Gespräch des Schweizer Gesandten mit dem amerikanischen Staatssekretär Dulles über die Uhrenzollerhöhung. Durch diese Zollerhöhung würde der Detailverkaufspreis gewisser Uhren um das Dreifache ansteigen. Die Schweiz habe das Gefühl, dass die USA planmässig eine Schwächung und Drosselung der Uhreneinfuhr betreiben.
Imprimé dans
Documents Diplomatiques Suisses, vol. 19, doc. 136
volume linkZürich/Locarno/Genève 2003
Plus… |▼▶Emplacement
Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2800#1967/61#106* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2800(-)1967/61 68 | |
Titre du dossier | Horlogerie (1954–1954) | |
Référence archives | 27 |
dodis.ch/9219
Dulles beteuerte in Besprechung zunächst seine Hochachtung für die Schweiz, um dann hervorzuheben, dass auch USA im ganzen das Richtige wolle2. Unfehlbar sei keines der Länder, man müsse deswegen etwaige Abweichungen von Grundsätzen, womit er ohne Zweifel die Uhrenzollerhöhung3 meinte, nachsehen. Vermutlich werde die Erhöhung den schweizerischen Export nicht ernstlich schädigen. Auf jeden Fall sei die schweiz. Reaktion auf die Erhöhung übertrieben gewesen. Ich antwortete, wahrscheinlich würden gewisse Uhren umso eher getroffen, als der Detailverkaufspreis um das Dreifache der Zollerhöhung höher sein müsse. Dulles wusste merkwürdigerweise darum und sagte, es sollte versucht werden, diese Verdreifachung zu verhindern, was, wie ich entgegnete, sicher nicht von schweizerischer Seite erfolgen könne. Ich führte aus, wieso Erhöhung vermittelst escape clause4 uns erschreckte und Reaktion des Volkes gegen dieselbe. Gab sodann der Befürchtung Ausdruck, USA versuche planmässig Schwächung und Drosselung der Uhreneinfuhr.
Diese Befürchtung werde durch die Absicht, Begriff Adjustment5 zu definieren, verstärkt. Ich erklärte, dass die bis jetzt so freundlichen Gesamtbeziehungen ernstlich gefährdet seien und fragte, ob Zollerhöhung nicht unverzüglich rückgängig gemacht werden könne, was früheres Vertrauen wieder herstellen könnte.
Darauf entgegnete Dulles:
1. Bevor an Rückgängigmachung zu denken sei, müsse auf jeden Fall Wirkung der Zollerhöhung auf schweiz. Einfuhr und amerik. Produktion abgewartet werden.
2. Wegen der Antitrustinvestigation6 soll man sich keine grauen Haare wachsen lassen. Das Justizdepartement pflege seine Forderungen zu überspannen und mische sich häufig in Verhältnisse dritter Länder, die es nichts angehen. Es sei zur Zeit eine vom Kabinett angeordnete Prüfung über die Geltung der Antitrustgesetzgebung im internationalen Geschäftsverkehr anhängig. Er, Dulles, werde die gegen die schweiz. Uhrenindustrie gerichtete Klage untersuchen lassen und sein Möglichstes tun, um eine Einmischung in unsere Rechtssphäre zu verhindern. Wann und in welcher Weise er dies tun könne, werde sich erst nach der Prüfung erweisen.
3. Adjustmentfrage, von welcher er noch nichts wisse, solle geprüft werden.
4. Er, Dulles, werde sich alle Mühe geben, eine Besserung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern herbeizuführen. Mit der Zeit werde alles schon gut werden, «die Sonne wird wieder scheinen, schade, dass Sie, Mr. Bruggmann, dann nicht mehr da sind»7.
Die Unterredung war überaus freundschaftlich, ja herzlich, obschon ich mir keinerlei Zwang antat und u. a. bemerkte, die Schweiz habe zu fühlen bekommen, dass sie klein sei. Die Mitteilungen Dulles sollen als vertraulich behandelt werden.
Zum Schluss übergab ich die Note sowie Aide-mémoire8, deren sich Johnas9[sic] bemächtigte, der bei der Besprechung anwesend war. Meine Mitarbeiter stehen mit ihm in Verbindung. Morgen werde ich noch eine Unterredung mit Miss Willis haben10.
- 1
- E 2800(-)1967/61/68.↩
- 2
- Die Instruktionen für diese Besprechung übermittelte das Politische Departement mit Telegramm vom 29. November 1954, nicht abgedruckt.↩
- 3
- Vgl. Nrn. 10, 18, 82, 118 und 130 in diesem Band.↩
- 4
- Vgl. DDS, Bd. 18, Dok. 63, dodis.ch/7803(dodis.ch/7803).↩
- 5
- Zum Problem des «adjustments», wie zum Stand der Uhrenfrage betreffend Zollerhöhung, Kompensationsbegehren, Antitrust, «surempierrage» («upjewelling»), vgl. die Notiz von H. Schaffner an R. Rubattel vom 20. November 1954, E 7004(-)1971/39/1 (dodis.ch/9218).↩
- 6
- Vgl. DDS, Bd. 19, Dok. 130, dodis.ch/9217. Vgl. auch das Telegramm von K. Bruggmann an das Politische Departement vom 16. September 1954, E 2800(-)1967/61/68 (dodis.ch/9216).↩
- 7
- K. Bruggmann trat am 31. Dezember 1954 in den Ruhestand. Als Nachfolger wählte der Bundesrat H. de Torrenté vgl. BR-Prot. Nr. 1635 vom 1. Oktober 1954, E 1004.1(-)-/1/570.Zur Abschiedsfeier und zur kritischen Berichterstattung in der Neuen Zürcher Zeitung vgl. das Schreiben von F. Gygax an A. Zehnder vom 30. November 1954, E 2802(-)1967/78/12 (dodis.ch/9204).↩
- 8
- Für die Note und das Aide-mémoire vgl. E 2200.36(-)1967/17/5.↩
- 10
- Zur Reise von F. E. Willis nach Washington vgl. die Notizen von M. Petitpierre vom 24. November 1954 und vom 13. Januar 1955, E 2800(-)1967/71/68.↩
Tags
États-Unis d'Amérique (USA) (Général)
États-Unis d'Amérique (USA) (Economie) Conflit horloger avec les USA (1946–1975)