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Documents Diplomatiques Suisses, vol. 22, doc. 61
volume linkZürich/Locarno/Genève 2009
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Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2001E#1976/17#3195* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2001(E)1976/17 478 | |
Titre du dossier | Schweizerische Hilfsaktionen für Indien (1962–1963) | |
Référence archives | B.55.40 • Composant complémentaire: Indien |
dodis.ch/18957 Interne Notiz des Politischen Departements1 Schweizerische Zusammenarbeit mit Indien
Indien mit seinen 440 Mio. Einwohnern gehört zu den Ländern mit dem niedrigsten Lebensstandard. Eigene Anstrengungen zusammen mit grosszügiger Hilfe aus dem Westen wie dem Osten werden allmählich zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse führen, den Hunger verbannen. Aber die Entwicklung geht langsam. Jede Hilfe ist erwünscht – auch die bescheidene Hilfe eines 5½ Mio. Volkes wie die Schweiz. Was tun wir?
Zweierlei: wir leisten eigentliche Entwicklungshilfe, d. h. desinteressierte Hilfe, und wir führen durch kommerzielle Erwägungen (Absatzmarkt der Zukunft) bestimmte Aktionen durch. Hier sind vor allem die Investitionen der Privatwirtschaft zu nennen, die Errichtung von Tochtergesellschaften und die Beteiligung an indischen Unternehmen. Es sind im ganzen 16 schweizerische Firmen, die sich auf diese Weise in Indien engagiert haben. Besonders stark vertreten ist dabei die chemische Industrie, gefolgt von der Maschinenindustrie. Solche Investitionen bilden einen wertvollen Beitrag an die Industrialisierung des Landes. Sie werden ergänzt durch einen längerfristigen Kredit2, den ein Bankenkonsortium Indien gewährt hat für den Bezug von Investitionsgütern im Wert von 100 Mio. Fr.
Die industrielle Zusammenarbeit spielt sich aber noch in andern Formen ab. Eine ganze Reihe schweizerischer Unternehmen, vorab der Maschinenindustrie, haben Fabrikationslizenzen an indische Partner vergeben. Wieder andere planen und errichten Fabrikationsanlagen im Auftrag indischer privater und offizieller Stellen oder sind als technische Berater tätig.
Vielfältig ist die technische Hilfe im engeren Sinne. Die meisten Gesellschaften, welche auf die bisher genannte Art mit Indien zusammenarbeiten – und eine Anzahl weiterer Firmen – bilden indisches technisches Personal an Ort und Stelle und/oder in den hiesigen Werken aus und helfen dadurch mit, die unerlässlichen personellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Industrialisierung des Landes zu schaffen. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang das Zentrum für chemische und biologische Forschung, das die CIBA mit einem Kostenaufwand von rund 18 Mio. Fr. in Bombay aufbaut.
Ausserhalb der unmittelbaren Geschäftsinteressen liegt die Aktion der Schweizerischen Stiftung für technische Entwicklungshilfe, die von der Privatwirtschaft finanziert wird. Die Stiftung wird diesen Herbst in Chandigarh (Punjab) eine Lehrwerkstätte für Feinmechaniker eröffnen, an der 100 Lehrlinge in dreijährigen Kursen ausgebildet werden. Leiter und Instruktoren werden von der Stiftung bezahlt wie auch die Ausrüstung im Wert von 1,5 Mio. Fr.
Darüberhinaus ist auf die technische Hilfe hinzuweisen, die von privater Seite geleistet wird. Etwa auf die von der «BaslerMission» in Südindien gegründeten Primar- und Highschools, die heute von den lokalen evangelischen Kirchen verwaltet werden; auf die Lehrwerkstätte für Werkzeugmacher, die das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) in Nettur3 führt; auf die Aktionen katholischer Missionsgesellschaften, die unter Mitwirkung von schweizerischem Personal in verschiedenen Gebieten Indiens Primar-, Mittel- und Berufsschulen führen sowie Krankenpflegepersonal ausbilden. Ferner unterstützten der Schweizerische Caritasverband und die Schweizer Auslandhilfe in den vergangenen Jahren verschiedene Projekte technischer Hilfe mit namhaften Beiträgen.
Die von den Gebr. Volkart, Winterthur, ins Leben gerufene Volkart Stiftung liess im Jahrzehnt 1951/61 indischen Universitäten, Schulen und Hochschulabsolventen für zusätzliche Ausbildung mehr als Fr. 600’000 zukommen; weitere Fr. 420’000 wurden an die Kosten für Spitalbauten und -einrichtungen sowie für die Ausbildung von Pflegepersonal aufgewendet. Schliesslich hat auch der Bund einiges an technischer Hilfe geleistet: durch Aufnahme von Stipendiaten zur beruflichen Weiterbildung, durch Vermittlung von Experten und Lieferung von Instruktionsmaterial.
Das Bild unserer Zusammenarbeit mit Indien wäre unvollständig, würde nicht auf die caritative und medizinische Hilfe hingewiesen, die von verschiedener Seite geleistet wird. Die evangelischen und katholischen Missionsgesellschaften haben Waisenhäuser, Spitäler und Polikliniken errichtet, in denen zum Teil schweizerisches Personal mitarbeitet; der Schweizerische Caritas-Verband hat in letzter Zeit verschiedene Aktionen unternommen, wie Lieferung von Vollmilchpulver, Medikamenten, medizinischen Instrumenten, während das Schweizerische Rote Kreuz bei Überschwemmungskatastrophen wiederholt mit Material und Medikamenten geholfen hat.
Das ist die Bilanz unserer Zusammenarbeit mit Indien. Wenn auch unser stets wachsender Beitrag an die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Indiens unter dem Gesichtspunkt der Bedürfnisse dieses riesigen Landes recht bescheiden ist und auch bescheiden bleiben wird, so ist doch eine unseren eigenen Proportionen entsprechende ständige Ausweitung der indo-schweizerischen Zusammenarbeit geeignet, die bestehenden Bande im gegenseitigen Interesse zu stärken und zu festigen.
- 1
- Feuille fédérale (Kopie): E 2001(E)1976/17/478. Paraphe: FF. Diese Notiz wurde von R. Frei verfasst.↩
- 2
- Vgl. DDS, Bd. 21, Dok. 91, dodis.ch/14497(dodis.ch/14497). Siehe auch das BR-Prot. Nr. 479 vom 12. März 1962 (dodis.ch/18961)↩
- 3
- Vgl. die Notiz von E. Mentha an A. R. Lindt vom 1. Februar 1963 (dodis.ch/30206).↩
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