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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 6, doc. 251
volume linkBern 1981
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2300#1000/716#1175* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2300(-)1000/716 495 | |
Titolo dossier | Washington, Politische Berichte und Briefe, Militär- und Sozialberichte, Band 34 (1917–1917) | |
Riferimento archivio | 186 |
dodis.ch/43526
Seit meiner Depesche vom 5. Januar2 habe ich Ihnen am 6. dieses Monats gekabelt, dass der Senat, aus bisher nicht klar zu erkennenden Gründen, sich hinter den Präsidenten gestellt und dessen Ersuchen an die Kriegführenden, ihre Friedensbedingungen bekanntzugeben, unterstützt hat. Die Resolution lautete:
«Beschlossen, dass der Senat das Ersuchen, welches der Präsident in den diplomatischen Noten vom 18. Dezember an die jetzt im Kriege begriffenen Nationen gerichtet hat, ihre Bedingungen kundzugeben, unter welchen die Friedensfrage erörtert werden könnte, billigt und nachdrücklich gutheisst.»
Die Republikaner hatten dieser konstitutionell nicht sanktionierten Haltung des Senats hauptsächlich mit der Begründung entgegenzutreten versucht, dass Wilsons Noten vom 18. Dezember - von welchen der Senat vorher nichts gewusst habe - eine neue auswärtige Politik der Vereinigten Staaten einleiten und die Monroe-Doktrin gefährden könnte. Die Einmischung Amerikas in europäische Verhältnisse fordere eine Einmischung Europas in amerikanische Verhältnisse geradezu heraus. Von demokratischer Seite wurden diese Befürchtungen mit dem Hinweis darauf zurückgewiesen, dass diese Resolution des Senats nichts anderes bedeute als die Zustimmung in einem einzelnen gegebenen Punkte. Der übrige Inhalt der Wilsonschen Noten werde dadurch weder gebilligt noch missbilligt, auch sei darin keine Zustimmung für eine Abänderung der bisher befolgten Politik zu erblicken.
Am 9. Januar hat mich der Präsident empfangen. Wie Ihnen mein Kabel vom gleichen Tage zeigte, war Herr Wilson überaus liebenswürdig und herzlich, hat mir aber wenig Neues mitgeteilt. Für den Bundesrat sagte er: «Please express my high appreciation to the Federal Council. His reply made me feel that we are seeking the same object.» Von Spanien, «das immer den Mund so voll genommen habe», sei er sehr enttäuscht; er hätte nicht erwartet, dass es, statt ihm zu folgen, eigene Wege gehen würde. (Spanien, in seiner Antwort, erwähnt zwei Noten, die es von den Vereinigten Staaten erhalten habe; in Wirklichkeit aber war ihm, wie allen ändern Staaten, nur eine einzige Note zugedacht, die andere «communication» scheint durch ein Missverständnis des amerikanischen Geschäftsträgers abgesandt worden zu sein, indem er die ihm zugegangenen Privatinstruktionen, statt sie zu behalten, ebenfalls übermittelte.)
Aus Berlin habe der Präsident seit der deutschen Note nichts Neues mehr vernommen; es sei ihm unerklärlich, wie die deutsche Presse Herrn Zimmermann die Worte in den Mund legen könne, dass Herr Wilson genau über die Friedensbedingungen Deutschlands unterrichtet sei. Er sei es nicht. Ebensowenig wisse er, was in der längst erwarteten Alliiertennote stehen werde. «Ich weiss darüber nicht mehr als jeder Mann auf der Strasse», sagte er.
Dass Deutschland in seiner Antwort nicht weitergegangen sei, als bereits Bekanntes zu wiederholen, habe ihn enttäuscht (disappointed). Ob Gerard wirklich am 7. Januar beim Bankett der amerikanischen Handelskammer in Berlin so auffallend herzliche Beziehungen zum Ausdruck gebracht habe, wisse er noch nicht. Man habe vom Botschafter soeben den Wortlaut seiner Rede eingefordert. (Dann gab Wilson einige Beispiele, wie Zitate aus seinen eigenen Reden, aus dem Zusammenhange herausgerissen, speziell in der englischen Presse zum Hervorrufen falscher Meinungen benützt worden seien.) Es kann nicht übersehen werden, fuhr er fort, dass seit den Friedensverhandlungen die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten weniger zugunsten der Alliierten ist als früher (less in sympathy with the Allies), besonders sei das hiesige Volk nun weniger England-freundlich, während es mit dem grossen Frankreich, mit dem es so viele Bande verknüpfen, stets sympathisieren werde.
Als ich merkte, dass die Audienz ohne eine bestimmte Äusserung seitens des Präsidenten für die Schweiz zu Ende gehen werde, gab ich Herrn Wilson nochmals vom Inhalte Ihres Kabels des 18. Dezember3 Kenntnis.
Er antwortete, dass er mir nichts in dem von Ihnen gewünschten Sinne mitzuteilen habe (nothing to suggest). Er müsse die Ankunft der alliierten Note abwarten, um sich ein Situationsbild machen zu können. Die Pressegerüchte, dass er eine zweite Note plane (ich wüsste zur Zeit nicht, über was zu schreiben) oder die Entsendung von Colonel House nach Europa plane, bezeichnete er als unbegründet.
Gestützt auf das Vorstehende und unter Bezugnahme darauf, dass in Kongresskreisen gar viel Gewicht darauf gelegt wird, dass der Präsident allein vorgehen und sich nirgends binden möge, glaubte ich, um Ihnen freiere Hand zu geben, im Schlusssatz des Kabels vom 9. Januar meinen persönlichen Eindruck, dass Wilson wohl allein zu handeln gedenke, Ausdruck verleihen zu sollen.
Die Kongressuntersuchungen (Leak-Inquiry) darüber, wessen Indiskretion die Börsenpanik in New York hervorgerufen hat, gehen immer weiter und machen selbst in den Vereinigten Staaten einen sehr üblen Eindruck. Es sind in den letzten Tagen Staatssekretär Lansing, des Präsidenten Privatsekretär Tumulty, des Präsidenten Schwager Mr. Bolling (ein Börsenmakler) und andere vor die fünfköpfige Untersuchungskommission zitiert und erfolglos öffentlich verhört worden. (Beilagen Zeitungsausschnitte.)
Die am 1. Januar hier durch die Associated Press veröffentlichte «Message of President Schulthess to the American People»4 ist sehr beachtet worden. Ich habe darüber freudige Äusserungen sogar von Schweizern im fernen Kalifornien erhalten. Viele amerikanische Blätter brachten das Bild unseres Präsidenten.
Gestern haben die New Yorker Zeitungen ein Interview General Willes an den Matin (Paris, 9. Januar) nachgedruckt, besagend, dass die Schweiz zum Kampf für die Neutralität bereit sei. (Beilage.)
Das Vorstehende war bereits geschrieben, als die heutigen Blätter den Wortlaut der alliierten Antwort (Paris, 10. Januar) brachten. Ich verweise auf die heiligenden Ausschnitte.
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Mantenimento della pace (1890–1918)