dodis.ch/13244

Die politische Abteilung des politischen Departements an den schweizerischen Gesandten in Pretoria, J. de Rham1

Gründung einer Handelskammer Südafrika – Schweiz

Wir beehren uns, den Empfang Ihres vertraulichen Schreibens vom vergangenen 28. November3 anzuzeigen, und haben von Ihren Ausführungen wie auch von den uns zur Verfügung gestellten Briefabschriften4, für die wir Ihnen verbindlichst danken, mit dem grössten Interesse Kenntnis genommen.

Soweit wir für die Beurteilung zuständig sind, scheint uns die Initiative, die offenbar von den Herren Dres. Jann und Staehelin ausgegangen ist, begrüssenswert zu sein. Die beabsichtigte Organisation dürfe nicht nur Südafrika in der Schweiz etwas besser bekannt machen können, sondern auch, was vom schweizerischen Standpunkt aus bedeutsamer ist, direkt oder indirekt in Südafrika in vermehrtem Masse für unser Land und seine Wirtschaft werben. Dabei geben wir uns nicht der Illusion hin, dass die Komitees bei uns bzw. in Südafrika vollständig uneigennützig sein werden. Selbstverständlich werden dabei auch neue Geschäftsmöglichkeiten für die eigenen Firmen der Mitglieder gesucht werden, was jedoch keinesfalls einen Nachteil darstellt; im Gegenteil, ohne die damit verbundene private Initiative würden wahrscheinlich überhaupt keine neuen Geschäftsbeziehungen entstehen. Wir glauben daher nicht, dass befürchtet werden muss, die Mitglieder des Initiativkomitees und wahrscheinlich späteren Vorstandsmitglieder würden ihre Stellung in unzulässiger Weise für ihre eigenen Interessen ausnützen. Die sehr bekannten schweizerischen Persönlichkeiten, die auf der Liste figurieren5, schliessen Missbräuche sicher weitgehend aus und bieten u. E. dafür Gewähr, dass auch die allgemeinen Interessen der von ihnen vertretenen Wirtschaftsgebiete (wie z. B. Maschinenindustrie, chemische Industrie, Banken und Versicherungen) nicht vernachlässigt werden.

Im gleichen Moment, als Ihr Brief eintraf, schrieben uns die Herren Jann und Staehelin folgendes6:

«In Zürich hat sich kürzlich ein Initiativ-Komitee zum Studium der Gründung einer Handelskammer Südafrika-Schweiz gebildet. Diesem Initiativ-Komitee gehören die, auf der beiliegenden Liste7, verzeichneten Persönlichkeiten an. Das ebenfalls beigefügte Memorandum8 orientiert Sie über die Pläne und Absichten.

Bevor wir das Projekt weiter fördern, liegt uns sehr daran, Ihre Auffassung kennenzulernen und Ihren Ratschlag einzuholen. Wir halten dafür, dass die in Aussicht genommene Gründung nur Erfolg haben kann, wenn sie unter engster Fühlungnahme mit den Behörden erfolgt.»

Auf Wunsch der beiden Herren wurden sie am 17. d. M. von den Herren Legationsrat Dupont und Lepori empfangen9. Die beiliegende kurze Aktennotiz orientiert Sie in grossen Zügen über die Besprechung. Es entstand dabei nicht der Eindruck, dass Herr Dr. Staehelin irgendwelche übertriebene persönliche Ziele verfolge. Im Gegenteil ergab sich, dass die Herren die Angelegenheit in überlegter Weise an die Hand genommen haben und jedenfalls nichts überstürzen wollen. Sie werden denn auch Herrn Aiken, nachdem ihnen von Seiten der schweizerischen Behörden aus eine positive Stellungnahme abgegeben worden ist, zuerst einmal bloss allgemein über das Projekt orientieren und um seine Meinungsäusserung bitten, dabei aber noch nicht anfragen, ob er eventuell bereit wäre, im südafrikanischen Komitee den Vorsitz zu übernehmen. Diese Bitte soll erst nach Eintreffen seiner Antwort ausgesprochen werden, vorausgesetzt natürlich, dass er den Plan begrüsst. Wir bitten Sie demzufolge, Herrn Aiken gegenüber noch nichts von der Frage des Vorsitzes zu erwähnen.

Die Herren Jann und Staehelin haben mit Interesse unsere Mitteilung aufgenommen, dass Sie im kommenden Frühling in die Schweiz reisen, und werden sich bei dieser Gelegenheit direkt mit Ihnen in Verbindung setzen.

Über die eigentlichen wirtschaftlichen Probleme haben sich die beiden Herren mit Herrn Vizedirektor Dr. Probst und Herrn Unterabteilungschef Bühler von der Handelsabteilung im Anschluss an die Besprechung bei uns unterhalten; die Handelsabteilung, der wir einen Durchschlag dieses Schreibens zustellen, wird Ihnen direkt darüber berichten10.