Langue: allemand
7.3.1945 (mercredi)
Notice du Chef a.i. de la Division de Police du Département de Justice et Police, R. Jezler
Notice (No)
Entretien du Président de la Confédération avec un responsable anglais de l’aide aux réfugiés: von Steiger précise que Musy agit sans collaborer avec le Conseil fédéral.

Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE HUMANITAIRE
IV.3. ATTITUDE DE LA SUISSE À l'ÉGARD DES JUIFS
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Philippe Marguerat, Louis-Edouard Roulet (ed.)

Documents Diplomatiques Suisses, vol. 15, doc. 388

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Bern 1992

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Cover of DDS, 15

Emplacement

dodis.ch/47992
Notice du Chef a.i. de la Division de Police du Département de Justice et Police, R. Jezler1

BESPRECHUNG HERRN BUNDESPRÄSIDENT VON STEIGER MIT HERRN GOODMAN VOM 1. MÄRZ 1945.

Herr Goodman hat um eine kurze Unterredung bei Herrn Bundespräsident von Steiger nachgesucht. Er spricht vor in Begleitung seiner Sekretärin, der Schweizerbürgerin Frl. Erlanger. Herr Goodman teilt einleitend mit, er sei leitender Beamter im britischen Informationsministerium und (ausserparlamentarisches) Mitglied der parlamentarischen Kommission für Flüchtlingsfragen. Er möchte in erster Linie der Dankbarkeit der britischen Behörden Ausdruck geben über die grosszügige Aufnahme von Flüchtlingen durch die Schweiz. Man kenne in England die Lage der Schweiz und die Schwierigkeiten, in der sie sich befinde. Man wisse deshalb besonders zu würdigen, was von der Schweiz für die Flüchtlinge getan worden sei. (Herr Goodman bemerkt übrigens, er sei mit der Schweiz eng verbunden durch viele Aufenthalte und durch seine Ehefrau, die gebürtige Schweizerbürgerin sei).

Herr Goodman gibt bekannt, dass er Gelegenheit gehabt habe, in Begleitung von Herrn Oberst i.Gst. Münch die kürzlich eingereisten Flüchtlinge in Caux zu besuchen. Er habe einen sehr guten Eindruck erhalten. Herr Goodman interessiert sich ganz besonders um die Flüchtlinge aus Theresienstadt und namentlich um die Art und Weise, wie es Herrn Musy gelungen ist, die Flüchtlinge in Deutschland frei zu bekommen.

Herr Bundespräsident von Steiger legt Herrn Goodman dar, was bereits amtlich bekannt gegeben worden ist. Er betont, dass Herr alt Bundesrat Musy nicht im Auftrag der Schweizerischen Regierung nach Deutschland gereist sei, sondern im Auftrag einer privaten jüdischen Organisation. Herr alt Bundesrat Musy habe dabei seine persönlichen Beziehungen zu Herrn Himmler ausgenützt. Die Schweizerische Regierung halte es für ihre Pflicht, im Rahmen des Möglichen immer da zu helfen, wo sie helfen könne. Deshalb habe man die durch Herrn Musy freibekommenen Flüchtlinge aus Deutschland ohne weiteres in der Schweiz aufgenommen und werde allfällige weitere Transporte ebenfalls aufnehmen.

Herr Goodman stellt wiederholt die Frage, wie es sich Herr Bundespräsident von Steiger erkläre, dass Deutschland bereit gewesen sei, diese Juden frei zu geben. Die ganze Sache sei doch sehr interessant, namentlich sei ihm auch die Mitwirkung des Herrn Musy an der Sache besonders interessant. - Herr Bundespräsident von Steiger antwortet, nach den Erklärungen des Herrn Musy müsse angenommen werden, Herr Himmler habe sich davon überzeugen lassen, dass es für Deutschland nützlich sein könnte, wenn bezüglich der Juden eine andere Haltung eingenommen werde. Nach Auskunft des Herrn Musy scheine es sich für die deutschen Behörden nicht so sehr darum gehandelt zu haben, eine Gegenleistung zu verlangen, als vielmehr darum, dass die Angelegenheit in der angelsächsischen Presse gebührend verzeichnet werde. Nun scheinen allerdings gewisse Schwierigkeiten eingetreten zu sein, weshalb weitere Transporte vorläufig nicht in der Schweiz eingetroffen sind. Herr Benoît Musy reise nochmals nach Deutschland aus in der Hoffnung, die Schwierigkeiten beseitigen zu können. Herr Goodman bemerkt hierzu, er habe persönlich mit Benoît Musy gesprochen; er sei also soweit orientiert.

Im Verlaufe der Unterredung betont Herr Bundespräsident von Steiger mehrfach die Bereitschaft der Schweiz, Hilfsaktionen durchzuführen; er verweist aber nachdrücklich auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen sich unser Land infolge der alliierten Beschränkungen befindet.Anmerkung

Die Ausführungen des Herrn Goodman erweckten bei mir den Eindruck, dieser britische Beamte habe in erster Linie die Absicht gehabt, zu versuchen, von Herrn Bundespräsident von Steiger zu erfahren, ob und was die Schweizerische Regierung wisse von allfälligen Zusicherungen und Verpflichtungen, die Herr alt Bundesrat Musy Herrn Himmler gegeben haben könnte2.

1
E 4001 (C) 1/265.
2
A ce sujet, cf. aussi la lettre du Chargé d’Affaires de Suisse a.i. à Rome, P. de Salis, du 26 février 1945 et la réponse du Chef de la Division des Affaires étrangères du DPF, W. Stucki, du 23 mars 1945 (E 4260 (C) 1974/34/108).