Printed in
«Unsere jungen Ambassadoren». Internationaler Jugendaustausch aus schweizerischer Perspektive 1950–1989, vol. 16, doc. 4
volume linkBern 2021
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2003A#1971/44#519* | |
Dossier title | Echanges d'étudiants organisés par l'American Field Service International Scholarships (1957–1960) | |
File reference archive | o.316.1 |
dodis.ch/54439
Mitteilung des American Field Service (AFS)1
Gäste aus USA?
Wer hätte Lust, einen jungen Amerikaner oder eine Amerikanerin für zwei Monate in sein Heim aufzunehmen?
Diese Möglichkeit bietet der American Field Service
Der AFS hatte während der beiden Weltkriege die Aufgabe übernommen, durch freiwillige Mannschaften Schwerverwundete aus den vordersten Reihen zu bergen. Bei dieser Arbeit an Freund und Feind drängte sich bald die Idee auf, dass eine Verständigung, ja eine Freundschaft, leicht möglich wäre, wenn sich die jungen Leute der verschiedenen Länder persönlich kennen lernten. Aus dieser Überzeugung begann der AFS nach dem Kriege, europäische Mittelschüler nach Amerika einzuladen.
Seit 1947 fahren nun dank dem AFS Jahr für Jahr Hunderte von jungen Europäern im Alter von 16–18 Jahren nach den USA. Sie werden dort von amerikanischen Familien kostenlos aufgenommen und besuchen eine High School, was ungefähr unserer Mittelschule entspricht. Die Reise- und übrigen Kosten von durchschnittlich 650 Dollars werden durch freiwillige Beiträge der amerikanischen Öffentlichkeit aufgebracht. Am Ende des Aufenthaltes führt der AFS die europäischen Gäste auf einer monatigen Reise durch ein weites Gebiet der USA.
1953 waren erstmals sechs Schweizer und Schweizerinnen eingeladen,2 1954 stieg ihre Zahl auf 14; im Sommer 1955 waren es 23, und in diesem Jahre werden es noch mehr sein.3
Jahr für Jahr sind diese jungen Amerikafahrer in ihre Heimat zurückgekehrt, begeistert von der liebevollen Aufnahme in den Vereinigten Staaten und erfüllt vom Wunsch, durch tatkräftige Mitarbeit am AFS Programm etwas von ihrer Dankesschuld abzutragen. So entstand in allen Ländern das American Field Service –Sommerprogramm, dem sich seit Sommer 1955 auch die Schweiz anschloss. Die Aufgabe dieses Programmes, das durch das Schweizer AFS Komitee in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Botschaft durchgeführt wird, ist, Familien zu finden, die bereit sind, von anfangs Juli bis Ende August einen 16–18 jährigen amerikanischen Schüler oder eine Schülerin kostenlos bei sich aufzunehmen. Für Reise, Versicherung und ausreichendes Taschengeld kommen die Amerikaner selber auf.
Im vergangenen Jahr haben sich 37 Schweizerfamilien aus verschiedenen Bevölkerungsschichten auf unseren Aufruf hin bereit erklärt, einen solchen Gast aufzunehmen. Sicher ist dadurch viel Anregung und Freude gebracht und manch wertvolles Freundschaftsband geknüpft worden. Deshalb suchen wir auch für den kommenden Sommer wieder Familien, die einen USA-Gast aufnehmen möchten.
Die Gastfamilie sollte ungefähr gleichaltrige Kinder haben und etwas Englisch sprechen. Mit der Aufnahme eines AFS-Gastes soll kein störendes Element in die Familie kommen; er stellt keine besonderen Ansprüche, wird sich ganz ins Familienleben einfügen und seinen Anteil an den häuslichen Pflichten übernehmen.
Die jungen Amerikaner werden durch das Zentralkomitee in New York unter Tausenden von Bewerbern sorgfältigst ausgewählt. Besonderes Augenmerk wird auf guten Charakter, aufgeschlossenes und anpassungsfähiges Wesen, Intelligenz und gutes Benehmen gelegt. Von jedem Bewerber liegen genaue Angaben vor über Persönlichkeit, Familie und Interessen, so dass eine weitgehende Anpassung an die Eigenheiten der Gastgeberfamilie möglich ist.
Die Organisation des American Field Service hat den idealen Zweck, eine Verständigung und Freundschaft unter der Jugend verschiedener Länder herzustellen. 34 andere Länder haben diese Gelegenheit ergriffen, einen für die Zukunft sicher nicht unbedeutenden Beitrag zur internationalen Verständigung zu leisten.
Deshalb hoffen wir auch in unserem Land wieder auf reges Interesse, umso mehr, als wir auch selbst einen Gewinn davontragen in Form einer meist wertvollen und dauernden Freundschaft, einer Erweiterung unseres Horizontes und der Förderung unserer Sprachkenntnisse.
Gerne vermitteln wir4 Ihnen weitere Unterlagen und Auskünfte über die Aufnahme eines AFS-Gastes.
- 1
- Mitteilung: CH-BAR#E2003A#1971/44#519* (o.316.1). Verfasst und unterzeichnet von Marie-Louise Ruoss, dodis.ch/P58516, vom Schweizer Komitee des American Field Service (AFS).↩
- 2
- Vgl. die Dokumentation im Archiv des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer im Staatsarchiv des Kantons Aargau, CH-StAAG, Dossier Jugendaustausch mit den USA, AFS 1952/53.↩
- 3
- Vgl. dazu die Liste «American AFS students in Switzerland Summer 1956», Dossier wie Anm. 1.↩
- 4
- Die Unterzeichnende, Marie-Louise Ruoss, kannte den Jugendaustausch aus eigener Erfahrung. 1953, im ersten Jahr des AFS-Austauschprogramms zwischen der Schweiz und den USA, war sie selber an einer High School in Minneapolis platziert worden. Nach ihrer Rückkehr beteiligte sie sich an der Gründung einer Returnee-Organisation, die in der Schweiz das hier vorgestellte zweimonatige Sommerprogramm für Jugendliche aus den USA auf die Beine stellte (mündliche Auskunft von Frau Marie-Louise Zimmermann-Ruoss, 4. November 2019). Zum AFS vgl. auch Dok. 8, dodis.ch/54449, Dok. 14, dodis.ch/54455, Dok. 16, dodis.ch/54457, Dok. 21, dodis.ch/54462, Dok. 22, dodis.ch/54464, Dok. 24, dodis.ch/54468 sowie die Broschüre des AFS von 1967, dodis.ch/54514.↩
Tags
United States of America (USA) (Others)