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BAR, E 2001 (E) 1978/84, 460 [Interhandel - PD/Berichte SVSt (1956) und US-Demarchen (1945-47)]
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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E 2001 (E) 1978/84, Bd. 460 (m. Stempel: gesperrt)


Enthält einen Durchschlag des Rees-Berichts (war also bisher unzugänglich), eine leere Mappe Bd. I, Untersuchungen und Berichte SVSt (lt. Notiz bei Archivierung 1959 leer); eine dünne Mappe Bd. III, Untersuchungen und Berichte SVSt, enthält nur Material von 1956, was allerdings nach einer wichtigen Lücke aussieht. Wichtig hingegen ist die Mappe «Alliierte Demarchen», da hier für die Zeit 1945/46 die Bestimmung der eigenen Position in Auseinandersetzung mit den amerikanischen Vorstössen und dem Abkommen von Washington sichtbar wird.


Untersuchungen und Berichte SVSt, Bd. III


22.2.1956, Aktennotiz Hofstetter betr. Interhandel. Angefertigt infolge der Angriffe von FuW wegen der angeblichen 120 Mio.; Hofstetter konsultiert den Rees-Bericht und stellt fest, dass die Angaben von FuW (offenbar aus dem Engl. rückübersetzt) aus der Schrift der SVSt zum Rekurs, vom 24.9.1947, stammen. (Kopie 1)
Ausgelöst wurde diese Recherche durch eine Anfrage von W. Stucki vom 31.1.1956.
6.3.1956, Notiz v. Stucki, der sich orientiert, was an den Angriffen der FuW dran ist. «Dr. Ott war an den Revisionen nicht beteiligt, hat aber im Frühling 1946 gemeinsam mit Herrn Schwab mit den Amerikanern in Washington über die IG Chemie verhandelt, leitete dann die Verhandlungen mit den Amerikanern in Zürich und verhandelte nochmals, zusammen mit Direktor Pfenninger, 1949 in Washington über die Freigabe der Interhandel. Später hat er sich mit der Sache kaum mehr befasst, da alle Verhandlungen über die Gesandtschaft in Washington liefen.
Direktor Senn, der bei den Revisionen nicht beteiligt war, ist gegenwärtig bei der Bank Hofmann AG, an der offenbar die Interhandel beteiligt ist.
Direktor Heyer hat die Verrechnungsstelle 1947 verlassen, um bei der RIF-Trading Corporation einzutreten. Von dort ist er übergegangen zu einer holländischen Gesellschaft und hat dann schliesslich die Leitung der Aussenhandel AG übernommen, an welcher wiederum die Interhandel beteiligt ist.
Es ergibt sich daraus, dass die von genannten vier Herren zwar bei der Verrechnungsstelle tätig waren und heute bei der Interhandel oder affiliierten Gesellschaften beschäftigt sind, dagegen bei der Abfassung der Revisionsberichte nicht beteiligt waren.»

19.7.1956, Brief und Exposé SVSt (sign. Hofstetter, Kohli) an A. Zehnder. Befasst sich mit den laut gewordenen Vorwürfen, mit einer Reihe an Interhandel und Sturzenegger gerichteten Fragen und deren Antworten darauf. (Kopie 2)

Revisionsbericht, von 1947.

28.8.1956, Dr. Adolf Boner an PD. Autor der Kleinen Anfrage, erkundigt sich, ob er Revisionsbericht der SVSt sehen dürfe; Handnotiz am Rand: «Bericht Verr-Stelle streng vertraulich».

19.10.1956, Notiz. Den Amerikanern seien die beiden Revisionsberichte nie gegeben worden, hingegen hätten diese erhalten: Exposé der SVSt vom 24.9.1947; 2. Bemerkungen der SVSt zuhanden der Commission mixte; 3. Undatiertes Resumée der beiden Revisionsberichte.


Alliierte Demarchen


Notiz, dass Ostrow und Schmidt 13.3.1945 bei SVSt vorsprachen.

