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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 24, doc. 126
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2200.176#1993/114#127* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2200.176(-)1993/114 11 | |
Titolo dossier | Beziehungen USA-Kuba (1960–1976) | |
Riferimento archivio | 820.0 |
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2001E#1980/83#1177* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2001(E)1980/83 335 | |
Titolo dossier | Verbesserung der Beziehungen Amerika - Kuba. Gespräche Botschafter Fischli (1969–1970) | |
Riferimento archivio | B.24.2.(1) • Componente aggiuntiva: Vereinigte Staaten von Amerika |
dodis.ch/33715Der schweizerische Botschafter in Havanna, A. Fischli, an den Vorsteher des Politischen Departements, W. Spühler1
Fidel Castro gab mir in der Unterredung2 vom 1. Februar etwas verklausuliert, aber doch unmissverständlich und wiederholt zu verstehen, dass ihm an einer Entspannung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten gelegen ist. Er betonte mehrmals, dass seine Note betreffend die Flugzeugentführungen3 ganz unpolemisch gehalten sei und es im Interesse der Sache liege, Polemik zu vermeiden. Die Mitarbeiter des Aussenministeriums fragen übrigens die westlichen Diplomaten schon seit einigen Wochen, ob sie auch bemerkt hätten, wie zurückhaltend FC in seinen Äusserungen über USA geworden sei.
Der Ministerpräsident führte aus, die Vereinigten Staaten hätten in Lateinamerika den falschen Weg eingeschlagen und sollten doch aufhören, sich in die inneren Verhältnisse der anderen Staaten einzumischen4. Damit wollte er offensichtlich meine Gegenfrage nach der Unterstützung der Guerilleros durch Kuba provozieren. Dies gab ihm die gewünschte Gelegenheit zu sagen, es wäre wohl am Besten, wenn jedermann die Anderen in Ruhe lassen könnte, schliesslich müsse jedes Land die Lösung seiner Probleme selbst suchen. Es sei vergebliche Mühe, Änderungen herbeiführen zu wollen, bevor die Situation dafür reif sei.
Da FC von sich aus in diesem Zusammenhang meine für Anfang März geplante Reise5 nach Washington erwähnte, darf man wohl annehmen, dass die Erklärung für das State Department bestimmt war. Sie bedeutet, falls ernst gemeint, eine grundlegende Schwenkung der Lateinamerikapolitik6Castros, wenn sie auch abgeschwächt wird durch den Hinweis auf die nordamerikanische Einmischung in Lateinamerika.
Zum mindesten darf daraus der Schluss gezogen werden, dass FC bereit ist, das Problem der kubanischen Subversion in Lateinamerika zu diskutieren, und wahrscheinlich auch, dass der Fehlschlag der Unternehmungen7 in verschiedenen Ländern ihn davon überzeugte, dass die Lage für einen von links unten kommenden gewaltsamen Umsturz noch nicht reif sei – im Gegensatz zu den Putschen der meist rechts oben stehenden Generalitäten.
Ich habe am 27. Januar berichtet8, dass Protokollchef Melendez mich ermuntert habe, den Wunsch Kubas nach Entspannung in Washington vorzubringen. Am 31. Januar traf ich in Gesellschaft Botschafter Neira, der im Aussenministerium für Westeuropa, Nord- und Südamerika zuständig ist. Er bat mich noch viel eindringlicher als Melendez, und sogar vor dem belgischen Botschafter9, im State Department für Entkrampfung des Verhältnisses Kuba – USA einzutreten. Ich wiederholte, was ich schon Melendez gesagt hatte, nämlich dass meines Erachtens vorerst jede Seite, ohne formelle Verhandlungen, in unabhängigen Gesten eine Verbesserung der Atmosphäre anstreben könnte, was Neira lebhaft bejahte. Er bat mich, vor der Abreise noch bei ihm vorbeizukommen und den Fragenkomplex näher zu erörtern.
Warum wird diese diplomatische Aktion gerade jetzt gestartet, durch die schweizerische Botschaft, aber wahrscheinlich auch auf anderen Wegen? Schliesslich habe ich jedesmal, wenn ich nach den Vereinigten Staaten ging, dies den hiesigen Behörden vorher mitgeteilt und gefragt, ob sie irgend eine Botschaft zu übermitteln wünschten, und stiess früher immer auf kühle Interessenlosigkeit.
Hat FC den Eindruck, sein Regime sei politisch und wirtschaftlich so stark, dass es unter günstigen Voraussetzungen verhandeln könne? Oder fürchtet er einen Fehlschlag und möchte sich mit dem Hauptgegner noch rechtzeitig verständigen? Sucht er Rückendeckung gegen Russland, dessen Einfluss hier in letzter Zeit sehr gestiegen ist, oder haben ihn die Russen im Zuge ihrer Beschwichtigungskampagne nach der Besetzung der Tschechoslowakei dazu ermuntert? Sucht er ernsthaft eine Verständigung, oder rechnet er mit der Ablehnung seiner Avancen durch die Vereinigten Staaten, was wieder einmal erlauben würde, als der friedliebende Kleine sich zu präsentieren, dessen böser grosser Nachbar nicht in Frieden mit ihm leben will? Ich kann zurzeit keine fundierte Antwort auf diese Fragen geben, werde jedoch versuchen, Anhaltspunkte zu finden.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Schweiz von Kuba in eine diplomatische Aktion hineingezogen wird, die weit über unser Mandat10 als Vertreter der USA hinausgeht.
