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Documents Diplomatiques Suisses, vol. 1, doc. 352
volume linkBern 1990
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Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2#1000/44#1129* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2(-)1000/44 166 | |
Titre du dossier | Schweizerregimenter in neapolitanischen Diensten (1859–1860) | |
Référence archives | D.522 |
dodis.ch/41351
Meine heutige telegraphische Depesche2, die ich gestern Abend nicht mehr absenden konnte, hat Ihnen bereits eine wichtige Nachricht mitgetheilt und meinen obigen lezten Satz3 bestätigt. Ich will, obwol in Eile und in beständiger Unterbrechung von Besuchen, etc., in möglichst genauer Erzählung in meiner Berichterstattung fortfahren.
Als ich gestern Abend um 5 Uhr zum Mittagessen gehen wollte, fuhr eben eine Kutsche vors Hôtel und stieg aus derselben der Ministerpräsident, Fürst von Satriano, welcher sich bei mir zum Besuch meldete. Ich empfing ihn natürlich sogleich und erfuhr nun aus seinem Munde folgende wichtige Mittheilung:
Es seien Mittags bei ihm die Hrn. General Wytenbach, Oberstlieutenant Morel und Major Steiger vom 4ten Regiment erschienen und hätten die Erklärung abgegeben, dass bei ihrem Regimente der Geist der Rebellion so vorgeschritten sei, dass sie für nichts mehr gutstehen können. Auf dieses hin sei er, Fürst Satriano, sofort nach Castelmare zum König geeilt, um von demselben die weitern Befehle zu empfangen. Er sei nun von Sr. Majestät beauftragt, mir die Erklärung abzugeben, dass der König, nachdem er sich überzeugen müsse, dass die Schweizertruppen ihm nicht mehr ergeben wie früher dienen wollen, und gedrängt von den Begehren des schweizerischen Bundesrathes, in die Auflösung sämmtlicher Regimenter einwillige und sie somit aus seinen Diensten entlasse. Es werde hievon dem General Wytenbach und den ändern Regimentscommandanten sofort Anzeige gemacht werden, damit sie diese königliche Entschliessung den betreffenden Regimentern gleich mittheilen. Es werde auch sofort Befehl ertheilt, 3 oder 4 königliche Dampfer bereit zu halten, um die Regimenter eins nach dem ändern fortschicken zu können. Zuerst werde man mit dem 4ten beginnen, dann mit dem 3., 2. und schliesslich das Erste, welches von Palermo hieher gebracht werden soll, um auch hier eingeschifft zu werden. Folgten nun Complimente über die treu geleisteten Dienste dieser Regimenter für das königliche Haus, wie man sie ungern nur scheiden sehe, aber sie in ehrenhafter Weise und nicht wie die lezten entlasse, welche als Rebellen haben angesehen werden müssen. Hiedurch sei man dem Begehren der helvetischen Regierung in allen Theilen gerecht geworden. Schliesslich drückte er den Wunsch und die Hoffnung des Königs aus, dass die Regimenter in grösster Ruhe und ohne Veranlassung zu irgendwelchen Unordnungen zu geben den neapolitanischen Boden verlassen mögen, wo sie von der Bevölkerung, der Regierung und namentlich dem König immer nur Gutes und Liebes empfangen haben. Ich werde dringend ersucht, meinen ganzen Einfluss dafür verwenden zu wollen, dass diese Abreise so ruhig als möglich vor sich gehe. Ich dankte nun Sr. Excellenz zu Händen des Königs für diese Entsprechung des Wunsches meiner Regierung und versprach, alles mögliche zu thun, damit die Soldaten gute Mannszucht bis ans Ende beobachten. Ich wollte nun wissen, wie die Mannschaft entlassen werden soll und sagte, dass ich nun auch für die individuellen Interessen der Soldaten, die Schweizerbürger seien, zu sorgen habe, worauf aber der Fürst für heute nicht weiter einzutreten Zeit hatte.
13. August 1859
Ich wurde gestern am Weiterschreiben wieder verhindert und für heute, wo ich wieder vollauf zu thun habe, kann Ihnen nichts anderes melden, als dass es bei der Abdankung verbleibt und die Regimenter compagnieweise entlassen werden sollen. Das Dampfschiff fährt bald ab und ich muss schliessen. Näheres mit nächster Post.4
PS. Das 4. Regiment wird wahrscheinlich in etwa 6 Tagen fortgeschickt werden.
- 1
- Rapport: E 2/1129.↩
- 2
- Non reproduite.↩
- 3
- Mir scheint’s, dass die Ereignisse mehr und mehr zu einem Entscheide drängen (rapport du 11 août 1859, non reproduit).↩
- 4
- Latour est resté à Naples jusqu’en décembre 1859, pour y défendre les intérêts des soldats licenciés et pour empêcher de nouveaux enrôlements. Il fit un second séjour à Naples de fin janvier à juin 1860, sans être reconnu par les autorités napolitaines (voir son rapport final au Conseil fédéral d’octobre 1860, 59pages, non reproduit).↩
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Service étranger Royaume des Deux-Siciles