25.10.1945, Notiz E. Mehnert  über Besuch von Ostrow/US-Konsulat bei SVSt; Ostrow teilt mit, man verfüge jetzt über Beweise. (Kopie 3)

6.11.1945, Hohl an Botschafter Daniel Reagan. Mitteilung, dass man zwar bei der jüngsten Rev. keinen Beweis einer dt. Kontrolle gefunden, die Gesellschaft aber einer prov. Sperre unterworfen habe. «Vous voudrez bien dire également à Washington que les Autorités fédérales comptent maintenir ce blocage provisoire jusqu'au 31.1.1946 et le lever ensuite à moins que, avant cette date, du coté américain ou allié, la preuve n'ait été apportée que IG Chemie doit etre considerée comme une societé sous influence préponderante allemande...» Frist bis 31. Januar müsste ja auf jeden Fall ausreichen, nachdem kürzlich Ostrow mitgeteilt habe, dass man jetzt eindeutige Beweise besitze, und den Besuch eines Spezialisten angekündigt habe, den man selbstverständlich mit grossem Interesse empfangen werde.

9.11.1945, SVSt/Mehnert an PD. Über Besuch von Ostrow (Kopie 4)

14.11.1945, PD/Daeniker an Schwab. Antwort auf vorstehendes Schreiben, stimmt zu, dass man lieber Besuch der Amerikaner erwarten, als selbst nach Dtld reisen sollte. Vielleicht Hr. Ostrow empfangen und ein Exposé vorbereiten, wie dieser vorgeschlagen hatte.

8.11.1945, Abschrift des Briefs von Schmitz an Gadow und Sturzenegger. Bittet darum, seinem Verhörer Linville alle Akten, «auf die er persönlich oder in irgendeiner offiziellen Stellung ein Anrecht habe», auszuhändigen. Es ist also nicht von einem bestimmten Dossier Schmitz die Rede. Dieser zitiert in seinem Brief zudem eine Erklärung (in Englisch), die er bereits am 3. Oktober den Amerikanern abgegeben hatte, es gebe keine geheimen Fonds, einen neuen Krieg vorzubereiten etc.

23.11.1945, Notiz. Iselin meldet heute telefonisch, dass zwei US-Offiziere, einer davon Linville, heute vorgesprochen hätten (mit dem eben erwähnten Brief von Schmitz).

29.11.1945, Protokoll über Vorsprache von Linville und Golden (in US-Uniform), Ostrow und Altaffer vom US-Konsulat Zürich. (Kopie 5)

10.12.1945, Schwab an Petitpierre, über diesen Besuch, mit beigelegtem Protokoll (Kopie 6)

12.12.1945, PD an Schwab (wichtig). Antwort auf die erhaltenen Materialien. «Es ergibt sich daraus, dass die Amerikaner offensichtlich versuchen, die Rolle zu vertauschen: Anstatt dass sie uns die Beweise für ihre Behauptung vorlegen, die IG Chemie sei, entgegen unsern bisherigen Untersuchungen, nach wie vor ein deutsches Unternehmen, versuchen sie von Ihnen Material für ihre eigenen Erhebungen zu gewinnen. Dieses ganze Vorgehen ist meines Erachtens durchaus unkorrekt.
Ich möchte Sie deshalb bitten, in Zukunft auf Besprechungen wie diejenige vom 29. November ohne unsere ausdrückliche Zustimmung nicht mehr einzutreten und eine schriftliche Beantwortung der Ihnen gestellten Fragen zu unterlassen. Amerikanischen Konsulatsbeamten oder Offizieren ist zu bedeuten, dass der Weg in solchen Fragen über die Amerikanische Gesandtschaft in Bern an das Politische Departement geht.
Wir werden im übrigen über unsere Gesandtschaft in Washington die amerikanische Regierung entsprechend informieren.»
Gleichen Tags geht das schon andernorts festgehaltene Telegramm an Bruggmann, den neuen US-Angriffen «scharf entgegenzutreten».

