Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE ET ACTIVITÉS ÉCONOMIQUES
2. Ravitaillement de la Suisse en temps de guerre
2.3. Blocus franco-britannique
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 13, doc. 380
volume linkBern 1991
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E7001B#1000/1060#528* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 7001(B)1000/1060 453 | |
Titolo dossier | Leopoldville - München (1934–1955) | |
Riferimento archivio | 6.0 |
dodis.ch/47137
Le Ministre de Suisse à Londres, W. Thurnheer, au Chef du Département de l’Economie publique, W. Stämpfli1
Ich sprach am 6. September beim Kriegswirtschaftsministerium vor. Minister Dalton ist in den Ferien abwesend. Statt dessen empfing mich sein Stellvertreter, der Parlamentssekretär Foot. Ich teilte ihm mit, dass wir aus der Schweiz die Meldung erhalten hätten, Prof. Keller werde am 9. September von dort abreisen, um in London Besprechungen zu führen wegen Wirtschaftsfragen in Verbindung mit der Blockade2.
Herr Foot möchte genau wissen, welche offizielle Stellung Prof. Keller in dieser Mission habe. Da das Berner Telegramm hierüber keinen Aufschluss enthält, antwortete ich ihm, Prof. Keller sei einer der höchsten Angestellten des Volkswirtschaftsdepartements, ein Departement, das fast sämtliche wirtschaftlichen Angelegenheiten in sich vereinige und dass er speziell mit dem Studium von Handelsverträgen und Durchführung der Verhandlungen betraut sei. Er sei vor mehreren Monaten auch in London gewesen als Chef der schweizerischen Handelsdelegation. Falls Prof. Keller in besonderer Eigenschaft herüberkomme, würde ich Herrn Foot seinerzeit sofort dementsprechend verständigen.
Herr Foot möchte dann wissen, welcher Natur diese Verhandlungen seien. Ich gab ihm folgende Antwort. Seit dem Zusammenbruch Frankreichs sei die Schweiz mehr oder weniger vom Ausland isoliert. Sie sei umgeben von Diktaturstaaten mit Ausnahme des «unkontrollierten» Frankreich s; angesichts dieses Zustandes hätte ich mich seinerzeit bei Minister Dalton dafür verwendet, dass uns Gelegenheit geboten wäre, über den Hafen von Genua Schiffsladungen zu importieren. Genua sei für uns gut gelegen, sehr gut ausgestattet für Umladungen und per Bahn aus der Schweiz leicht erreichbar. Bedingungen, die für Marseille zurzeit nicht zutreffen.
Gestützt auf eine Garantie der italienischen Regierung, die für die Schweiz bestimmten Waren passieren zu lassen, habe Minister Dalton zuerst ein Schiff und hernach mehrere andere passieren lassen, die Italien er hätten ihr Wort gehalten. Foot bemerkte dazu, dass sie trotzdem den Italien ern nicht trauen können. Er erinnere mich an den griechischen Dampfer, der neulich von den Italien ern aufgebracht worden sei3. Ich betonte, das Verhältnis zwischen Italien und Griechenland entspreche nicht demjenigen zwischen Italien und der Schweiz, was Foot zugibt.
Nun sei aber dieser spärliche Importhandel für die Schweiz nicht genügend. Es sei gerade ein kleines Luftloch, um ein Ersticken zu verhindern. In Anbetracht dieses Umstandes sei ich bestrebt gewesen, die ganze Situation auf eine bessere Basis zu bringen. Ich hätte dazumal mit statistischem Material bei Minister Dalton vorgesprochen. Es habe sich dabei ergeben, dass seine und meine Zahlen grosse Divergenzen aufwiesen. Zu meinem Bedauern musste ich in der Folge feststellen, dass Bern bei genauerer Untersuchung seine Ziffern revidierte. Angesichts dieser Sachlage betrachtete ich es für zwecklos, weiter mit Minister Dalton zu verhandeln bevor die Gesandtschaft in den Besitz soliden, umfassenden Zahlenmaterials gelange. Aus diesem Grunde begrüsse ich es sehr, dass Prof. Keller hieher komme, er werde zweifellos in der Lage sein, diese Lücke auszufüllen und allfällige Unklarheiten aufzuklären.
