Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.10. GRANDE BRETAGNE
2.10.1. NÉGOCIATIONS ÉCONOMIQUES ET FINANCIÈRES À LONDRES
Également: Texte du mémorandum remis par la mission Sulzer au Ministère britannique de l’Economie de guerre, pour exposer les raisons ayant amené le Conseil fédéral à conclure l’accord germano-suisse du 18.7.1941, et pour demander l’adoucissement des mesures de blocus adoptées par Londres en septembre 1941. Annexe de 24.3.1942
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 179
volume linkBern 1997
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E7800#1000/1961#164* | |
Old classification | CH-BAR E 7800(-)1000/1961 22 | |
Dossier title | Wirtschaftsverhandlungen mit Grossbritannien und USA in London (1940–1942) | |
File reference archive | 01.10.14 |
dodis.ch/47365
Le Chef de la Délégation suisse à Londres1,H. Sulzer, au Chef du Département de l’Economie publique, W. Stämpfli2
Mit dem morgen abgehenden Kurier möchte ich Ihnen kurz über den Gang der Verhandlungen der Delegation mit der britischen Regierung während der ersten Woche ihres Aufenthaltes in London Bericht erstatten.
Nach gut verlaufener Reise, in deren Abwicklung uns das Generalkonsulat in Barcelona und die Gesandtschaften in Madrid und Lissabon wirksam unterstützten, trafen wir Freitag, den 20. März 1942, abends in London ein.
Herr Minister Thurnheer hatte alle Vorbereitungen bereits getroffen, dass wir schon Montag, den 23. März, 16 Uhr, in seiner und Herrn Legationsrats Girardet Begleitung durch den Chef des Ministry of Economic Warfare, Earl of Selborne, und seinen Stellvertreter, Under-Secretary of State Dingle Foot, offiziell empfangen wurden. An Hand des schon teilweise in Bern vorbereiteten Memorandums (Beilage l)3 legten wir kurz die Entwicklung der schweizerisch-britischen Wirtschaftsbeziehungen seit Kriegsbeginn dar und besprachen dann die zur Diskussion stehenden Programmpunkte:
1. Blockade
2. Enemy content
3. Schiffstonnage
4. Finanzfragen. Der Empfang fand in sehr sympathischer Atmosphäre statt. LordSelborne erklärte, dass die britische Regierung der schwierigen Lage der Schweiz volles Verständnis entgegenbringe, betonte aber andererseits die Notwendigkeit schärfster Blockademassnahmen gegenüber den Achsenmächten. «The Germans are ruthless and we must be ruthless too.» In dieser ersten Aussprache, sowie in der zwanglosen Unterhaltung an dem für die Delegation vom Ministry of Economic Warfare am folgenden Freitag veranstalteten Lunch wurde uns immer wieder erklärt, wie stark die Regierung in ihren Massnahmen insbesondere in Blockadefragen auf die im Parlament zum Ausdruck kommende öffentliche Meinung Rücksicht zu nehmen habe. LordSelborne sprach seine Genugtuung darüber aus, dass wir auf Grund unserer Verhandlungen mit den Achsenmächten endlich in der Lage seien, konkrete Vorschläge mitzubringen und gab der Hoffnung auf ein gegenseitig befriedigendes Resultat unserer Verhandlungen Ausdruck.
Die erste «entrée en matière» fand Mittwoch, den 25. März, 15 Uhr, unter dem Vorsitz von Mr. Dingle Foot statt. Ihr schloss sich Freitag, den 27. März, eine zweite Plenar-Sitzung an, an der auf Anregung des Ministry of Economic Warfare, die wir natürlich sehr begrüssten, auch eine dreiköpfige amerikanische Delegation teilnahm, über deren Kompetenzbereich wir zur Zeit noch nicht näher unterrichtet sind. Auch diese Sitzungen verliefen in durchaus sympathischer Atmosphäre.1. Blockade.
Der Gedankenaustausch über die Vorschläge der Achsenmächte (Beilage 2)4 ergab die Notwendigkeit der Abklärung einer Reihe von Einzelheiten als Grundlage zu weiteren Verhandlungen mit den Achsenmächten. So weit sich die Lage bis heute überblicken lässt, dürfte die Frage der von den Achsenmächten in den einzelnen Positionen zugestandenen Mengen nicht auf grosse Schwierigkeiten stossen. Dagegen stellt das Ministry of Economic Warfare die Forderung, über die von Deutschland bisher nach Absatzländern unterteilten Einfuhrkontingente global verfügen zu können und in seinen Bestellungen an keinerlei restrictive Einschränkungen in den einzelnen Zollpositionen gebunden zu sein. Angesichts der verhältnismässig bescheidenen Exportquantitäten, mit denen sich die Engländer zufrieden geben, sollte es möglich sein, diese Wünsche bei den Achsenmächten durchzudrücken. Der schwierigste Punkt liegt in der Verwendungsbestimmung der durch die Blockade eingeführten industriellen Rohmaterialien. Wir hoffen in den nächsten Tagen alle Elemente zu besitzen und nach Bern telegraphieren zu können, die zur wirksamen Fortsetzung der Verhandlungen in Berlin und Rom notwendig sind. Ich möchte auch an dieser Stelle wiederum dem dringenden Wunsch Ausdruck geben, dass diese Verhandlungen dann ohne Verzug aufgenommen werden. Wir sind nicht im Zweifel darüber gelassen worden, dass die britische Regierung auf möglichst rasche Erzielung eines positiven Resultates grossen Wert legt.