9.1.1946, Notiz über Konferenz von Hohl, Daeniker, de Rham mit Mann und Malige von US-Gesandtschaft. Mann räumt ein, dass Ostrow wohl ein wenig übertrieben habe mit Behauptung, man besitze die Beweise bereits. (Kopie 7)

15.1.1946, Malige an Hohl. Bittet um Erstreckung der Frist über den 31.1.

Engl., frz. und US-Botschafter reagieren im Januar auf Änderung der Aktienstruktur und des Namens bei IGC.

6.2.1946, Notiz für Stucki. Ob man evtl. und ausnahmsweise Mitwirkung von Linville bei den Recherchen der SVSt gestatten solle. Handschriftl. Notiz (von Stucki?): «Vorläufig abwarten. Die Frage der deutscher Unternehmungen i. d. Schweiz soll in den Verhandlungen in Wash zur Sprache gebracht werden.

12.2.1946, Notiz über ein Gespräch mit Reagan, in dem dieser vorschlug, die vorgenommene Änderung der Aktienstruktur zu unterbinden. Handschriftl. Notiz, vermutlich Stucki: «Ich bin der Ansicht, dass man diesem unsinnigen Begehren aus Washington nicht entsprechen kann.» Und eine zustimmende Bemerkung von Petitpierre.

10.5.1946, Bruggmann an Stucki. Amerikanische Ansichten und Wünsche (Kopie 8); bes. interessant der Schluss: «Zu Ihrer eigenen Orientierung möchte ich beifügen, dass es nicht den Anschein macht, dass die amerikanischen Stellen über direkte Beweismittel verfügen, wonach die IG Chemie immer noch ein deutscher Interessenträger wäre.» (4)

27.5.1946, Schneeberger an Hohl/AA. Berichtet nochmals ähnlich wie schon Bruggmann (Verhandlungen in Washington waren am 25. Mai abgeschlossen worden).

10.7.1946, Notiz über Vorsprache von Reagan, Mann und Conover bei Hohl. Kühle Abfuhr (Kopie 9)

Auch der erneut im Zusammenhang mit dem angekündigten Besuch von Jones (Alien Property Section, Dpt. of Justice) und einer US-Delegation vorgetragene Wunsch, Befragung von Zeugen in der Schweiz durchführen zu können, stösst auf Ablehnung; schliesslich habe man gerade mit viel Mühe in Washington erreicht, dass alle Untersuchungen von schweiz. Amtsstellen durchgeführt würden.

1.8.1946, Ott an PD und 2.8.1946, Schwab an Petitpierre. Schwab übernimmt die Ausführungen Otts teilweise wörtlich, schliesst sich diesen inhaltlich voll an. Wichtiges Dokument für die nunmehr recht eindeutig festgelegte Linie des weiteren Vorgehens. (Kopie10)

5.8.1946, Heyer und Ott an PD/Sektion für Rechtswesen, Fontanel. Erklärt nochmal, dass die Sperre nur «intern und provisorisch» sei. Und zu den Fragen von Reagan betr. Aktienhandel: man müsse unterscheiden zwischen einem Abstossen firmeneigener Aktien, die unter der Sperre nicht gestattet sei, und dem Handel durch nicht gesperrte Einzelaktionäre, den man nicht gut unterbinden könne. Auf Anfrage hin habe man von Interhandel die Auskunft erhalten, «dass die Gruppe als solche keine Aktien abgestossen hat. Innerhalb der Gruppe sind gewisse Verschiebungen vorgenommen worden von einer Firma der Gruppe auf eine andere, ohne dass aber der Bestand an Aktien verändert worden ist. Ferner wurden der neuen Verwaltungsratsgruppe Rudolf 1000 Stammaktien verkauft mit einem Optionsrecht auf weitere 1000 Stück. Die Firma Sturzenegger ihrerseits hat weitere Aktien erworben aus dem Besitz des Solvay-Konzerns.»
Vermutlich ist Sturzenegger durchaus aktiv daran beteiligt, den Aktienhandel anzukurbeln, was er problemlos vermag, da er ja in keiner Weise gesperrt ist.

