Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.4. CROATIE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 61
volume linkBern 1997
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001D#1000/1552#7341* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(D)1000/1552 229 | |
Dossier title | Kroatien, Wirtschaftsbeziehungen (1941–1943) | |
File reference archive | C.21.21.1 • Additional component: Kroatien |
dodis.ch/47247
Am 6. dieses Monates2 berichtete ich Ihnen über meinen ersten Kontakt mit Ing. Kokotovic, dem stellvertretenden Direktor des Aussenhandelsamtes. Obgleich in der Zwischenzeit das Interesse an einer raschen Aufnahme von Handelsbeziehungen stark gestiegen ist, habe ich den Besuch nicht wiederholt und auch keine neue amtliche Verbindung gesucht. Wohl erhalte ich täglich mehrere Besuche und von der Schweiz aus eine Reihe von Anfragen, die alle dem Zwecke dienen, den Warenaustausch in Fluss zu bringen. Folgende Gründe liessen es mir aber bis jetzt als wenig zweckmässig erscheinen, offiziell aktiv vorzugehen.
1. Ich bin jetzt ohne irgendwelche Anweisungen oder auch nur vorläufige Antworten auf meine Berichte3 und, ausser dem Radio, einzig und allein auf persönliche Mutmassungen über die schweizerische Einstellung zu den Hauptproblemen angewiesen, die das Verhältnis Schweiz-Kroatien berühren. Dass diese keine ausreichende Grundlage für die Entfaltung einer gesunden Initiative bilden können, liegt auf der Hand. Die vielen täglichen Besuche und die einseitige Landespresse vermitteln mir aber nur die eine Seite des ganzen Fragenkomplexes.
2. Die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse sind noch nicht ganz normalisiert; vielenorts gilt noch das Standrecht. Noch nicht auf allen Gebieten verbürgt die Autorität staatlicher Organe denjenigen Schutz, der zur Au fr echter haltung der öffentlichen Sicherheit unerlässlich ist. Die bereits sehr fühlbar gewordene Verknappung von Lebensmitteln und von Manufakturwaren sowie deren Verteuerung, die Verwirrung, die im Volke durch das Auftauchen ungesetzlicher Zahlungsmittel entstanden ist, und die allgemeine politische Lage sind für die nahe Zukunft keine sicheren Garanten. Kein Wunder, dass der Pessimismus sich in vielen Volksschichten breit macht. Die Kriegswalze ist zwar vorüber, aber es bleibt noch manches zu ordnen übrig.
3. Die WährungsVerhältnisse zu Devisenländern sind bis jetzt ungeregelt. Auf Montag den 23. Juni wird aber die öffentliche Bekanntgabe der Kursrelationen zum Ausland erwartet. Es entspricht dem politischen Bilde, dass diese sich auf Berlin stützen. Jede einzelne Landeswährung, auch die schweizerische, wird auf ihr früheres Verhältnis zu Reichsmark und Dinar festgelegt. Dies bindet Kroatien währungs- und zum Teil auch handelspolitisch an Deutschland. (Man spricht hier übrigens davon, dass demnächst auch die italienische Währung nach Berlin ausgerichtet werden soll.) Dieses Abhängigkeitsverhältnis wird sich für die kroatische Währung als eine unentbehrliche und wertvolle Stütze erweisen. Berlin wird sie wie sein eigenes Geld in Obhut nehmen. Damit will aber nicht gesagt sein, dass Kroatien trotzdem nicht gewisse Möglichkeiten offen stünden, Devisenländern gegenüber indirekt Vorteile zu verschaffen. Ich werde später darauf zurückkommen.
In den ersten Julitagen soll mit dem Umtausch derjenigen Dinarnoten, die jetzt noch gültig sind, in Kuna-Noten begonnen werden. Dieses Notengeld wird in Deutschland gedruckt, das sich damit eine Kontrolle der kroatischen Notenpolitik sichert. Es ist zu wünschen, dass diese Umwechslung keine neue Verwirrung schafft und der im Inland fortschreitenden Kaufkraftentwertung des Dinars Einhalt gebietet. Eine Kuna wird den Nominalwert des bisherigen Dinars behalten. Sie wird in 100 Banica aufgeteilt.
