Langue: ns
1935-1957
StABS; PD-REG 2,3; Flüchtlinge, Emigranten und Auswanderer.
Info Commission Indépendante d'Experts Suisse-Seconde Guerre Mondiale (CIE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Der Bestand umfasst 8 Dossiers. Bisher eingesehen wurden die Dossiers V.-VIII.

PD-REG 2,3 Flüchtlinge, Emigranten und Auswanderer. V. Auswanderer. Statistik

Das Dossier betrifft Auswanderung von Schweizern und Ausländern sowie die Tätigkeit der Auswanderungsagenturen ANSA und IGFA, deren Geschäftstätigkeit z. T. zu Beanstandungen Anlass gibt. Einige Hinweise geben die statistischen Angaben des eidg. Auswanderungsamtes, das seine Statistiken aufgrund der Mitteilungen der schweiezrischen Auswanderungsagenturen zusammenstellt. Sie verzeichnen die Daten für die Jahre 1936-1938, 1940-1944 und 1946. Aufgeschlüsselt sind die Zahlen nach Wohnkanton, nach kant. Bürgerrecht der Schweizer und nach Ausländern sowie nach Zielland und Einschiffungshafen. Letzteres wird allerdings nicht nach Schweizern und Ausländern unterschieden.

Die Zahlen müssen mit grösster Vorsicht interpretiert werden; es ist jedoch anzunehmen, dass sich unter den ausländischen Auswanderern zahlreiche Emigranten/Flüchtlinge befanden. Jedenfalls geben die Zahlen einen guten Eindruck vom Einfluss des Kriegsverlaufs und der - je nach Kriegsphase - unterschiedlichen Bedeutung der Kantone für die Transmigration.

Auswanderer nach Nationalität und ausländische Auswanderer nach Wohnkanton:

Jahr Schweizer Ausländer ausl. ZH ausl. BS ausl. GE ausl. VD ausl. BE ausl. TI
1936 1576 434 97 87 79 27 28 15
1937 2370 443 104 77 103 30 37 8
1938 1193 782 372 62 109 46 48 27
1940 492 619 168 22 195 99 28 22
1941 500 898 265 81 227 88 29 36
1942 138 188 41 10 71 22 9 7
1943 18 0 0 0 0 0 0 0
1944 1 12 0 0 7 3 2 0
1946 960 879 269 85 129 113 44 129

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PD-REG 2,3 Flüchtlinge, Emigranten und Auswanderer. VI. 1946-1947


Das Dossier enthält u.a. diverse Zeitungsartikel, die die bisherige Behandlung von Flüchtlingen und Emigranten kritisieren (Stichwort: Vergangenheitspolitik).
  • NZZ, 13.6.1946: Interpellation NR Düby betr. Fall Lindtberg sowie Arbeitsbewilligungen etc., Antwort v. Steiger
  • Nationalzeitung, 3./4.8.1946: Hans Zbinden (BE): "Nun endlich Schluss mit der Asylpolizei!" Scharfe Kritik an restriktiver Politik bezügl. Aufnahme, Arbeitsmarkt etc.
  • Die Tat Nr. 27, 29.1.1950 (in Dossier VII): Ein kritisches Referat von NR Werner Schmid, lib.-soz. ZH, erhält viel Beifall.


Mitteilung des EJPD, Zentralleitung, 15. Aug. 1946

Umbenennung: Die bisherige Bezeichnung "EJPD, Polizeiabteilung, Zentralleitung der Arbeitslager", wird ab dem 1.9.1946 zu "EJPD, Polizeiabteilung, Eidgenössische Zentralleitung der Heime und Lager"

EJPD an die Polizeidirektionen der Kantone, 28.8.1947

Entwurf zum BB betr. Dauerasyl. Hinweis auf die Polizeidirektorenkonferenz (vom Juni 1947?? gs), wo die Frage der Finanzierung des Dauerasyls diskutiert wurde, da sie bisher nicht genügend geregelt wurde. Bitte, den Entwurf zu studieren, um die Sache an der Konferenz vom 19./20.9.1947 behandeln zu können.
S. 2: "In Zukunft werden, jedenfalls für neue Fälle, die finanziellen Leistungen der öffentlichen Hand zwischen Kanton und Bund in gerechter Weise verteilt werden müssen. Bis jetzt hat der Bund für die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge über 125 Millionen Franken ausgelegt, während den Kantonen und Gemeinden noch keine wesentlichen Lasten entstanden sind. Wiederholt wurde von den Kantonen der Wunsch geäussert, dass für die Ordnung der Verhältnisse von Emigranten und Flüchtlingen nach Möglichkeit zu der Regelung des ordentlichen Fremdenpolizeirechts zurückgekehrt werden sollte. Das ist aber nur möglich unter der Aenderung gewisser Bestimmungen des Gesetzes [...] und unter einer gewissen finanziellen Mitwirkung der Kantone." Mit vermehrten Kompetenzen müssen die Kantone nun auch Lasten übernehmen.

Memorandum der Flüchtlingsvertretung in der Schweiz, an den Bundesrat eingereicht mit Datum vom 12.8.1947 (sign. Hans Klee, Walter Fabian, W. Oppenheim), 10 S.

S. 3: Wunsch, "dass aus der Zahl der zum Daueraufenthalt Zugelassenen alle diejenigen Flüchtlinge und Emigranten, die zur Ausübung einer beruflichen Tätigkeit imstande sind, das Recht der Niederlassung beantragen und erhalten, bezw. eine Rechtsstellung erwerben können, die dem Recht der Niederlassung gleichwertig ist."

