Classement thématique série 1848–1945:
I. RELATIONS BILATÉRALES
I.9. France
I.9.5. Question de Savoie
Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 1, Dok. 386
volume linkBern 1990
Mehr… |▼▶Aufbewahrungsort
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2300#1000/716#1224* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2300(-)1000/716 516 | |
Dossiertitel | Wien, Politische Berichte und Briefe, Militär- und Konsularberichte, Band 13 (1860–1860) |
dodis.ch/41385
Le Chargé d’affaires de Suisse à Vienne, L. Steiger, au Président de la Confédération, F. Frey-Hérosé1
Dem Grafen Rechberg theilte ich gestern die telegraphische Depesche über den Vorfall bei Thonon mit;2 er sagte gleich mir am Anfänge die Besorgnis, dass dieser Vorfall in Paris benützt werden dürfte, von dem gegebenen Worte, die neutralen Gebiete nicht zu besezen, abzugehen, allein die energischen Maassregeln, welche der hohe Bundesrath ergriffen, dürften jeden Vorwand zu einer Klage beseitigen. Der Minister theilte mir sodann die Antwort mit, welche er auf die Note Thouvenels erlassen, indem er im Vorhinein bemerkte, der Standpunkt Ostreichs sei derjenige des Friedensschlusses von Zürich; er spricht sein Bedenken gegen die Annexion aus, indem er auf die gefährlichen Consequenzen aufmerksam macht. Österreich habe immer an den Worten festgehalten, welche Kaiser Napoleon in Bordeaux gesprochen habe. Er habe von der Äusserung Ackt genommen, dass der Kaiser die Annexion Savoyens nicht zur Vergrösserung des französischen Gebietes, sondern aus höheren politischen Rücksichten der eigenen Sicherheit anstrebe. Ostreich habe immer gegen die Annexion protestirt, allein diejenige der Herzogthümer stehe noch weniger auf dem Rechtsboden als die Savoyen s, da erstere ohne den Willen der Souveraine geschehe, während letztere mit Zustimmung des Souverains des Landes erfolgt sei. Für die Schweiz ist der Schluss das Wichtigste der ganzen Note, indem Graf Rechberg sagt, was die neutralisirten Gebiete anbetreffe, so sehe Ostreich in der Note des Herrn von Thouvenel gerne, dass Frankreich die Verträge achten werde; es nehme hievon Vormerkung und hege die Hoffnung, dass man diese Frage nicht ohne Verständigung mit den Mächten, welche die Verträge garantirt, und mit Beiziehung der Schweiz berathen werde. Sie werden, hochgeachteter Herr, durch Baron Mensshengen bereits Mittheilung erhalten haben, da Graf Rechberg mir sagte, dass er die Note nach Bern gesendet habe.3 Graf Rechberg bemerkte mir ferner, er freue sich, dass Spanien mit Marocco Frieden geschlossen habe, da die spanische Regierung stets mit Consequenz das Recht vertrete und alle Hoffnung sei, dass es sich in der Frage der neutralisirten Gebiete auf die Seite Ostreichs stellen werde. Von Berlin sind die Nachrichten so ungewiss wie früher; das preussische Kabinet verfolgt die gleiche schwankende Politik und hat nicht den Muth, sich auf die Seite des Rechtes zu stellen. Die Stimmung für die Schweiz in allen hiesigen Kreisen ist voll Enthusiasmus und Militairs hohen Ranges sprechen mir in den wärmsten Worten die Simpathie für die energische Haltung aus, welche die Schweiz in der savoyischen Frage bewähre.
- 1
- E 2300 Wien 13.↩
- 2
- E 2/1630.↩
- 3
- Note du 25 mars 1860, transmise par F. von Mensshengen le 5 avril 1860 (E 2/1631). Le même jour Mensshengen remet à Frey-Hérosé une lettre de Rechberg à R. von Metternich, Ambassadeur d’Autriche à Paris, du 29 mars 1860 (E 2/1631).↩
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