4. Wie schon früher berichtet, macht die Wiederherstellung der Verkehrswege, namentlich der Eisenbahnstrecken, rasche Fortschritte. Nach Italien steht vorläufig einzig die Strecke Zagreb-Fiume offen, notfalls mit Umlad in Fiume. Die Strecke über Postumia wird noch auf lange Zeit unbenützbar sein. Nach Deutschland ist bis jetzt technisch noch kein Verkehr möglich. Ab 23. Juni soll die erste Route über Krapina - Rohaska Slatina - Maribor für den Gütertransport geöffnet werden; über Dravograd - Villach voraussichtlich im August. Die Strecke über Jesenice - Villach hat derartige Zerstörungen erlitten, dass das Datum der Eröffnung heute noch nicht vorauszusehen ist. Von den Strecken von Zagreb aus nach dem Innern stehen einstweilen die wichtige Linie nach Semlin und Banjaluka offen. Der wichtige Verkehr nach Bosnien ist noch unmöglich wegen Zertrümmerung der Savebrücke bei Brod.
Laut Erklärung des Direktors der kroatischen Staatsbahnen stehen kroatische Wagen zu Auslandsfahrten nicht zur Verfügung. Anderseits wird mir aber behauptet, dass für wichtige Transporte nach der Schweiz doch Wagen beschafft werden könnten, wie, ist etwas unklar. Die italienischen Staatsbahnen werden höchstwahrscheinlich für den schweizerischen Transitverkehr Wagen nur ab Fiume zur Verfügung stellen. Die deutschen Bahnen haben kein Interesse am Stellen von Wagenmaterial auf der italienischen Strecke. Das einzige Interesse, das es an schweizerischen Transporten haben könnte, liegt im Gebrauch ihres leeren Rohmaterials von Zagreb nach Buchs, weil es für diesen Transit in Devisen bezahlt wird.
Alle diese Tatsachen scheinen zu einer raschen und sicheren Aufnahme unseres Warenverkehrs mit Kroatien nicht sonderlich geeignet. Dazu kommt noch die herrschende Ungewissheit über die Absichten der Schweiz hinsichtlich der Anerkennungsfrage. Man hält allgemein die Schweiz für englandfreundlich, erwartet aber von ihr als ziemlich selbstverständlich, dass sie sich aus kontinental-politischen und namentlich aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu einer positiven Lösung entschliesst, zumal nun neben den Achsenländern auch der Vatikan und Spanien den neuen Staat anerkannt haben.
Am 13. Juni ist der bekannte Holzimporteur, Herr Wettstein, aus Zürich von Fiume her mit einem Dienstpass des Politischen Departements in Zagreb eingetroffen. Neben der Erledigung eines grossen Auftrages der Bundesbahnen für Schwellenmaterial in Triest versucht er seine langjährigen und vielseitigen Geschäftsbeziehungen mit kroatischen Lieferanten zu reaktivieren. Er verfügt über viele und gute Kanäle. Es folgt hier ein Überblick über das Ergebnis seiner verschiedenen Yorsprachen. Diese erfolgten samt und sonders ausschliesslich in seiner Eigenschaft als privater Kaufmann. Ich habe ihn weder eingeführt, noch begleitet, noch ihm irgendwelche Anweisungen gegeben mit Ausnahme einer einzigen. Diese bestand darin, ihn zu bitten, das Konsulat bei seinen Besprechungen aus dem Spiel zu lassen. Herr Wettstein hat die Gründe meiner Bitte verstanden und die Freundlichkeit gehabt, mich über seine Unterredungen auf dem laufenden zu halten. So bin ich in den Besitz wertvoller Informationen gelangt. Sie bestätigen bereits früher Gehörtes oder nachher von anderer Seite Bestätigtes.
