dodis.ch/47509 Le Chargé d’Affaires a.i. de Suisse à Berlin, F. Kappeler, au Chef du Département politique, M. Pilet-Golaz1
Gestern abend wurde ich zu Herrn Staatssekretär von Weizsäcker gebeten, der mir als deutsche Antwort zu den von Herrn Legationsrat Zehnder geführten Verhandlungen eröffnete, die deutsche Regierung teile den Wunsch der schweizerischen Regierung, sobald als möglich zu einem neuen Wirtschaftsabkommen zu gelangen. Sie sei ebenfalls der Auffassung, dass ein neuer Abbruch der Verhandlungen schwerwiegende Folgen haben könnte und deshalb die Verhandlungen erst aufzunehmen seien, wenn die Voraussetzungen einer Einigung gegeben sind.
Der Staatssekretär wies darauf hin, welche bedeutenden Lieferungen an Kohle und Eisen Deutschland der Schweiz seit Kriegsbeginn geliefert habe. Diese Lieferungen und die deutschen Bestellungen haben der Schweiz ermöglicht, ihre Wirtschaft im Gang zu halten, für ihre Industrie den durch die völkerrechtswidrige englische Blockade verursachten Verlust des überseeischen Handels durch Steigerung des Wirtschaftsverkehrs mit Deutschland zum grössten Teil auszugleichen und damit die Lebenshaltung in der Schweiz auf einem Niveau zu halten, das in keinem Vergleich stehe zu den Verhältnissen in Deutschland, wo im Interesse des auch der Schweiz zugute kommenden Kampfes gegen den Bolschewismus das normale Wirtschaftsleben völlig gedrosselt werden musste.
Deutschland sei bereit, der Schweiz die bisherigen Kohlen- und Eisenmengen weiter zu liefern, wenn diese die Bundesgarantie wiederherstelle und sichergestellt werde, dass die schweizerischen Lieferungen nach Deutschland, besonders im Rüstungssektor weiterhin ungefähr im bisherigen Umfang erfolgen.
Wenn dies klar sei, sei die deutsche Regierung zur Wiederaufnahme der Verhandlungen bereit. Über die Modalitäten gebe die überreichte Notiz2 Aufschluss.
Eile tue Not, weil angesichts des starken Rückganges der schweizerischen Ausfuhr nach Deutschland in den ersten zwei Monaten dieses Jahres Deutschland die bisherigen Lieferungen kriegswichtiger Waren an die Schweiz nicht mehr lange fortsetzen könnte.
Die Ausführungen des Staatssekretärs waren in einer verbindlichen Form gehalten und Hessen das Bestreben erkennen, mit der Schweiz zu einer den beiderseitigen Bedürfnissen Rechnung tragenden Verständigung zu gelangen3.