In Verbindung mit unsern Demarchen betreffend Verhandlungen und Rückkehr der Delegation, wurde seitens Mr. Foot, wie auch parallel bei Mr. Seebohm, wiederholt auf die militärischen Entwicklungen in Europa, bezw. die Möglichkeit der baldigen Wiederherstellung einer direkten Verbindung mit der Schweiz verwiesen. Wie mir denn auch Mr. Foot mitteilte, befasst sich das Ministry of Economic Warfare bereits aktiv mit der Vorbereitung für eine derartige Eventualität. Mr. Foot erklärte mir, dass die Wiederherstellung einer direkten Verbindung natürlich eine völlig neue Situation schaffen würde. Das Ministerium erwartet dabei nicht bloss eine weitgehende Erleichterung im Verkehr Schweiz - Alliierte und die weitgehende Beseitigung der deutschen Einschränkungen, sondern offensichtlich auch eine wesentliche Umgestaltung unseres gesamten Aussenhandels, unter weiterem Abbau unserer Lieferungen nach der Achse.
Ich orientierte Sie hierüber kurz in meinem Kabel No. 781 *, unter Aufwerfung der von Mr. Foot gestellten konkreten Frage über das allfällige weitere Schicksal der Geleitscheine. Ihre Antwort No. 8562 wurde sogleich an Mr. Foot weitergeleitet und fand dessen volle Anerkennung. Darüber hinaus, hält jedoch das Ministry of Economic Warfare auch auf schweizerischer Seite eine nähere Vorbereitung für die allfällige Wiederherstellung einer direkten Verbindung für wünschenswert. Insbesondere sollte in Mr. Foot’s und Mr. Riefler’s Meinung, unsere Delegation auch auf derartige Fragen der künftigen Gestaltung so vorbereitet sein, dass lange Rückfragen und dementsprechende Verzögerungen vermieden würden. Diese Zukunftsfragen treten offensichtlich bei den Alliierten immer mehr in den Vordergrund.
Im übrigen haben wir uns wiederholt für eine baldige Antwort auf Ihre Vorschläge vom 30. Juli3 eingesetzt. Die Rumänien-Exporte stellten dabei eine bedauerliche Verzögerung dar. Wenn die Angelegenheit nun auch abgeklärt erscheint, so wurde sie doch bei Mr. Foot und Mr. Riefler zuerst als unangenehme Entdeckung empfunden; so wird auch jetzt noch die Tatsache bedauert, dass schweizerischerseits unmittelbar vor Aufnahme der Londoner Blockadeverhandlungen derart weitgehende Kriegslieferungen vereinbart wurden, die denn auch das letzte Quartal 1942 sowie das 1. Halbjahr 1943 stark belasteten.
Auch müssen wir uns darüber bewusst sein, dass bei der zunehmenden Verschärfung der Kriegsführung, namentlich bei den planmässigen Bombardierungen der deutschen Kriegsproduktion, die Frage unserer industriellen Exporte weiterhin im Mittelpunkt der hiesigen Beurteilung bleiben wird. Wenn wir glücklicherweise bisher in Parlament und Presse von kritischen Äusserungen verschont blieben, so kann sich dies über Nacht ändern. Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Aufdeckung unserer Kriegsmateriallieferungen sowie namentlich auch deren Finanzierung durch staatliche Kredite, in der Öffentlichkeit einen äusserst peinlichen Eindruck hervorrufen, und unsern sonstigen guten Ruf auf lange Zeit in ungünstiger Weise beeinträchtigen könnte. Schweden, das nunmehr punkto Handelsverkehr und Transit eingelenkt hat, sah sich in den letzten Monaten einer heftigen Kritik gegenübergestellt, trotz seiner wesentlichen Beiträge an die alliierte Handelsschiffahrt. Diesbezüglich erhalten Sie mit gleicher Post Bericht4 über einen kürzlichen Leitartikel in der «Financial News» über die deutsche Clearingverschuldung, unter Gegenüberstellung Schwedens und der Schweiz, worin u.a. die Weiterführung unserer staatlichen Transfergarantie für Kriegsmaterialexporte als unzulässiger Zustand bezeichnet wird.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf meine Mitteilung an das Politische Departement vom 5. August5 verweisen. Auf Grund meiner hiesigen Beurteilung, wird es in meiner Überzeugung immer dringlicher, dass wir aus eigenem Antrieb die gefährlichen Positionen in unsern Beziehungen zu Deutschland abbauen, so gut dies heute noch möglich ist. Hiezu gehört in erster Linie die möglichste Drosselung der eigentlichen Kriegsmateriallieferungen, die sich gewiss nicht mit Gründen der Arbeiterbeschäftigung entschuldigen lassen, umsoweniger als den Alliierten unser staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm, wie auch der Bedarf der Landwirtschaft an Arbeitskräften hinreichend bekannt sein dürften6.