Departement des Innern des Kantons Thurgau an BR von Steiger (EJPD) und BR Stampfli (EVD), 15.8.1947

Hinweis auf die wirtschaftliche Situation im Thurgau. Im Hinblick auf neue Regelungen betr. Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen ausländischer Arbeitskräfte stellt das kant. Innendepartement (RR Reutlinger) das dringende Gesuch, "einer Lösung beizupflichten, die einen ungehinderten Stellenwechsel innerhalb der Berufsgruppen verhindert". Stellenwechsel sollen grundsätzlich von einer kant. Bewilligung abhängig sein, die den wirtschaftl. Bedarf (d.h. hier v.a. Landwirtschaft, Haushalt etc.) berücksichtigt. Solche Regelungen seien in den umliegenden Kantonen üblich, der Thurgau plant auch, eine solche Regelung einzuführen und fände es gut, wenn dies eidgenössisch harmonisiert würde.

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PD-REG 2,3 Flüchtlinge, Emigranten und Auswanderer. VII. 1947-1955


Formular: "Beiträge des Bundes an die Unterstützung bedürftiger Emigranten und Flüchtlinge in der Schweiz"

Dieses Formular gibt gemäss seinen Rubriken ausführlich über die wirtschaftliche Lage der betreffenden Personen Auskunft, so u.a. über: Unterstützungen von Verwandten, Bekannten, Hilfswerken? Wirtschaftliche Stellung vor der Einreise in die Schweiz? Im Ausland zurückgelassene Vermögenswerte und deren Realisierungschancen? Einkommen und Vermögen in der Schweiz? Hinterlegte Kautionen?
Der Gesuchsteller erklärt mit seiner Unterschrift, "alle Unterstützungen, die er auf Grund des Bundesbeschlusses vom 16.12.1947 von Hilfswerken, Kantonen und Eidgenossenschaft ab 1.1.1948 erhält, zurückzuzahlen, sofern er in den Besitz von Mitteln gelangt oder sein Verdienst ausreichend erscheint".

VSJF an die Allgemeine Armenpflege Basel, 17.9.1948

Verzeichnis von 14 Gesuchen auf Dauerasyl mit Namen, Geburtsdatum, Wohnort (Basel, Riehen), darunter z.B.
Bloch David (9.12.1876) und Guste (26.4.1885)
Wertheimer Sigmund (26.11.1877)
(evtl. Einzelfallabklärungen)

"Zusammenstellung über die bis zum 21.3.1950 behandelten Gesuche um Gewährung des Dauerasyls"


Eingereichte Gesuche: 1557
Bewilligte Gesuche: 767
Abgelehnte Gesuche: 432
abgeschriebene Gesuche: 358

Die Zusammenstellung gibt eine Übersicht über alle Kantone. Hier ein Auszug:

ZH BE BS SG TI VD GE TG
eingereicht 496 92 207 163 146 92 70 20
ja 245 52 119 76 70 58 9 9
nein 113 23 76 11 50 14 46 10


EJPD, Polizeiabteilung (Schürch) an M. Dannenberger, Sekretär des Polizeidepartements BS, 1.6.1950

Statistische Zusammenstellung der in der Schweiz befindlichen Flüchtlinge und Emigranten, Stand 1.1.1950 (Schätzungen, da beim Bund nur über die ihm unterstellten Internierten exakte Zahlen bestehen).
Internierte: 2328
Emigranten, die der Ausreisepflicht unterstehen: 1236
"normalisierte", d.h. mit ordentlichen Bewilligungen versehene Flüchtlinge und Emigranten (inkl. Dauaerasyl) ca. 9100
neue u. alte russische Flüchtlinge sowie weitere Kategorien (neue Flüchtlinge nach 1946 etc.) ca. 1800
Total 14 500, wovon seit dem 1.1.1950 ca. 1800 ausgereist sein dürften.

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PD-REG 2,3 Flüchtlinge, Emigranten und Auswanderer. VIII. 1957-1958


F. Brechbühl an Ed. v. Steiger, 29.10.1957

Stellungnahme zum Ludwigbericht bzw. zur Rolle, die Ludwig in der Basler Flüchtlingspolitik spielte. Anlass dazu ist eine mündliche Äusserung Brechbühls, der Ludwig nach Erscheinen des Berichtes gegenüber Dritten in Bern als "Pharisäer" bezeichnete.
Brechbühl übt Kritik an den anderen Kantonen, die die Flüchtlinge 1938ff. nach Basel abschoben (vgl. Ludwigbericht). Überprüfung anhand der Akten, welche Rolle Ludwig in der Basler Regierung spielte. Ich "muss sagen, dass Herr Alt-Regierungsrat Dr. Ludwig seinerzeit auf die Flüchtlingspolitik Einfluss zu nehmen suchte. Er hat wiederholt auf die Notwendigkeit einer etwas toleranteren Praxis hingewiesen. Das ergibt sich aus alten Akten." Allerdings unterstand das Polizeidepartement ab 1935 Brechbühl selbst. Ludwig verlangte nie eine andere Politik, als sie von der Regierung auf Antrag von Brechbühl festgelegt wurde. Er intervenierte nur ein einziges Mal im Fall Einaudi, dem späteren ital. Staatspräsidenten (vgl. dazu Bestand StABS, SK-REG 21-4-0).
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