Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
II.1. ALLEMAGNE - RELATIONS POLITIQUES
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 15, doc. 59
volume linkBern 1992
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2809#1000/723#72* | |
Old classification | CH-BAR E 2809(-)1000/723 5 | |
Dossier title | Diverse Einzelfälle (1943–1945) |
dodis.ch/47663
Gestatten Sie, dass ich Ihnen zu Ihrer Wiederwahl meine herzlichsten Glückwünsche entbiete und meiner Freude und Genugtuung darüber Ausdruck gebe, dass die ungerechten Machenschaften bei der Bundesversammlung nicht verfangen haben. Das Schweizervolk in seiner grossen Mehrheit weiss, dass wir im Jahre 1940 die schwersten und gefahrenvollsten Zeiten durchgemacht haben und dass es neben einem gütigen Geschick dem Bundesrat und Ihrer Diplomatie zu danken ist, dass damals kein Unglück für unser Land sich ereignet hat.
Ich bin ja immer der Ansicht gewesen, dass schon Ende 1940 eine Erleichterung unserer Lage eingetreten ist, damals als deutscherseits der Entschluss gefasst wurde, den Krieg mit Russland zu beginnen. Die späteren Alarmnachrichten habe ich nie mehr ernst nehmen können und mein Optimismus hat sich denn auch bisher als richtig erwiesen. Ich glaube auch jetzt, dass Deutschland vernünftigerweise nicht in der Lage ist, gegen unser Land eine2 zu unternehmen, auch wenn ich die Jägererfahrung in Auge behalten möchte, dass angeschossenes Grosswild den Menschen annimmt. Aber auch abgesehen von Jägerei weiss ich ja, dass der Bundesrat entschlossen ist, die allgemeine politische Linie in den deutschschweizerischen Beziehungen weiterhin einzuhalten. Der grosse geschlagene Nachbar wird ja immer unser Nachbar bleiben. Es ist kluge Politik, wenn wir die Bedrohung des Nationalsozialismus nicht dem deutschen Volke nachtragen. Eine solche Haltung entspricht auch einzig unseren schweizerischen Grundsätzen und wird dem Lande auf die Dauer förderlich sein. Was früher ein Erfordernis der Vorsicht war, ist jetzt ein Gebot der Würde.
Dass das neue Weltbild auch unsere Aussenpolitik vor neue schwierige Probleme stellen wird, liegt auf der Hand. Der südafrikanische Premier hat diese Wahrheiten ja mit einer auffallenden Frische ausgesprochen. Wahrscheinlich werden im neuen Europa für längere Zeit nicht mehr unsere grossen Nachbarstaaten, sondern England und Russland die massgebenden Machtfaktoren sein. Nur darin können wir nicht dem Rezepte Smut’s3 folgen, dass wir uns in die englische Sicherheitssphäre begeben. Wir werden auch in dieser Konstellation unserem Grundsatz der Neutralität treu zu bleiben haben. Das Leitmotiv der Aera Motta: «Gleiche freundschaftliche Beziehungen mit allen unseren Nachbarstaaten» werden wir auf die neuen massgebenden Mächte zu übertragen haben. Damit ist das Programm, das sich für unsere Aussenpolitik gegenüber Russland stellt, angedeutet und es wird gut sein, wenn wir keine Gelegenheiten versäumen.
Im übrigen danke ich Ihnen, Herr Bundesrat, für alle Unterstützung, die Sie mir und meinen Mitarbeitern auch im vergangenen Jahr haben angedeihen lassen. Wir leben hier ja unter gewissen persönlichen Gefahren und auch unter dem Eindruck des Elends und des Jammers, da ein tüchtiges und sympathisches Volk erleidet, aber wir sind guten Mutes und voll Zuversicht, weil wir glauben, dass unser Land heil und würdig die grosse Prüfung, in der sich unsere Generation befindet, überstehen wird.
- 1
- Lettre: E 2809/1/5. Pilet-Golaz a été réélu au Conseil fédéral le 15 décembre 1943 par l’Assemblée fédérale (Cf. Bulletin sténographique du Conseil national, pp. 324-325). Lors de cette même séance, le socialiste E. Nobs a été élu pour occuper le siège du radical E. Wetter démissionnaire.↩
- 2
- Un mot manque sur le document original.↩
- 3
- Dans un discours publié au moment de la Conférence de Téhéran, le maréchal J.C. Smuts, Premier Ministre de l’Unionsud-africaine, avait exprimé sa conception de l’après-guerre et de la nouvelle organisation des Nations Unies.↩
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