Wo Herr Wettstein vorsprach, wurde ihm entweder zu Beginn oder im Laufe des Gesprächs die Frage gestellt, warum die Schweiz Kroatien nicht anerkenne, oder wann die Schweiz Kroatien endlich anerkennen werde. In zwei Fällen sind die ihm angebotenen Möglichkeiten zu Geschäftsabschlüssen an die Bedingung geknüpft worden, dass die Schweiz Kroatien vorher anerkenne. Überall ist ihm daneben mit aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben worden, dass Kroatien grosses Interesse am Warenaustausch mit der Schweiz habe. Neben nationalen und persönlichen Sympathien steckt hinter diesem Interesse die Notwendigkeit, sich Devisen zu beschaffen. Dieser Faktor muss als Kernpunkt einer Verständigung betrachtet werden, vordem alles andere mehr oder weniger zurücktritt. Seinetwegen hat Herr Wettstein, der als erster schweizerischer Geschäftsmann in Zagreb alle diese Fragen ins Rollen brachte, interessante Zugeständnisse erhalten.
In ihrer am 16. dieses Monates abgehaltenen internen Sitzung des Bankrates der Kroatischen Staatsbank ist der Kurs des Schweizerfrankens zum Dinar auf 11.60 festgesetzt worden. Da er sich auf Berlin stützt, wird sich daran nichts ändern lassen. Herrn Wettstein, der auf die Unmöglichkeit hinwies, mit einem solchen Kurs den Export nach der Schweiz anzukurbeln, hat man hierauf wissen lassen, dass man ihm für den Abschluss der vorgesehenen Einkäufe erlauben würde, anstatt im vollen Betrage mit Devisen zu 40 Perzent mit Transferdinars zu bezahlen. Dies würde das Kursverhältnis für den Export derart verbessern, dass mit einem Kurs zwischen 15 und 16 gerechnet werden könnte. Herr Wettstein ist der Ansicht, zu diesem würde der schweizerische Käufer anderen ausländischen Käufern gegenüber konkurrenzfähig dastehen. Die Bewilligung von Transferdinars würde zudem auch schweizerischen Gläubigern einen Dienst erweisen. Nach Herrn Wettstein Informationen sollen sich solche Geldmittel zurzeit in ausreichendem Masse vorfinden, zu einem Kurs von 4.20-4.40. Sollten sie erschöpft werden, so würde man mit sich darüber reden lassen, ob an ihrer Stelle mit Inlanddinars bezahlt werden könne. Man hat dem Genannten auch deutlich genug zu verstehen gegeben, dass man dem Export nach der Schweiz auf Kosten anderer Nachbarländer, z. B. mit Italien und Ungarn, gerne den Vorrang gäbe; man würde die Schweiz nicht nur korrekt, sondern mit Wohlwollen bedienen. Das Land brauche aber sofort Devisen und die Erleichterungen sollten dazu dienen, möglichst schnell zu konkreten Abschlüssen zu kommen.
Die Transaktionen, die zu den Besprechungen Anlass gegeben haben, beziehen sich auf Bezugsmöglichkeiten für Rundholz, Schnittware, Holzkohle, Braunkohle, Eichenfassdauben, Lignit und Schwarzkohle, für die sich Herr Wettstein interessiert zeigt, teils für sich und teils für den schweizerischen Bedarf allgemein.
Der genannte Schweizerkaufmann hat auch Besprechungen bei der Forstdirektion und der Bergbaudirektion geführt. Jene betonte ihr grosses Interesse am Export nach der Schweiz unter der Bedingung, dass man sich den italienischen und deutschen Preisen anpasse. Diese beiden Länder seien in der Lage, den ganzen Warenbestand allein restlos und glatt aufzunehmen; sie würden auch für den Transport eigenes Rohmaterial stellen. Die Bergbaudirektion hob ebenfalls ihr grosses Interesse für Schweizerlieferungen hervor, musste aber auf die mangelnden Transportmöglichkeiten infolge Behinderung des Eisenbahnverkehrs hinweisen. Kroatien müsse heute selbst 120 bis 150 Waggons Kohle täglich aus Slowenien einführen, da die Kohle aus Bosnien noch nicht zugänglich sei.
