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Documents Diplomatiques Suisses, vol. 24, doc. 49
volume linkZürich/Locarno/Genève 2012
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Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2001E#1978/84#1881* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2001(E)1978/84 517 | |
Titre du dossier | Wirtschaftsbeziehungen mit der Schweiz (1961–1967) | |
Référence archives | C.41.111.0 • Composant complémentaire: Argentinien |
Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E7110#1978/50#1868* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 7110(-)1978/50 122 | |
Titre du dossier | Besuch von Handelsmissionen (1967–1967) | |
Référence archives | 877.3 • Composant complémentaire: Argentinien |
dodis.ch/33263
Der schweizerische Botschafter in Buenos Aires, O. Seifert, an den Chef der Abteilung für Politische Angelegenheiten des Politischen Departements, P. Micheli1
Besuch Dr. Edwin Stopper in Argentinien vom 16.–24. September 1967
Im Anschluss an mein Schreiben vom 29. September2 und in dessen Ergänzung übermittle ich Ihnen in der Beilage3 einen einlässlichen Bericht über den chronologischen Verlauf dieses Besuchs, der unter den vielen ausländischer Finanz-Minister und -Fachleute, die vor oder nach Dr. Stopper Argentinien besuchen, zweifellos als der erfolgreichste und interessanteste gelten darf4.
Der Präsident des Direktoriums unserer Nationalbank erfreut sich auch in Argentinien und besonders bei den hiesigen in Finanz- und Volkswirtschaft versierten Persönlichkeiten eines sehr hohen Ansehens. Sowohl der Chef des Wirtschaftskabinetts Dr. Krieger Vasena als auch Staatssekretär Ing. Gotelli scheuten sich nicht, Dr. Stopper in wichtigen und schwierigen Belangen ihrer Amtsführung ganz offen und vertrauensvoll zu Rate zu ziehen, als zuverlässigen Freund und in Finanz- und Wirtschaftsfragen international anerkannten Fachexperten.
Dem beiliegenden Bericht über den Verlauf der dreitägigen Flugreise ins Landesinnere, die insgesamt 12½ Flugstunden dauerte und 4’460 km umfasste, drei Provinzen berührte, die insgesamt etwa einen Drittel des Staatsgebietes (2,7 Mio. km2) ausmachen, werden Sie entnehmen können, dass Herr Dr. Stopper sich seiner anstrengenden Goodwill-Mission mit Eifer und schonungslos hingegeben hat.
Ein solcher Tour de force verdient unsere Anerkennung, denn er hat in den argentinischen Regierungskreisen und ganz allgemein in der öffentlichen Meinung des Landes die Stellung der Schweiz als einem der bedeutendsten Weltfinanzzentren erneut ins Licht gerückt und unser Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit Argentiniens unterstrichen.
Gerade dieser letztere Aspekt im Bild, das wir uns von Argentinien zu machen pflegen, ist im Laufe der Reise Dr. Stoppers ins Landesinnere zur Geltung gekommen. Es wurden viele Hunderte von Quadratkilometern brachliegenden Landes überflogen, durch das der träg fliessende, gefällsarme Río Negro zum Atlantik fliesst. Da wo Bewässerungskanäle angelegt worden sind und Menschenhand den Boden bearbeitet, wie es die Pioniere im oberen Río Negro-Tal getan haben, entstehen Obst- und Agrumenpflanzungen, deren Früchte im Januar–Februar reifen und deren Qualität und Preise auf den Märkten der nördlichen Halbkugel mit denjenigen der südafrikanischen und australischen Produkte zweifellos konkurrieren können.
Es ist bekannt, dass Argentinien südlich von Bahía Blanca, dessen Atlantikhafen «Ingeniero White» für die Verschiffung des in seinem Hinterland geernteten Getreides ungenügend ist, keine einzige moderne Hafenanlage besitzt, während doch natürliche Einbuchtungen, wie beispielsweise im Delta gebiet des Río Negro bestehen, vorhanden sind, die mit verhältnismässig bescheidenen Finanzmitteln ausgebaut werden könnten.
Herr Dr. Stopper hat im Zuge der Beantwortung der vielen Fragen, die ihm über die Entwicklungsmöglichkeiten dieses Landes gestellt wurden, immer wieder darauf hingewiesen, dass es in erster Linie die Argentinier selbst sein müssten, die vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Der Beitrag des ausländischen Kapitals, der im Zuge der jetzigen Stabilisierungs- und Rationalisierungspolitik bestimmt nicht ausbleiben würde, könne nur als zusätzliches Vertrauenselement oder integrierender Bestandteil der Gesamtinvestierungen gelten, die das zurückkehrende argentinische Kapital bei Beibehaltung des jetzigen wirtschaftspolitischen Kurses tätigen werde.
Ich glaube aus seinen Äusserungen schliessen zu können, dass Dr. Stopper meine Auffassung teilt, dass wenn es dieser Regierung gelingt – und alles spricht dafür, dass dem so sein wird – die wahlpolitische Demagogie für einige Jahre auszuschalten und sich auf die Durchführung der längst fälligen Reformen in der Staatsverwaltung, im Gerichtswesen (es ist dringend notwendig und ist bereits in Angriff genommen worden, das zivil- und strafrechtliche Prozessrecht zu reformieren), im Gewerkschaftswesen, im Sozialversicherungswesen (unter dem die Industrie nur in inflationärem Impuls nicht erstickte) zu konzentrieren und dabei den jetzigen Wirtschaftskurs weiter unbeirrt zu befolgen, der potentielle Reichtum des Landes den erwarteten Aufschwung erleichtern wird.
Es sei noch erwähnt, dass, nachdem sich bei diesen neuen Begegnungen das Vertrauensverhältnis zwischen Dr. Stopper und den beiden Regierungsmitgliedern Dr. Krieger Vasena und Ing. Luis María Gotelli sichtlich vertieft und gefestigt hat, mit einer günstigen Entwicklung der schweizerisch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen5 gerechnet werden darf.
- 1
- Schreiben: E2001E#1978/84#1881* (C.41.111). Kopie an E. Stopper und die Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements.↩
- 2
- Schreiben von O. Seifert an P. Micheli vom 29. September 1967, Doss. wie Anm. 1.↩
- 3
- Bericht von O. Seifert an P. Micheli vom 6. Oktober 1967, Doss. wie Anm. 1.↩
- 4
- Vgl. den Bericht von E. Stopper vom 10. Oktober 1967, dodis.ch/33571. Zum Besuch von H. Schaffner in Argentinien im Juli 1969 vgl. DDS, Bd. 24, Dok. 160, dodis.ch/33267.↩
- 5
- Vgl. dazu das Schreiben von P. R. Jolles an die Generaldirektion der Schweizerischen Kreditanstalt vom 30. September 1967, dodis.ch/33569. Für den Besuch von A. Krieger Vasena in der Schweiz vom 2.–3. November 1967 vgl. Doss. E7110#1978/50#1868* (877.3).↩