dodis.ch/44989

CONSEIL FÉDÉRAL
Procès-verbal de la séance du 12 août 19241

Beziehungen zu Russland

Der Vorsteher des politischen Departementes führt aus, Herr Prof. Töndury in Genf, der Präsident der Hilfskassenvereinigung der Russlandschweizer, habe ihm vor einiger Zeit brieflich Kenntnis gegeben2 von einem Bericht des in Berlin lebenden Russlandschweizers Frick, der auch mit Kreisen der Sovietvertreter im Ausland Fühlung hat. Nach diesem Bericht hätte der gegenwärtig in London weilende Unterhändler der Sovietregierung, Rakowsky, gesprächsweise geäussert, es wäre wünschenswert, dass die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland wieder aufgenommen würden, wofür allerdings Voraussetzung wäre, dass die Tochter Worowski für den Verlust ihres Vaters, des Opfers der Mordtat Conradis, eine Geldentschädigung von der Schweiz erhielte. Prof. Töndury knüpfte hieran in seinem Schreiben die Frage, ob der Vorsteher des politischen Departementes etwas dagegen einzuwenden hätte, wenn Rakowsky auf sein Ansuchen hin vom schweizer. Gesandten in London empfangen würde, um die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz zur Sprache zu bringen. Der Vorsteher des politischen Departementes hat die Anfrage von Prof. Töndury bisanhin nicht beantwortet, weil er zunächst noch den Ausgang der englisch-russischen Verhandlungen abwarten wollte. Der Vorsteher des politischen Departementes ist der Meinung, nachdem Italien wieder Beziehungen mit Russland aufgenommen habe, nachdem nun auch die englisch-russischen Verhandlungen zu einem ähnlichen Ergebnis geführt haben und auch Frankreich sich anschickt, die Beziehungen zu Russland wieder aufzunehmen, werde über kurz oder lang auch für die Schweiz der Augenblick kommen, wo die Frage der Wiederaufnahme der Beziehungen zu Russland ernstlich erwogen werden muss. Natürlich könne nicht davon die Rede sein, irgend etwas zu tun, was auch nur den Anschein erwecken könnte, als ob die Schweizer Regierung eine Verantwortlichkeit für das Attentat auf Worowski anerkenne. Doch scheine dem nichts im Wege zu stehen, dass der schweizer. Gesandte in London ermächtigt werde, dem Vertreter der Sovietregierung auf sein Ansuchen hin eine Audienz zu gewähren, wobei sich die Rolle des Gesandten darauf beschränken würde, Rakowsky anzuhören und über dessen Mitteilungen an das politische Departement zu berichten.

Der Vorsteher des politischen Departementes stellt daher den Antrag,

ihn zu ermächtigen, Herrn Prof. Töndury wissen zu lassen, es stehe dem nichts im Wege, dass der schweizer. Gesandte in London dem Herrn Rakowsky auf dessen Ansuchen hin eine Audienz gewähre.

Auf Grund der Beratung, in welcher allerdings geltend gemacht wird, von der Wiederaufnahme der Beziehungen mit Russland dürfe man sich keinerlei wirtschaftliche Vorteile versprechen, wird der Antrag des Vorstehers des politischen Departementes zum Beschluss erhoben.