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Documents Diplomatiques Suisses, vol. 27, doc. 144
volume linkZürich/Locarno/Genève 2022
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Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2001E-01#1988/16#4584* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2001(E)-01/1988/16 911 | |
Titre du dossier | Schweiz. Anleihen an Regierungen, Gemeindewesen etc. (1973–1978) | |
Référence archives | C.41.152.0 • Composant complémentaire: Mexiko |
Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E7110#1989/32#1869* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 7110(-)1989/32 128 | |
Titre du dossier | Kredite (1978–1978) | |
Référence archives | 861.5 • Composant complémentaire: Mexiko |
dodis.ch/48559Der schweizerische Botschafter in Mexiko-Stadt, S. Masnata, an den Chef des Finanz- und Wirtschaftsdiensts des Politischen Departements, J. Zwahlen1
Bankkredite an Mexiko
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben vom 2. Mai 19782 mit den neuen Direktiven3 der Schweizerischen Nationalbank betreffend Kapitalexport. Ich bin mir bewusst, dass diese Vorschriften in erster Linie zum Schutz unserer Währung erlassen wurden, und dass diese Überlegungen das absolute Primat gegenüber anderen Aspekten beanspruchen müssen.
Ich muss jedoch hervorheben, dass das Verbot jeglicher Publizität bei der Vergebung privater Schuldverschreibungen4 («notes») im Falle Mexikos sich äusserst negativ auswirkt. Mexiko als einer der grössten Kreditnehmer der Dritten Welt, der im letzten Jahr sogar Brasilien auf dem Eurodollar-Markt ausgestochen hat, erhält Kredite von den meisten unserer wichtigsten Konkurrenten, namhafte Kredite, die mit lautstarker Publizität über die Bühne gehen. Sehr oft sind solche Kredite auch mit Besuchen auf Regierungsebene oder von Wirtschaftsdelegationen verbunden, was die Bindung an Lieferungen nahelegt oder solche Lieferungen doch fördert.
Bei der Gewährung von SFr. 300 Mio. in «notes» an den mexikanischen Staat durch die drei Schweizer Grossbanken5 (Ihre Mitteilung vom 19. Januar 19786 — ad. s.C.41.Mex.152.0 — RZ[J.-C. Richard]/ot) bestand ursprünglich die Absicht, den mexikanischen Finanzminister7 in die Schweiz einzuladen. Dieses Projekt zerschlug sich jedoch, und schliesslich fand sich in den mexikanischen Zeitungen überhaupt kein Hinweis auf diese Transaktion, obwohl sie gemäss Auskunft der hiesigen Bankenvertreter den höchsten Umfang für «notes» erreicht habe. Die Direktiven der Nationalbank benehmen uns somit der Möglichkeit, Propagandakapital für unser Land zu machen und direkt oder indirekt schweizerische Lieferungen zu fördern. Eine wichtige Auswirkung sehe ich persönlich in der mexikanischen Handelsbilanz, die der Schweiz trotz gewichtigen Abnahmen mexikanischer Güter auf der Einfuhrseite einen niedrigeren Platz zuweist, als ihn wichtige europäische Konkurrenten einnehmen, die jedoch in Mexiko weniger kaufen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die nachfolgende Statistik, die ich dem März-Bulletin des Ministeriums für Planung und Budget entnommen habe.
Land | Mexikanische Ausfuhren 77 in Mio. Pesos | Rang | Mexikanische Einfuhren 77 in Mio. Pesos | Rang |
Vereinigte Staaten | 54'817 | 1 | 79'026 | 1 |
Brasilien | 3390 | 2 | 2433 | 7 |
BRD | 2036 | 3 | 7015 | 2 |
Venezuela | 1998 | 4 | ||
Japan | 1867 | 5 | 6651 | 3 |
Israel | 1585 | 6 | ||
Spanien | 1280 | 7 | 1972 | 10 |
Schweiz | 1231 | 8 | 2186 | 9 |
Kanada | 987 | 9 | 3763 | 4 |
Guatemala | 969 | 10 | ||
Frankreich | 814 | 11 | 3539 | 5 |
Kuba | 776 | 12 | ||
Italien | 735 | 13 | 2371 | 8 |
Kolumbien | 727 | 14 | ||
Argentinien | 724 | 15 | 1815 | 11 |
Grossbritannien | 709 | 16 | 2899 | 6 |
Belgien/Luxemburg | 644 | 17 | 1058 | 13 |
Niederlande | 631 | 18 | 863 | 14 |
Schweden | 167 | 1777 | 12 |
Wenn man von den rein politisch bedingten Erdölausfuhren Mexikos nach Israel absieht, befindet sich die Schweiz also im siebten Rang der mexikanischen Kunden. Auf der Lieferantenseite übertreffen uns jedoch Frankreich, Grossbritannien und Italien, teilweise mit ganz namhaften Beträgen, was ich mir nur damit erklären kann, dass es diese Länder verstehen, Kredite, Regierungsdelegationen, Wirtschaftsbesuche und Offerten für ihre Produkte in einem publizistisch wirksamen Mix Mexiko zu präsentieren.
Es liegt mir nun mit dieser Argumentation nicht daran, die Direktiven der Nationalbank zu kritisieren oder sie gar zu veranlassen, im Falle Mexikos gewisse Lockerungen einzuführen. Eher glaube ich, dass versucht werden sollte, unsere Banken mehr dazu zu bringen, ihre fast Routinekredite vermehrt mit schweizerischen Lieferanten abzusprechen, um, wenn schweizerische Firmen bei scharfer Konkurrenz im Rennen stehen, mit der zeitlichen Abstimmung eines sowieso fälligen Kredites vielleicht das Zünglein an der Waage zu spielen. Mit anderen Worten, ich glaube, dass unsere Banken und unsere Exportwirtschaft getrennte Wege gehen, während in den wichtigen Konkurrenzländern mit einem «package» gearbeitet wird, auch wenn dieses vielleicht weder faktisch noch rechtlich besteht.
Subsidiär könnte versucht werden, den Kreditnehmer zu veranlassen, die nötige Publizität zu machen, da nach allen Angaben die Schweiz, was bilaterale Kredite anbelangt, in Mexiko den zweiten Platz nach den USA einnehmen dürfte, während bei internationalen Krediten Filialen schweizerischer Banken meist prominent vertreten sind. Vielleicht sehen Sie es für zweckmässig an, diesen ganzen Fragenkomplex in Ihren Gremien für die Exportförderung mit den interessierten Kreisen zu diskutieren.
- 1
- Schreiben: CH-BAR#E2001E-01#1988/16#4584* (C.41.152.0). Kopie an die Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements.↩
- 2
- Schreiben von M. Disler an die schweizerische Botschaft in Mexiko-Stadt vom 2. Mai 1978, CH-BAR#E2200.192/84#92* (522.60).↩
- 3
- Notiz der Schweizerischen Nationalbank vom 14. April 1978, dodis.ch/49816.↩
- 4
- Vgl. dazu die Notiz von H.-U. Greiner vom 19. Januar 1978, CH-BAR#E7110#1989/32#1869* (861.5).↩
- 5
- Schweizerischer Bankverein Basel, Schweizerische Bankgesellschaft und Schweizerische Kreditanstalt.↩
- 6
- Schreiben von E. Thurnheer an die schweizerische Botschaft in Mexiko Stadt vom 19. Januar 1978, Doss. wie Anm. 2.↩
- 7
- D. Ibarra Muñoz.↩
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Questions monétaires / Banque nationale
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