Vom Chef der Zentralstelle für Brennmaterial hörte Herr Wettstein, Kroatien sei bereit, das seinerzeit in Belgrad vereinbarte Abkommen nach Möglichkeit einzuhalten. Es könnten für das laufende Jahr ungefähr noch 5 bis 10 Tausend Wagen abgegeben werden. Der Vorrat wird auf 70 Tausend Wagen geschätzt, wovon 60 Tausend für den Eigenbedarf bestimmt seien. Ungarn habe dieser Tage 10 Tausend Wagen gekauft. Für die Schweiz würde gegebenenfalls vom eigenen Vorrat abgegeben.
In meinem Bericht vom 6. Juni4 setzte ich die Gründe auseinander, nach denen meines Erachtens im ersten Verkehr mit Kroatien dem einfachen Warenaustauschgeschäft ohne Geldverkehr der Vorzug zu geben sei. Das grosse Interesse Kroatiens für Devisen wird aber solche Transaktionen nur ausnahmsweise und ausschliesslich für schweizerische Erzeugnisse zulassen, die Kroatien dringend benötigt, da die Regel gesetzt worden ist, es seien Kompensationsgeschäfte mit Devisenländern grundsätzlich nicht zu gestatten. Alle nicht lebenswichtigen Importe müssten, wenn sie mit kroatischen Exporten verbunden werden wollen, mit Devisen abgewickelt werden, wobei von Fall zu Fall geprüft würde, ob die Herrn Wettstein angebotenen Erleichterungen in Anwendung gebracht werden können. Es liegt auf der Hand, dass diese Zahlungsweise als eine interne Angelegenheit zwischen der Schweiz und Kroatien zu halten und dementsprechend zu respektieren wäre.
Durch die Neugestaltung der Kursrelation Dinar - Reichsmark ist die frühere Vorzugsstellung des deutschen Importes fast ganz ausgeschaltet. Dies bringt den schweizerischen Import bei gleichen Preisen in eine bessere Stellung, vorausgesetzt, dass die vorerwähnten Erleichterungen wahr genommen werden können. Wie lange dies der Fall sein könnte, ist schwer vorauszusagen. Man darf nicht vergessen, dass unser Warenverkehr mit Kroatien von der Möglichkeit abhängt, die Güter durch Italien oder Deutschland zu transportieren. Diese beiden Länder, namentlich Deutschland, werden den kroatischen Aussenhandel wachsam im Auge halten und eingreifen sobald ihnen etwas nicht passt.
Herrn Wettsteins Besprechungen haben die Frage des kroatischen Exportes nach der Schweiz zum Gegenstand akuten Interesses der zuständigen Amtsstellen gemacht. Dieses Interesse ist schon vorher vorhanden gewesen. Da bis jetzt von der Schweiz aus keine Verbindung gesucht worden ist, war unser Landsmann allen zuständigen Ressortchefs und Direktoren ein willkommener Gast. Wenn dieser auch als privater Kaufmann auftrat, so hat man ihn mangels anderer Gelegenheiten doch gewissermassen als Vermittler von Land zu Land eingespannt und sieht jetzt einem baldigen Echo aus der Schweiz entgegen. Ich täusche mich nicht, wenn ich sage, dass sozusagen alle massgebenden Beamten zu Konzessionen bereit sind. In einigen Köpfen spielt wohl die Anerkennungsfrage eine wichtige, fast entscheidende Rolle; in anderen aber stellt man die wirtschaftlichen Interessen voran. Die Türen sind jetzt weit aufgemacht. Wenn es der Schweiz möglich ist, diese Gelegenheit zu ergreifen so wird sie Vorteile erlangen, die sie nachher vielleicht schwer erkämpfen muss. Kann sie es aus triftigen und mir unbekannten Gründen nicht, so muss Herr Wettstein eben auf seine Abschlüsse verzichten. Dem Konsulat hätte er dann immerhin einen Dienst erwiesen. Er hätte sozusagen als Blitzableiter gedient; denn wäre er nicht hergekommen, so kann fast mit Sicherheit angenommen werden, dass man an das Konsulat herangetreten wäre, womit alles einen offiziellen Anstrich erhalten hätte. Nach dem Stillschweigen, dass die Schweiz bisher gezeigt hat, kann ich nicht wissen, ob dies erwünscht gewesen wäre. Das Konsulat geht, zumal unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen, den sicheren Weg, wenn es nach Anweisung aus Bern handelt als dass es eine Initiative auffängt, über deren schweizerische Aufnahme es keine zuverlässige Kenntnis hat. Dazu kommt noch die Unmöglichkeit einer Verständigung durch Chiffretelegramme.