9.8.1946, Fontanel antwortet für Petitpierre auf Brief von Schwab vom 2.8.1946 (s. oben). Man habe kürzlich die Sache ausführlich mit Ott besprochen (lt. späterem Hinweis in Gespräch vom 8.8.1946). Für den Moment bittet man nur darum, orientiert zu werden über alle weiteren Schritte der Amerikaner.

9.8.1946, Fontanel an Reagan. Antwort auf dessen Anfrage vom 10.7., teilt mit, dass eine «provisorische» Sperre sich lediglich dadurch unterscheide, dass sie nicht öffentlich mitgeteilt werde.

13.8.1946, Harry LeRoy Jones, Dpt. of Justice, an Schwab. Jones ist nun zu dem angekündigten Besuch erschienen, hatte am Vortrag ein erstes Gespräch mit Schwab. Jones teilt die Punkte des Zweifels mit, ob die Trennung von 1940 echt war und teilt auch gleichzeitig schon ganz deutlich mit, dass ungeachtet des Entscheids der SVSt über die Sperre der Entscheid über den dt. Einfluss auf GAF in den USA entschieden werden müsse. (Kopie 11)

13.8.1946, Interhandel an Schwab. Reaktion auf dessen Mitteilung vom Besuch der US-Delegation. «...würden wir es nicht für richtig halten, wenn der amerikanischen Delegation das von den Organen der Schweizerischen Verrechnungsstelle erhobene Aktenmaterial einfach in der vorliegenden Zusammensetzung ausgeliefert würde, denn, wie wir schon wiederholt darauf hingewiesen haben, scheint uns das Material in sehr vielen Punkten aus seinem Zusammenhang gerissen und einseitig nach belastenden Momenten gesammelt worden zu sein.» Zur Übergabe von Akten sei man nur bereit, wenn man seinerseits informiert werde, was die Amerikaner wissen wollen. Zum Wunsch der Amerikaner, selbst mit der SVSt am Geschäftssitz zu erscheinen: «...möchten wir Sie bitten, uns mitteilen zu wollen, auf welchen rechtlichen Grundlagen eine solche Revision durch amerikanische Organe erfolgen würde».

12.8.1946, Schwab an Petitpierre (Express). Informiert über Besuch von Jones am Vormittag, unter Beilage von dessen Brief und dem Brief der Interhandel. (Kopie 12)

15.8.1946, Fontanel an Schwab. Antwortet auf dt. für Petitpierre (Express), worauf eine mündliche Besprechung folgt und noch gleichen Tags ein weiterer, ergänzender Brief, mit dem die Linie festgelegt wird: keine Aushändigung der Revisionsberichte, Erstellung einer Kurzfassung. (Kopie 13)

16.8.1946, Gesprächsnotiz. Jones und Connover empfangen von Fontanel und Grenier. (Kopie 14)

16.8.1946, Fontanel an Schwab. Berichtet über das eben stattgefundene Gespräch. «Aus den Erklärungen dieser beiden Herren geht positiv hervor, dass vor der Abreise der schweizerischen Delegation aus Washington eine gewisse Vereinbarung bestand, dass bei den zu erwartenden Besprechungen mit der Verrechnungsstelle ein gewisser Austausch von Dokumentationen erfolgen würde. Wir konnten unsere Überraschung über diese Auffassung des Herrn Jones nicht verheimlichen, umso mehr, als die von Ihnen gemachten Äusserungen total verschieden waren und als, wie Sie uns sagten, die Verrechnungsstelle lediglich die Beschaffung weiterer Beweismittel erwartete, was bis jetzt nicht geschah. Herr Jones vertrat weiter den Standpunkt, den er Ihnen in seinem kürzlichen Brief darlegte.
Angesichts dieser Lage haben wir den beiden amerikanischen Vertretern angeraten, die Verhandlungen in dem Sinne weiterzuführen, dass Sie mit Ihnen einige spezielle Fragen, wie in dem Briefe von Herrn Jones angedeutet wurde, zu besprechen anfangen würden. Es wird sich daraus ergeben, ob dies von Nutzen sein könnte.»
Man ersucht Schwab, in diesem Sinn wieder den Kontakt mit den Amerikanern aufzunehme.