In den Verhandlungen kam die britische Delegation wiederum auf den bekannten Flugzeugwunsch5 zurück, von dessen Erfüllung sie gewisse Lieferungen an die Armee Zug um Zug immer noch abhängig machen will. Wir haben ein für alle Mal erklärt, dass angesichts der gegenüber den Achsenmächten eingegangenen Verpflichtungen die Schweiz leider nicht in der Lage sei, diesen Weg zu beschreiten und dass ja ohnehin ein positives Ergebnis unserer Blockade-Verhandlungen ihn überhaupt entbehrlich machen werde.2. «Enemy content».
Die Delegation drängte schon in der ersten Sitzung energisch auf rascheste Erleichterung der Verfügung, die den « enemy content» in schweizerischen Exportgütern ab 1. April 1942 von 25 % auf 5 % herabsetzt. Wir überreichten über diese Frage beiliegendes Memorandum (Beilage 3)6. In der Freitag-Sitzung teilte uns dann Mr. Foot zu unserer grossen Genugtuung mit, dass zwar die endgültige Entscheidung vom Gesamtergebnis unserer Verhandlungen abhängig gemacht werden müsse, dass man aber zu einer Interim-Lösung bereit sei, gemäss welcher die englischen Konsulate in der Schweiz angewiesen werden, auf Zusehen hin «export passes» auf Grund der bisherigen Limiten zu erteilen. Er machte den Vorbehalt, dass die englische Regierung auf diese Konzession zurückkommen müsste, falls die Verhandlungen über die Blockade-Frage sich länger hinausschieben würden. In unserm Telegramm No 3027 haben wir Ihnen von dieser Erklärung der englischen Regierung sofort Kenntnis gegeben. Sie wird in der Schweiz ein Gefühl grosser Erleichterung auslösen.3. Schiffstonnage.
In Beilage 48 finden Sie ein Memorandum, das wir dem Ministry of War Transport und dem Ministry of Economic Warfare demnächst überreichen werden. Die Verhandlungen hierüber werden erst in den nächsten Tagen aufgenommen werden können.4. Finanzfragen.
Vom Vertreter der Treasury im Ministry of Economic Warfare, Mr. DudleyWard, ist bereits in der Mittwoch-Sitzung der dringende Wunsch nach sofortiger Entsendung eines Mitglieds des Direktoriums der Nationalbank zur Besprechung einer Reihe wichtiger Finanzfragen ausgesprochen worden. Es hat hierüber ein Telegrammaustausch mit Ihnen stattgefunden. Wir sind der Ansicht, dass dem Wunsche der Treasury unverzüglich entsprochen werden sollte und hoffen, dass Herr General-Direktor Schnorf bei Ankunft dieses Berichtes bereits nach London unterwegs ist.
Auf Grund der bisherigen Erfahrungen glaubt die Delegation mit Genugtuung feststellen zu können, dass der Schweiz hier weiterhin in allen Kreisen grosse Sympathien erhalten bleiben und dass man unserer Lage Verständnis entgegenbringt. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung hält aber die Regierung zäh an ihrer Haltung fest, dass die Schweiz nur dann die gewünschten Blockade-Erleichterungen erwarten kann, wenn sie ihrerseits in der Lage sei, gewisse von England verlangte Konzessionen zu machen. Das quid pro quo wird uns immer wieder mit Nachdruck serviert. Wenn es uns gelungen ist, in der so wichtigen Frage des « enemy content» in so kurzer Zeit einen zunächst allerdings nur temporären Erfolg zu erzielen, so ist dies zweifellos auf den günstigen Eindruck zurückzuführen, den die mitgebrachten Vorschläge in der Blockade-Frage bei der englischen Regierung hinterlassen haben.
P.S. Ich möchte noch nachholen, dass ich bereits auch Montag, den 23. März, in Begleitung von Herrn Minister Thurnheer vom Aussenminister Eden offiziell empfangen wurde und Gelegenheit fand, ihn über den Zweck unserer Mission kurz zu orientieren. Auch er schien unserer Lage volles Verständnis entgegenzubringen.
- 1
- Cf. No 161.↩
- 2
- Rapport: E 7800/1/22.↩
- 3
- Cf. annexe au présent document.↩
- 4
- Non reproduit.↩
- 5
- Cf. à ce sujet la lettre de M. Pilet-Golaz à la Légation de Suisse à Madrid, du 6 mars 1941: Par un aide-mémoire daté du 10 octobre, le Ministre de Grande-Bretagne à Berne, M. Kelly, nous a fait part du désir de son Gouvernement d’établir pour ses services de courrier une ligne aérienne directe avec la Suisse, qui survolerait la France occupée. Sur ces entrefaites, la question a été soulevée à Londres également, à l’occasion des négociations commerciales, et elle a aussitôt pris un tour assez inquiétant, le Ministre de la guerre économique Dalton prétendant lier le sort de nos approvisionnements en blé et benzine à la création du service désiré.[...] Le Gouvernement britannique sait que son idée n’est pas acceptable pour nous. D’une part, il ne saurait être question - comme on nous le proposait - d’une ligne desservie par des avions britanniques, donc sans l’assentiment des Autorités allemandes et françaises, ce qui en ferait une ligne clandestine avec tous les aléas que cela comporterait pour notre neutralité si des avions effectuant ce parcours venaient à être pris en chasse ou bombardés à proximité de notre territoire. D’autre part, il n’est même pas besoin de dire que nous ne pourrions demander aux Autorités françaises et allemandes d’autoriser des avions suisses à assurer un tel service. Ainsi qu’il résulte de nos instructions sus-mentionnées du 20 janvier, M. Thurnheer a été mis en mesure d’exposer notre manière de voir aux Autorités britanniques. M. Kelly, lui aussi, a été dûment orienté (E 2001 (D) 3/540).↩
- 6
- Non reproduit.↩
- 7
- Du 28 mars (non reproduit).↩
- 8
- Non reproduit.↩
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