dodis.ch/57866
Gespräche Präsident Havels sowie der Minister Dienstbier und Klaus mit Bundespräsident Koller sowie den Bundesräten Felber und Stich am 22. November 1990 in Bern1
Besuch von Präsident V. Havel in der Schweiz 21.-23.11.1990
[Prag,]
28. November 1990
Der erste Besuch eines Staatsoberhauptes aus Ostmitteleuropa (OME) nach den grundlegenden politischen Veränderungen in OME. Der Präsident wurde von J. Dienstbier und V. Klaus begleitet.
Besprechung der Präsidenten vor allem bezüglich multilateraler Angelegenheiten: neue europäische Dimensionen, neue Qualität der KSZE, Zusammenarbeit Ost-West, kulturelle Dimension des neuen Europa. Ebenfalls Fragen konkreter Hilfe schweizerseits bei der Transition der tschechoslowakischen Wirtschaft zur Marktwirtschaft. Dienstbier und Aussenmin. R. Felber unterschrieben eine gemeinsame Absichtserklärung über Zusammenarbeit, gemäss der die ČSFR 18,6 Mio. CHF im Rahnem einer Nicht-Investitionshilfe beziehen wird (Schulung von Fachspezialisten und Führungskräften für kleine und mittlere Unternehmen, Bankwesen und Hotelgewerbe). Präsident Koller und Felber erklärten ihre Bereitschaft, die tschechoslowakischen Interessen in der G-24 zu unterstützen. Sie erläuterten die Frage nach der Wahrnehmung der sozialen Rechte von Bürgern mit doppelter Staatsbürgerschaft im Fall eines Antrags auf Wiedereinbürgerung. Es wird nötig sein, das Thema der Renten- und Sozialrechte durch ein neues Abkommen zu lösen. Sie drückten ihre Sorgen angesichts einer bevorstehenden Migration aus dem Osten aus.
Die tschechoslowakische Seite äusserte ihr Interesse daran, weitere gemeinsame Unternehmen abzuschliessen [sic], mit Schweizer Banken in Drittländern zusammenzuarbeiten, Hilfe bei der Realisierung tschechoslowakischer Devisenaktiva im Ausland zu leisten, und die Frage der Arbeitsbewilligungen und Aufenthalte von tschechoslowakischen Praktikanten zu lösen. Dienstbier informierte über das neue tschechoslowakische Flüchtlingsgesetz, in Zusammenhang mit der Migration schlug er die Schaffung eines wirksamen internationalen Vertragsmechanismus vor.
Die Delegation traf sich mit tschechoslowakischen Landsleuten.
Nach den Besprechungen in Bern besuchte sie das Büro der UNO in Genf (Frau Kapalínová).