19.8.1946, Briefentwurf von Schwab an Jones. Wird Dr. Lacher/PD zugestellt, der ein paar Korrekturen anbringt. (Kopie 15)

20.8.1946, Telegramm Bruggmann an PD. «Staatsdepartement schliesst aus Berichten Jones, dass er bei materieller Abklärung Schwierigkeiten begegnet namentlich bei Einsichtnahme in Aktenstücke. Während Finanzverhandlungen erklärten Vertreter Verrechnungsstelle im Einvernehmen mit Delegation, dass jede vorgebrachte Frage beantwortet und bestimmte Dokumente ediert würden. Anderseits wurde vorbehalten, dass sich Verkehr mit IG Chemie über Schweizerbehörden abwickle.»

Antwort an Swisslegation, ohne Datum, hält nochmal Gesichtspunkt der Souveränität fest. Petitpierre bekräftigt, dass Washingtoner Abkommen das Maximum an Konzessionen darstellte. (Kopie 16)

22.8.1946, Jones an Schwab. Äussert unverhohlenen Ärger über die Haltung der SVSt, die er als Kurswechsel empfindet. «I thank you for your letter of August 20, 1946, in which you set forth the position now adopted by the Swiss Compensation Office that our Washington agreement merely contemplated that we would supply to the Swiss Compensation Office evidence to defend its blocking of IG Chemie. As I have already indicated, our understanding has always been that it was intended that there be a joint investigation of IG Chemie to determine the extent of German influence in which you reciprocally would furnish us your evidence. It is to be regretted that our recollections in this regard differ.»
Angesichts der Umstände müsse er zuerst Rücksprache in USA halte.

23.8.1946, Swisslegation Washington an PD, empfiehlt, Jones nicht mit Material zu beliefern, da das Treasury anstrebe, selbst Hand auf die GAF zu legen bzw. die Mittel aus dem Verkauf zu behalten. (Kopie 17)

26.8.1946, Fontanel an Schwab. Dankt für eine mit Schreiben vom 21.8.1946 zugegangene Kurzdarstellung der Revisionsresultate. Ist dieser Text vorhanden?

27.8.1946, Swisslegation an PD. Inzwischen hat offensichtlich eine Kontaktnahme mit Wilson, dem US-Anwalt von Interhandel, stattgefunden. «Vorverschiebung Abflug Wilsons unmöglich. Seine Ansicht wohl zutreffend, dass seine Anwesenheit bei Besprechung mit Jones unwesentlich, da dieser zu Kompromiss nicht ermächtigt und Diskussion nur zur Vermehrung seiner Kenntnisse benützt, die er eventuell später als Vertreter Justice Department in Prozess verwenden kann. Erbitten Bericht über Ergebnis Kontakt Verrechnungsstelle Jones namentlich ob wegen Nichtfeindeigenschaft IG Chemie Fortschritt erzielt.» (vollst. transkrib.)

27.8.1946, SVSt/Ott an PD/Rechtswesen. Bezieht sich nochmals auf die Unterredungen in Washington. (Kopie 18)

12.9.1946, Swisslegation/Telegramm an PD. Es geht um Erteilung der Lizenz 94, was offenbar eine geschäftliche Erleichterung der Transaktion von Dollar und SFr. bringen würde. Amerikanische Stellen wünschen «Zusicherung, dass Chemie noch für einige Zeit blockiert bleibt», bevor sie diese Lizenz erteilen.