Herr Foot bemerkte daraufhin, wie ich mir diesen Export und Import vorstelle und nach welchen Ländern wir speziell exportieren wollen. Ich antwortete ihm, dass wir vor dem Kriege mit der ganzen Welt verkehrt hätten und dass es selbstverständlich unser Wunsch sei, soviel wie möglich zu exportieren, wir seien auf den Export angewiesen. So denken wir auch an Exporte nach England, soweit dies möglich sei. Herr Foot bemerkt, dass sie in der Tat an gewissen Importen interessiert wären. Wir hätten, soviel er wisse, auch grosse Waffenfabriken. Er möchte wissen, ob wir Waffen nach England oder Deutschland exportierten. Da ich hierüber keine Angaben habe, erkläre ich ihm, dass Prof. Keller wohl in der Lage sein werde, ihm hierüber Auskunft zu erteilen.
Herr Foot weist dann darauf hin, dass wir neulich eine Abmachung mit Deutschland getroffen hätten. Eine Abmachung wirke immer beidseitig. Er verstehe, dass wenn wir von Deutschland etwas erhalten, auch diesem etwas liefern müssten. Er möchte wissen, worin diese Lieferungen bestehen. Ich gebe eine ausweichende Antwort in dem Sinne, dass die Schweiz über sehr wenig Rohprodukte verfüge, dass die Zufuhr so gut wie abgeschnitten sei und wir wahrscheinlich deshalb auf eigene Produkte angewiesen wären. Dazu gehöre z.B. Käse. Bei allem Verständnis für unsere Lage bemerkt Herr Foot, dass das Kriegswirtschaftsministerium ihr Hauptziel nicht aus den Augen verlieren dürfe. Deutschland führe eine rücksichtlose Blockade gegenüber Grossbritannien, sie zahlen Deutschland mit gleicher Münze zurück. Es sei das natürliche Bestreben des Ministeriums, soweit wie nur möglich in Deutschland gerade die Einfuhr derjenigen Produkte zu verhindern, die dort anfangen selten zu werden.
In Erkenntnis der mir ohnehin schon bekannten Tatsache, dass das Ministerium offenbar sehr zugeknöpft sein werde und dass es wichtig wäre, wenn Prof. Keller zum voraus diejenigen Positionen kennen würde, an denen das Ministerium besonders interessiert, fragte ich Herrn Foot, ob er mir unverbindlich einige Angaben über die sie interessierenden Punkte machen könne. Er erklärte sich bereit, diese schriftlich zu formulieren. Ich nehme das Anerbieten an unter der Bedingung, dass der Brief am 7. September in meinem Besitze sei, dies im Hinblick auf die auf den 9. September festgesetzte Abreise Prof. Kellers.
Zusammenfassend erklärte mir Herr Foot, dass sie Prof. Keller sehr gerne empfangen werden, um mit ihm eine Reihe von Fragen zu diskutieren. Er gestehe mir aber offen, dass ich gut tun werde, Prof. Keller zu warnen, dass er eventuell ohne Abmachung in die Schweiz zurückkehren müsste. Ich solle dies nicht so interpretieren, dass sie überhaupt nicht geneigt wären, zu einer Abmachung zu gelangen, falls Prof. Keller in der Lage wäre, ihre Zweifel zu beseitigen und sie zu überzeugen, dass eine Abmachung möglich sei.
Am 9. September erkundigte sich Herr Foot bei mir, wann Herr Prof. Keller zu erwarten sei, da sie ihn gerne offiziell zu einem Essen einladen möchten, um die Bekanntschaft mit ihm und den zuständigen Herren für die Besprechung zu ermöglichen. Er fügte dann bei, er hoffe, dass die Besprechungen doch zu einer Vereinbarung führen werden. Dies lautet etwas positiver wie die Mitteilungen, die er mir anlässlich der Besprechung vom 6. September machte.
Ich bestätige Ihnen in diesem Zusammenhang auch den Empfgang Ihres Telegramms No. 2404, wonach Herr Prof. Keller voraussichtlich um den 12. September herum von Lissabon abreisen werde.
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Il rifornimento in tempo di guerra