Nicht nur sachlich, sondern auch psychologisch ist nunmehr der Augenblick zum Handeln da. Besteht in der Schweiz die Möglichkeit und grundsätzlich die Absicht, Kroatien anzuerkennen, so wäre sie, soweit ich es von hier aus sehen kann, gut beraten, mit einer Entscheidung nicht mehr länger zuzuwarten. Die auch uns berührenden Probleme sind nunmehr in ein Stadium gerückt, das eine die Sache fördernde Aufmerksamkeit erheischt. Wenn weitere Wochen verstreichen, ohne dass die Schweiz mit Kroatien irgendwie in ein Verhältnis kommt, so wird eine Verstimmung aufkommen, die vieles von der jetzigen Bereitschaft zur Vorzugsbehandlung zerstören wird. Ich selbst gerate mehr und mehr in eine schwierige Lage hinein. Meine bisherige Zurückhaltung, die mich bis heute vor Fehltritten geschützt hat, kann ich zur Not in politischen Fragen weiterhin zeigen, nicht aber in wirtschaftlichen. Hier kann sich das Konsulat, das nun einmal da ist, gegenüber den kroatischen Bemühungen zugunsten einer Klärung auf die Länge nicht passiv verhalten. Es liefe sonst Gefahr, der Obstruktion verdächtig zu werden und in Ungnade zu fallen. Solange es schweizerische Interessen zu schützen gibt, muss einer solchen Entwicklung vorgebeugt werden. Es braucht sich nicht darum zu handeln, sofort weitreichende Vertragsverhältnisse anzubahnen. Es genügt, wenn diejenigen Möglichkeiten, die jetzt schon offen stehen oder in kürzester Frist sich eröffnen, ausgenützt und diejenigen Geschäftsleute, die Vertrauen verdienen, sich in der Sache auskennen und intensiv an ihrer Verwirklichung arbeiten wollen, unterstützt oder zum mindesten nicht ohne Not gebremst werden. Kroatien wäre bereit, mit uns sofort ein möglichst einfaches Rahmenabkommen für die Sommermonate abzuschliessen. Ich bin unbedingt der Meinung, dass ein Versuch hiezu unternommen werden sollte, trotz der Risiken, die das Geschäft mit Kroatien in sich birgt. Mit Zuwarten geht vielleicht mehr verloren als mit Zugreifen. Die Postverbindungen ohne Zeitungen mit der Schweiz spielen jetzt normal, auch der Drahtverkehr über das Konsulat, der nicht mehr durch die deutsche Feldkommandantur geht. An der Aufnahme des Telephonverkehrs wird intensiv gearbeitet und das Betreten kroatischen Bodens ist für Schweizer, die über Fiume - Susak reisen, keine Hexerei. Wenn nicht wieder neue Störungen eintreten, so dürfte jeder Schweizer seinen Weg nach Kroatien finden. Wir haben aber kein Interesse daran, dass als erste solche Landsleute hier eintreffen, die sich unter Entziehung jeglicher Kontrolle einer geschäftlichen Tätigkeit hingeben, welche mehr schadet als nützt. Man sollte ihnen durch eine zwischenstaatliche Verständigung zuvor kommen5.
