicherungsaktionen beteiligen. Die Lateinamerikaner wünschen die Beteiligung gemäss Schlüssel auf 5 Millionen Dollars jährlich zu beschränken, während die wirtschaftlich stärkeren Mitglieder für Beträge, die diesen Plafond übersteigen, in verstärktem Masse beizuziehen wären. England hat eine Kompromissformel in dem Sinne eingebracht, dass dieser Plafond auf 10 Millionen Dollars zu erhöhen wäre. U Thant fürchtet, dass eine Mehrheit der Generalversammlung sich für die lateinamerikanische Formel entschliessen wird, was das dornige Problem der Festsetzung der stärkeren Beteiligung der Industrieländer ungelöst liesse. Er macht keine Anspielungen auf die bestehende oder eine allenfalls später in Aussicht zu nehmende Anleihe.
Was die Generalversammlung betrifft, so hält U Thant an seinem Plan, sie 1965 in Genf abzuhalten, fest. Nach Angaben von Herrn Gottret sollen im Sekretariat starke Kräfte bestehen, die diese Lösung nicht für glücklich halten, sondern auch die Generalversammlung 1965 in New York abhalten möchten.
Für 1964 ist die Abhaltung der Welthandelskonferenz in Genf vorgesehen. Wegen Kollisionen mit den Generalversammlungen der OMS und des BIT plant U Thant, sie in zwei Hälften zu zerlegen. Der erste Teil würde März/ April 1964, der zweite Teil August/September 1964 stattfinden. Ein Beschluss ist jedoch noch nicht gefasst.
Endlich kommen wir noch auf das Mandat des Hochkommissärs5 zu sprechen. U Thant hat sich diese Frage noch nicht überlegt und möchte einen Entschluss auf den Juli zurückstellen, wenn er wieder in Genf sein wird. Ich orientiere Herrn Schnyder direkt über Einzelheiten des Gesprächs.
- 1
- E 2804(-)1971/2/47.↩
- 2
- Vgl. E 2003(A)1978/29/417.↩
- 3
- Vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 70, dodis.ch/30218.↩
- 4
- Vgl. das Verhandlungsprotokoll der 32. Sitzung des Bundesrates vom 3. Mai 1963, E 1003 (-)1994/26/2.↩
- 5
- F. Schnyder.↩
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