Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.23. UNION SOVIÉTIQUE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 90
volume linkBern 1997
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001D#1000/1558#8* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(D)1000/1558 1 | |
Dossier title | Sowjetrussische Einkaufs- und Abnahmekommission; Frage der Errichtung einer schweiz. Handelsvertretung in Moskau (1941–1941) | |
File reference archive | B.15 • Additional component: Russland: Anerkennung Sowjet-Russlands |
dodis.ch/47276
In der Angelegenheit der Heimschaffung der in der Schweiz vom deutschrussischen Krieg überraschten sowjetischen Einkaufs- und Abnahmekommission2 beehren wir uns, Ihnen unter Bezugnahme auf unsere verschiedenen Telephongespräche und unsern Telegrammwechsel folgendes mitzuteilen:
Nachdem die bereits für Mitte Juli vorgesehene Rückbeförderung der betreffenden Russen in letzter Stunde an der Weigerung der deutschen Behörden gescheitert war, denselben den Transit durch Serbien zu gestatten, gaben Sie uns mit Schreiben vom 26. Juli3 bekannt, dass die deutsche Ablehnung des von uns gestellten Durchreisegesuchs auf Bedenken der militärischen Stellen zurückzuführen sei; diese Ablehnung müsse jedoch nicht als endgültig angesehen werden. Sie haben demzufolge das Auswärtige Amt mit Note vom 29. Juli4 erneut um Erteilung einer Bewilligung zur Durchreise nach der Türkei ersucht. Mit Schreiben vom 4. August wiesen wir Sie, unter Beifügung einer Mitteilung der Handelsabteilung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements noch besonders daraufhin, dass auch deutscherseits an der Heimschaffung der Russen ein Interesse bestehe, indem dadurch eine der natürlichen Voraussetzungen für die Annahme des von den deutschen Behörden geltend gemachten Wunsches um Übernahme der von der Sowjetregierung bestellten Maschinen als erfüllt angesehen werden könnte.
Inzwischen hatte sich dann auch die Iranische Gesandtschaft in Bern mit der Frage der Heimbeförderung der Russen befasst und die zum Rücktransport über die Vereinigten Staaten erforderlichen Schritte eingeleitet.
Als wir nun am 8. August2 von Ihnen die telephonische Mitteilung erhielten, die deutsche Bewilligung zur Heimschaffung der Russen sei mittlerweile erteilt worden, durften wir in guten Treuen annehmen, dass diese Genehmigung an keinerlei Vorbehalte geknüpft sei und dass sie die Zusicherung des freien Geleits in sich schliesse. In unserm Telegramm vom 9.d.M.2 haben wir übrigens die Notwendigkeit einer gesicherten Rückkehr der Russen noch dadurch besonders zum Ausdruck gebracht, dass wir auf die Wünschbarkeit einer Begleitung des Transports durch unsern Vertrauensmann Zamboni hinwiesen. Ausserdem machten wir Sie darauf aufmerksam, dass die Rückkehr einiger in Russland zurückgehaltener Schweizer davon abhänge, wann und wie der Russentransport am Endziel anlangen werde.
Wir waren daher nicht wenig überrascht, als uns bereits am 13. August2 von unserer Vertretung in Sofia gemeldet wurde, dass die aus der Schweiz kommenden 32 Russen in Nisch so lange aufgehalten werden sollten, bis eine Anzahl deutscher Beamter aus der Sowjetunion dort eintreffen würde5. Da ein solches, mit der von Ihnen erhaltenen Zusicherung im Widerspruch stehendes Vorgehen für uns unannehmbar ist, haben wir Sie unverzüglich angewiesen, die zur vorbehaltlosen Weiterbeförderung der inzwischen in Nisch eingetroffenen 32 Russen erforderlichen Schritte zu unternehmen.