14.10.1946, Notiz de Rham für Hohl. Da ein Besuch von Wilson und Germann bevorsteht, informiert de Rham Hohl. Jones sei Anfang August in Schweiz gekommen, um Schwab aufzusuchen. «Le résultat de cette entrevue a été pratiquement nul car M. Jones pensait faire une nouvelle expertise, en commun avec l'OSC et pouvoir prendre connaissance des dossiers de cet office alors que M. Schwab croyait que M. Jones apporterait des documents prouvant qu'Interhandel est toujours sous influence allemande. La chose fut soumise au Chef du Département, qui décida que le dossier Interhandel ne pouvait etre communiqué aux Autorités américaines. ...
Je vous signale encore que l'affaire Remington Rand américaine cherche par tous les moyens à acquérir la participation d'Interhandel à la GAF.
Remington Rand agit en Suisse par l'intermédiaire de l'Union de Banques Suisses et M. Wehrli de cette banque est en contact avec nous.»
Letzteres ist von Interesse, es muss sich wohl um Edmund Wehrli handeln, wobei er in diesem Fall der falschen Bank zugeordnet wird. Wenn ein Kontakt mit ihm besteht, dürften irgendwo Korrespondenzen dazu existieren.

29.10.1946, Notiz de Rahm für Kappeler. Dieser wird morgen die Gespräche mit Orvis Schmidt wegen Zertifizierung beginnen, falls die Rede auf Interhandel komme, solle man auf die Commission mixte verweisen. Die SVSt werde so oder so bald einen Entscheid fällen müssen. «Contre cette décision la Commission Mixte pourra éventuellement recourir, comme il es prévu dans l'Accord de Washington.
Je me permets de relever encore que tout ce qui touche Inter-Handel intéresse vivement le Ministre Stucki

Eine Serie von Dokumenten bezieht sich auf Anfragen wegen deutscher Inhaber von IGC-Aktien, via Comm. mixte., ab 2.3.1946 bis 10.10.1946. Das bringt nicht viel; übrigens meldet die SKA 20 IGC-Aktien der SVSt gemeldet, für Rechnung der Emilie Mariet Helm, Hamburg. (Schreiben SVSt, 28.9.1946)

7.10.1947, Kommentar der Joint Comm. zu Bericht der SVSt. (9 S.)

31.10.1947, US-Botschafter Nat B. King an Ott.

