Classement thématique série 1848–1945:
VI. AFFAIRES DE PRESSE, CENSURE, PROPAGANDE ET OPINION PUBLIQUE
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 13, doc. 307
volume linkBern 1991
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
Segnatura | CH-BAR#E2001E#1000/1571#24* | |
Titolo dossier | Beilagen 1 bis 269 gem. Inhaltsverzeichnis (1939–1945) | |
Riferimento archivio | A.15.40.1 |
dodis.ch/47064 Notice du suppléant du Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique, P.A. Feldscher1
Zum Zwecke einer zwanglosen Aussprache über die schweizerisch-deutschen Pressebeziehungen hatte der Deutsche Gesandte am 14. Juni abends eine Einladung zu einem kleinen Diner ergehen lassen, an dem deutscherseits der Gesandte, Botschaftsrat Kordt, Legationsrat von Bibra, Dr. von Charnier und Dr. Trump, schweizerischerseits Dr. Rothmund, Oberst Iselin, Dr. Balsiger, Dr. Rezzonico und Dr. Feldscher teilnahmen.
Aus den Gesprächen, die nach Tisch geführt wurden, sind folgende Äusserungen wert festgehalten zu werden.
Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Schweiz erscheint noch immer stark getrübt durch die unfreundliche Einstellung der Schweizer-Presse und ihre eindeutige Parteinahme für die Sache der Alliierten. Wie Herr von Bibra mir gegenüber vertraulich bemerkt, sind es in letzter Zeit allerdings weniger die schweizerischen Zeitungen als die polizeilichen Einvernahmen, Hausdurchsuchungen und Kontrollen, die deutsche Staatsangehörige in der Schweiz über sich ergehen lassen müssen, die eine grosse Misstimmung in deutschen Kreisen hervorgerufen haben. Es sollte indessen doch vor allem etwas Positives auf dem Gebiet der Presse geschehen, und in dieser Hinsicht sei es besonders erwünscht, wenn einem Anliegen des Dr. Keller, Delegierter des Verwaltungsrates der ehemaligen «Neuen Basler Zeitung», der in der Sache kürzlich bei Herrn von Charnier vorgesprochen hat, auf Wiederzulassung des Blattes entsprochen werden könnte2. Charnier bemerkt, dass er beispielsweise in dieser Zeitung Artikel erscheinen lassen könnte, was ihm in der übrigen SchweizerPresse praktisch verwehrt sei. Verschiedentlich wird auch die Ansicht geäussert, dass in der Leitung einiger Zeitungen eine Änderung eintreten sollte, ansonst auf eine dauernde Besserung der Haltung der Schweizer-Presse nicht zu zählen sei. So würde es Herr von Bibra begrüssen, wen z.B. Herr Nationalrat Oeri durch Herrn Dr. Cappis ersetzt würde3.
Charnier wies darauf hin, dass die Stimmung in Süddeutschland sich gegen die Schweiz derart verschlimmert habe, dass ein Feldzug gegen die Schweiz ausserordentlich populär wäre. Wenn man den Dingen einfach ihren Lauf liesse, so könnte, ohne dass in dieser Bemerkung eine Drohung zu betrachten sei, innerhalb 24 Stunden einmal etwas passieren.
Am Schluss der Aussprache wirft Herr von Bibra die Frage auf, ob nicht eventuell Herr alt Bundesrat Schulthess, der bei Hitler gut eingeführt sei, die Mission übernehmen könnte, eine Lösung der strittigen Fragen herbeizuführen4.
Von Seiten der schweizerischen Herren wurde namentlich darauf verwiesen, dass die neuesten weltpolitischen Ereignisse von selbst eine Korrektur der Einstellung der Schweizer-Presse mit sich brächten und dass man darauf vertrauen dürfe, dass die Entwicklung sicherlich in der angestrebten Richtung sich vollziehen werde. Gegenüber der Anregung der Entsendung einer angesehenen schweizerischen Persönlichkeit nach Berlin wurde eine reservierte Haltung eingenommen.
In den Gesprächen wurde u.a. von den deutschen Herren hervorgehoben, dass der deutsche Sieg in diesem Umfange sicherlich von niemanden in Deutschland, höchstens von ganz eingeweihten militärischen Fachleuten vorausgesehen worden sei. Es sei unbegreiflich gewesen, dass der alliierte Nachrichtendienst bei der Massenproduktion an Kriegsmaterial, die nicht hätte verheimlicht werden können, sich über den Umfang der deutschen Rüstung in diesem Masse geirrt habe. Deutschland werde eine Mässigung in den künftigen Friedensbedingungen an den Tag legen, die erstaunlich sein werde. Natürlich würde für die notwendigen strategischen Sicherungen vorgesorgt werden. Daneben würde aber die Souveränität der Staaten möglichst unangetastet bleiben. In der ersten Zeit nach dem Kriege seien noch militärische Okkupationen notwendig, nachher würde es dann aber den Staaten freigestellt werden, an dem von Deutschland in Aussicht genommenen Zusammenarbeiten auf dem Gebiete von Wirtschaft und Währung teilzunehmen. Sollten sie vorziehen, sich davon fernzuhalten, so sei das dann ihre Sache.
- 1
- E 2001 (E) 1/5.↩
- 2
- Au sujet de ce journal, cf. la notice du 18 juin 1940 rédigée par le Conseiller de légation C. Rezzonico: Le quotidien «Neue Basler Zeitung» paraissant à Bâle fut interdit à la requête du Chef de Presse du Commandement de l’arrondissement territorial de Bâle, par décision de la Division Presse et Radio de l’Etat-Major de l’Armée datée du 28 décembre 1939. (...) La mesure d’interdiction prise à l’égard de la «Neue Basler Zeitung» date de six mois. Le Départe- ment Politique l’avait, dans l’ampleur envisagée, toujours considérée comme inopportune au point de vue diplomatique. (...) La mesure consiste en une interdiction «jusqu’à nouvel avis» et non pas en une suppression définitive. Un rappel de cette décision, au moment actuel, serait une soupape utile à nos relations avec l’Allemagne, même si à l’intérieur du pays elle pourrait être critiquée. Il serait préférable que la décision fût prise avant que la question soit soulevée par la Légation d’Allemagne. De nombreux indices existent qui permettent de prévoir une démarche allemande dans ce sens. (...) (E 2001 (D) 2/127). Datée du 9 juillet, une proposition (non reproduite) du Département politique au Conseil fédéral afin de lever l’interdiction du journal resta à l’état de projet. Cf. aussi No 392, note 2. Cf. E 2001 (D) 2/127.↩
- 4
- Cf. No 406.↩
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