Mit Ihrem heutigen Telegramm6 suchten Sie uns nun die Gründe darzulegen, welche angeblich zur Aufhaltung unseres Russentransportes geführt haben sollen, und die mit der von unserer Gesandtschaft in Sofia erhaltenen Auskunft nicht übereinstimmen. Da uns die Ihnen angegebenen Gründe in jedem Falle nicht stichhaltig genug erscheinen, um die Zurückbehaltung eines unter den Ihnen bekannten Bedingungen aus einem neutralen Staate kommenden Transports zu rechtfertigen, müssen wir grundsätzlich an den Ihnen erteilten Weisungen festhalten. Falls Ihre Feststellungen ergeben sollten, dass die Ihnen mitgeteilten Voraussetzungen für eine Weiterbeförderung unseres Russentransportes nicht in allernächster Zeit erfüllt sein werden, ersuchen wir Sie, beim Auswärtigen Amt auf eine sofortige Weiterbeförderung der aus der Schweiz eingetroffenen Russen zu dringen.
Wir sehen Ihren weitern Mitteilungen in dieser für uns recht peinlichen Angelegenheit mit besondern Interesse entgegen7.
- 1
- Lettre (Copie): E 2001 (D) 9/1. Paraphe: ZZ.↩
- 2
- Cf. No 73.↩
- 3
- Non reproduit.↩
- 4
- Non reproduit.↩
- 5
- A vrai dire, déjà le 2 août, le Chargé d’Affaires de Suisse à Berlin, Rappeler, informait le DPFdes exigences allemandes: Im Nachgang zu meinem Schreiben vom 26. vorigen Monats betreffend Ausreise der russischen Handelskommission aus der Schweiz beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, dass ich im Anschluss an die an das Auswärtige Amt gerichteten Note auch noch Gelegenheit hatte, die Frage mit dem Leiter der Rechtsabteilung im Auswärtigen Amt zu besprechen. Nach seinen Angaben sind es nicht Bedenken der militärischen Stellen gewesen, die den ablehnenden Bescheid verursachten, sondern der Umstand, dass noch deutsche Staatsangehörige bis jetzt in Russland zurückgehalten worden sind, und zwar handelt es sich um eine Reisegesellschaft von etwa 30 Deutschen, die von der Mandschurei nach Deutschland zurückkehren sollten. Das Auswärtige Amt ist nun bereit, die Bewilligung zur Durchreise der russischen Einkaufskommission zu erteilen unter der Voraussetzung, dass russischerseits jenen deutschen Staatsangehörigen die Ausreise ermöglicht wird. Die Russen hätten sich zwar mit der Ausreise einverstanden erklärt, doch sei diese bis jetzt noch nicht verwirklicht worden.↩
- 6
- Dans ce télégramme, confirmé par sa lettre du 16 août, Rappeler résumait la position allemande: In Bestätigung meines gestrigen Telegramms betreffend die Zurückhaltung des Russentransports in Nisch beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, dass ich auf Grund Ihres Auftrages sofort mit dem Auswärtigen Amt Fühlung genommen habe. Dort wurde mir auseinandergesetzt, dass die Verzögerung dadurch verursacht worden sei, dass man russischerseits darauf bestehe, dass mit den bereits nach Nisch transportierten Russen aus Deutschland und der Schweiz noch weitere Russen gleichzeitig zum Austausch gelangen. Man habe deutscherseits vorgeschlagen, zunächst die bereits für die gegenseitige Ausreise vorgesehenen Personen ausreisen zu lassen und den Austausch weiterer Russen und Deutschen in einem späteren Transport zu vollziehen, doch hätten die Russen darauf bestanden, dass die von ihnen noch gewünschten Personen gleichzeitig mit den übrigen Russen ausreisen, bevor sie ihrerseits die für die Ausreise aus Russland vorgesehenen Deutschen ausreisen lassen. Indessen hätten die Russen die Namen der von ihnen verlangten Staatsangehörigen bis jetzt noch nicht bekanntgegeben. Das Auswärtige Amt hofft aber, dass die Sache in den nächsten Tagen in Ordnung kommen werde.↩
- 7
- Le 20 août, l’accompagnateur suisse, Eduard Zamboni, de la Compagnie internationale des wagons-lits, télégraphie au Département politique que le groupe russe a traversé la frontière turque. Le 5 septembre, le Ministre de Suisse à Ankara, Lardy, confirme que les membres de la commission d’achats ont franchi la frontière turco-russe, le 3 septembre.↩
Tags