4.11.1947, Protokoll eines Treffens von SVSt (Ott, Senn, Schenk) und Joint Commission (52 S.). Das ganze offensichtlich wörtlich stenographiert, in Englisch, wobei man erkennt, dass Ott trotz seines Studienaufenthalts in GB ein schauderhaftes Englisch spricht. Ott insistiert, dass nur relevant sei, was nach 1940 geschah. Dem hält J.A. Fridinger (USA) entgegen: «In some cases in this situation it is necessary for you to know what happened before 1940 in order to understand the period after 1940.» (5) Die Amerikaner fragen nach Industriebank und Wolfensperger, interessieren sich stark für die Vorschüsse zum Erwerb von Industriebankaktien, für das IG Konsortium und die erzielten Profite. Ott macht mit seinem Englisch einen enorm konfusen, aber keinen absichtlich irreführenden Eindruck. Er hat sich recht intensiv in die Sache eingearbeitet, beherrscht das Material des Rees-Berichts. Ott: «You have to get this idea. Chemie war not merely Farben, but essentially it was Schmitz. Schmitz used Chemie and Greutert.» (10) Die Amerikaner beharren darauf, dass Greutert doch dt. Besitz war und bohren wegen der Umwandlung, Ott erklärt in verwirrlicher Weise die komplizierten Transaktionen.
Fridinger: «I will say this very seriously, - whoever thought of this scheme was a genius. I do not know whose scheme it was, but whoever he was he was a genius.
McGraw: I believe it was Roesch.
Fridinger: I believe it was Fleiner.
Ott: I did not know Greutert personally. When I entered for first time the big room of Chemie, I saw the pictures of the people of Chemie. As I looked at the pictures I saw Gottfried Keller (I knew him), and the I saw and asked And that was Greutert. His picture was the biggest of all.» (19)
Gerard A. Weiss (USA) wundert sich, dass sich IGF trotz der umfassenden Kontrolle von den Schweizern hinausdrängen lässt, worauf Ott antwortet:
«Ott: You see, I am sorry to realize that you do not understand me, and I wish to give you now the thing. Farben, in my viewpoint, had the greatest interest to have a strong Chemie and a strong banking firm. Farben had the same great interest to have as much as possible an independent banker relying upon the personal connections of Schmitz and Greutert. And as long as they did not touch the rights of Farben, and these rights are the dividend guarantee and option rights, IG was glad that Greutert could develop and free himself from influence because for Farben it was the main thing to have the possibility to put its hands on the assets of Chemie. For that purpose, they had only one thing - that dividend guarantee contract. And I can tell you for sure that if there had been no war, if there had not been a danger of America coming into the war, Farben would never have cancelled the dividend guarantee contract.» (20)
Norsk Hydro: Fridlinger insistiert, dass die Aktienkapitalerhöhung lang abgemacht war, bevor IGC das US-Konsulat kontaktierte Anfang Juli 1941. (34 ff.)
Es kommt auch die Frage nach Ein- und Ausreisen nach und von Dtld., worauf Ott keine präzise Antwort weiss, er verweist auf Fremdenpolizei, aber geprüft hat man offenbar bis dahin nichts. Die Rede ist auch von Heirnich von Rospatt, der 1940 wegen der lateinamerikanischen Fragen in Basel war, die Sturzenegger Ott erklärte, im Frühjahr, vor Aufhebung des Vertrags. (39) Ott erwähnt Frank-Fahle: dieser sei 1943 oder 1945 in Schweiz gewesen wegen Übernahme von Aktien der Trafford Chemical; Gadow habe eine Quittung ausgestellt. (40) Im Zusammenhang mit den Akten der Fremdenpolizei erwähnt Ott als kontrollierte Personen Gierlichs, Fahle, Rospatt, Overhoff, Knieriem, Krueger. (40) Fragen richten sich zudem auf die Rolle von Jakob Auer. (41 ff.) Was den Wohlstand von Sturzenegger betrifft, behauptet Ott, dessen Frau stamme aus der Rauschenbach-Familie. (43) Weiss fragt im übrigen nach Tobias Christ, der Mittel von IG Farben erhalten habe. Dieser habe nichts mit der Sache zu tun, sagt Ott. (44)
Gegen Schluss plädiert Ott nochmals, die Trennung von 1940 ernst zu nehmen. Das Team der SVSt habe trotz allem Bemühen keinen schlüssigen Beleg gefunden, dass dies nur Schein war. «You see nothing but details, and you do not see the prospectus. That happened to our people. Not even they are quite free from this. I forced myself to find a way to have an overlook of things and not to get lost in details.» (50)

14.11.1947, SVSt schickt der Comm. Mixte ihr Memorandum vom 7. Oktober, mit Anwort auf die aufgeworfenen Fragen. Es folgt eine miserable Fotokopie des Memorandums der Comm. Mixte v. 7.10.1947, später auch noch eine gut lesbare!


Eine beiliegende Sammlung photokop. Dokumenten der IGF von 1939-1944 enthält einige der bekannten Stücke, so den Brief von Konsul von Haeften in Basel, 7.9.1940, ferner IGF an RWM 26.6.1939, «Massnahmen zur Sicherung des Aktienbesitzes unserer ausländischen Verkaufsgesellschaften». Schlechte Qualität der Vorlagen (viele sind aber mehrfach vorhanden, z.T. auch in ordentlicher Qualität), daher zur Zeit auf Kopien verzichtet. Die Norsk Hydro-Papiere liegen zudem, wie mir scheint, schon in kopierten Abschriften vor.

19.12.1941, RWM an Ministerialdirigent Dr. Landwehr, Berlin. Brief, der das Verhältnis IG Farben / IG Chemie in der vielleicht deutlichsten Weise aus dt. Sicht kommentiert, plus Auszug aus Rekursentscheid vom 5.1.1948 (Kopie 19)
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