P.S. Herrn Wettstein ist soeben vom Leiter der Zentrale für Brennmaterial mitgeteilt worden, dass ihm 1000 Wagen zur Verfügung stünden, die Zusicherung grösserer Lieferungen aber zurückgenommen werden müsse. Gleichzeitig liess man ihn wissen, dass wahrscheinlich weder Italien noch Deutschland den Transit von Brennholz zulassen würden.
Das ist der erste Rückzieher. Er zeigt, dass es mit dem guten Willen allein nicht getan ist und die Behörden über die tatsächlichen Möglichkeiten selbst nicht überall klar im Bilde sind. Der Vorfall sollte aber nicht mehr entmutigen als nötig.
Herr Wettstein steht den zuständigen Amtsstellen zu weiteren Aufklärungen zur Verfügung. Er dürfte in der zweiten Hälfte der nächsten Woche wieder in Zürich sein.
- 1
- Rapport: E 2001 (D) 2/229.↩
- 2
- Non reproduit. Avant la capitulation yougoslave le 17 avril 1941 devant les armées de l’Axe, la Croatie s’est proclamée, le 10 avril, Etat indépendant ayant à sa tête Ante Pavelic. Le nouvel Etat croate adhère à l’Axe le 15 juin et au Pacte antikomintern, le 25 novembre 1941. Le Consul de Suisse à Zagreb se trouve dans une position précaire tant que la Suisse ne reconnaît pas le nouvel Etat croate. Ses rapports et lettres à Berne depuis le mois de mai témoignent de l’intérêt des autorités croates et des milieux du commerce d’entrer en relations avec la Suisse.↩
- 3
- Dans une lettre du 16 juin 1941, qui n’est donc pas encore parvenue à Kaestli le 20 juin, le Département politique se contente de lui indiquer la ligne de conduite suivante: Was die von Ihnen aufgeworfenen Fragen anbetrifft, so sind sie ausserordentlich heikler Natur und werden zur Zeit einer eingehenden Prüfung unterzogen. Wir empfehlen Ihnen, in Ihren Beziehungen zu den Behörden die grösste Vorsicht an den Tag zu legen und weiterhin Ihre bisherige Zurückhaltung zu beobachten (E 2001 (D) 2/229).↩
- 4
- Non reproduit.↩
- 5
- A la suite de nombreux entretiens au sujet de l’établissement de relations entre la Suisse et la Croatie, Kaestli télégraphie à Berne, le 5 août 1941: Habe soeben Minister für Auswärtiges und Politischem Direktor mündlich Vortrag gehalten und bin ermächtigt, Ihnen zu drahten, dass Kroatien uns gegenüber ausnahmsweise auf Anerkennung verzichtet, aber Hand bietet zu jeglicher praktischen Zusammenarbeit. Wünscht Zuteilung eines Handelsagenten, Konsularagenten oder Konsuls und Respektierung kroatischer Pässe (E 2001 (D) 2/229). Dans sa séance du 6 août 1941, le Conseil fédéral approuve la proposition d’établir une représentation consulaire en Croatie (PVCF ° 1208, E 1004.1 1/412). Une délégation commerciale suisse se rend à Zagreb, sous la direction d’Ebrard, Délégué aux Accords commerciaux, le 28 août 1941. Un accord réglant les échanges commerciaux et les paiements est signé le 10 septembre et approuvé par le Conseil fédéral le 22 septembre 1941. Pour un résumé de cette négociation, voir le rapport de Kaestli du 16 septembre 1941 et celui du Directeur de la Division du Commerce du 19 septembre 1941, accompagné du texte complet et des annexes de l’accord (E 2001 (D) 2/229).↩