dodis.ch/47828
Notice de la Division des Affaires étrangères du Département politique
12
Im Nachgang zu seiner gestrigen Beschwerde beklagt sich Herr von Nostitz bei seiner heutigen Vorsprache, etwas in fine, über
1. «Basler Nachrichten» vom 7. September, Beilage: «Brief aus Frankreich», einen Artikel, den er als ausgesprochen Greuelhetze charakterisiert;
2. « Weltwoche» vom 7. September, Leitartikel von K. v. Schumacher, mit sehr heftigen Ausfällen gegen die Partei.
Zu den Greuelmeldungen führt er insbesondere aus, es sei doch wohl nicht Sache der neutralen Presse, hier Öl aufs Feuer zu giessen. Es werde damit eine Hassstimmung erzeugt, die schliesslich auch in neutralen Ländern zum Triumph des Vansittardismus führe, ja letzten Endes Ausschreitungen gegen deutsche Vertreter zur Folge haben könne. Ich habe sehr gelassen erwidert, man habe es uns schwer gemacht, hiergegen weiter anzugehen. Die Schweizer seien in St-Gingolph aus nächster Nähe Augenzeugen gewesen, wie Repressalien durchgeführt werden; dann hätten wir die unwidersprochenen Meldungen über Auschwitz, Birkenau und nun zuletzt über Maidanek bei Lublin gehabt, von viel Verbürgtem über Ausschreitungen in Frankreich nicht zu reden. Es sei nun soweit gekommen, dass bei uns sozusagen jedermann diese Dinge, von denen vielleicht 95°7o des deutschen Volkes nicht die leiseste Ahnung hätten, für wahr halte.
Herr von Nostitz erwidert ziemlich kleinlaut und bekümmert, ich wisse ja wohl, wie er über diese Dinge denke, hält aber an seinem Wunsche fest, wir möchten doch versuchen, die Campagne einzudämmen.
Er fügt bei, Herr Minister Köcher werde wohl bei seiner heutigen Vorsprache bei Herrn Bundesrat Pilet-Golaz auch diese Frage anschneiden.
Zu seiner gestrigen Beschwerde ist zu berichtigen, dass die Legende zur Photographie im «BernerTagblatt» lautet: «Ein Marterpfahl aus dem Jahre 1944». Es ist Herrn von Nostitz zuzugeben, dass nichts dafür bürgt, dass der Pfahl wirklich die angegebene Bestimmung hatte (es könnte eben so gut ein ganz beliebiger Pfahl sein). Herr von Nostitz ist über diese Bildlegende um so betroffener, als das «BernerTagblatt» sich im allgemeinen der Ruhe und Besonnenheit befleissige und gerade die inkriminierte Nummer auf der Rückseite einen sehr vernünftigen Artikel enthalte, worin zur Zurückhaltung im Beurteilen fremder Vorkommnisse ermaht wird3.