dodis.ch/46796
Le Ministre de Suisse à
Berlin, H. Frölicher, au Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique,
P. Bonna1
Unter Bezugnahme auf meine Zuschrift vom 10. dieses Monats2, mit der ich Ihnen eine offiziöse Äusserung durch die «Deutsche diplomatisch-politische Korrespondenz» zu den angeblichen deutschen Durchmarschplänen durch die Schweiz und Holland übermittelte, möchte ich beifügen, dass ich gestern in einer Abendgesellschaft Gelegenheit hatte, auch mit Herrn Unterstaatssekretär Woermann über diese Frage zu sprechen.
Ich habe bisher stets vermieden, mich in dieser Sache offiziell mit dem Auswärtigen Amt zu unterhalten, um den Schein zu vermeiden, dass wir solchen Gerüchten irgendeine Bedeutung beimessen würden und beunruhigt seien. Ich habe daher auch nicht irgendetwas unternommen, um die deutsche Regierung zu veranlassen, ein Dementi zu erteilen, und hoffe, dass Sie mit dieser Haltung einverstanden sind.
Herr Woermann sagte mir nun in rein privater Unterhaltung, dass diese Gerüchte nur den Beweis dafür lieferten, dass gewisse Kreise im Ausland ein Interesse daran hätten, Deutschland zu verdächtigen und die Beziehungen zwischen Deutschland einerseits und Holland und der Schweiz anderseits zu stören. Herr Woermann meinte, dass es interessant wäre, diesen Quellen einmal nachzuspüren und die Zusammenhänge klarzulegen.
Das Deutsche Nachrichtenbureau hat verschiedentlich auf die Zurückweisungen hingewiesen, die in den Schweizerzeitungen zum Ausdruck kamen. Selbst die Basler «National-Zeitung» wurde mit Genugtuung in diesem Zusammenhang erwähnt. Die bürgerliche Schweizerpresse hat mit ihrer spontanen Stellungnahme hier zweifellos guten Eindruck gemacht.
In der französischen Presse ist behauptet worden, Herr von Weizsäcker habe dem französischen Botschafter gegenüber die in Frage stehenden Gerüchte dementiert. Wie ich nun von der französischen Botschaft erfahre, sind diese Nachrichten über ein Dementi frei erfunden. Der französische Botschafter habe seit 14 Tagen Herrn von Weizsäcker überhaupt nicht gesehen. Auch die französische Botschaft hat sich offenbar nicht veranlasst gesehen, die deutsche Regierung zu einer Erklärung über unsinnige Gerüchte zu veranlassen.