Grosse Erwartungen hinsichtlich einer grundlegenden Änderung der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten hege ich nicht. Politisch, sozial und wirtschaftlich sind die Gegensätze zu gross, ganz abgesehen von Stellung und Charakter Fidel Castros. Das Argument, schliesslich unterhielten die Vereinigten Staaten doch Beziehungen mit den kommunistischen Staaten Osteuropas überzeugt nicht. Gerade weil Kuba vor der Türe Nordamerikas liegt, ist es ein Problem sui generis.
Es wäre jedoch schon von Gutem, wenn in manchen Fragen des Nebeneinanderlebens erträglichere Regelungen gefunden werden könnten.
Wir sollten uns deshalb dem kubanischen Wunsch nicht entziehen. Sonst könnte mit einigem Recht der Vorwurf erhoben werden, die Schweiz hätte ihre Mitwirkung an einer Friedensaktion verweigert.
Anderseits sind Überlegung, Vorsicht und Diskretion unerlässlich, damit einerseits keine Möglichkeit nutzbringender guter Dienste vernachlässigt wird und anderseits ein allfälliges Scheitern der anzubahnenden Kontakte nicht uns zu Last gelegt werden kann.
Es dürfte auch im Interesse unseres Mandanten USA gelegen sein, über die Intentionen Kubas offen und vollständig orientiert zu werden.
Ich wäre dankbar, wenn ich diese Probleme vor der Reise nach Washington mit dem Departement besprechen könnte. Darf ich Sie bitten, mir zu telegraphieren11, ob ich schon am 18. statt am 25. Februar hier abfliegen und mich in Bern melden soll?
- 1
- Schreiben: E2001E#1980/83#1177* (B.24.2.(1)). Visiert von W. Spühler. Handschriftliche Marginalie von H.-U. Greiner: am 15. 7. 69 in die Kanzlei gelangt.↩
- 2
- Zu weiteren Treffen mit F. Castro vgl. das Schreiben von A. Fischli an P. Micheli vom 28. Mai 1968, dodis.ch/33734.↩
- 3
- Note Nr. 5581 der kubanischen Regierung an die amerikanische Regierung vom 10. Februar 1969, E 2200.176(-)1989/77 Bd. 14 (B.1). Zur Problematik der Flugzeugentführungen vgl. ferner das Schreiben von F. Dufour an A. Fischli vom 6. Februar 1969, dodis.ch/33736 sowie das Schreiben von W. Bossi an P. Micheli vom 17. Februar 1969, dodis.ch/33678.↩
- 4
- Zu den amerikanisch-kubanischen Beziehungen vgl. auch DDS, Bd. 24, Dok. 7, dodis.ch/33714.↩
- 5
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 133, dodis.ch/33716.↩
- 6
- Zur Interessensvertretung von lateinamerikanischen Staaten durch die Schweiz vgl. die Notiz au sujet du retrait des intérêts haïtiens à Cuba vom 9. März 1967, dodis.ch/33675 sowie die Notiz Intérêts du Venezuela à Cuba vom 24. April 1967, dodis.ch/33677.↩
- 7
- Zur kommunistischen Tätigkeit F. Castros in Lateinamerika sowie zum Tod E. Guevaras in Bolivien vgl. das Schreiben von H. Vogt an P. Micheli vom 17. Oktober 1967, dodis.ch/32265.↩
- 8
- Schreiben von A. Fischli an P. Micheli vom 27. Januar 1969, E2001E#1980/83#1176* (B.24.2). Vgl. ferner zu einem nachfolgenden Treffen mit C. Neira das Schreiben von A. Fischli an W. Spühler vom 13. Februar 1969, dodis.ch/33735.↩
- 9
- G. Elliott.↩
- 10
- Zur Vertretung der amerikanischen Interessen in Kuba vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 7, dodis.ch/33714. Zu den Herausforderungen im Zusammenhang mit der amerikanischen Interessensvertretung vgl. ferner das Telegramm Nr. 71 der schweizerischen Botschaft in Washington an die Abteilung für Politische Angelegenheiten des Politischen Departements vom 4. Februar 1969, dodis.ch/33735.↩
- 11
- Die Abreise wurde von P. Micheli auf den 18. Februar 1969 gesetzt. Vgl. das Schreiben von P. Micheli an F. Schnyder vom 7. Februar 1969, Doss. wie Anm. 1.↩
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