Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE ET ACTIVITÉS ÉCONOMIQUES
3. Trafic d’armes et de matériel de guerre
3.2. Exportations
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 335
volume linkBern 1991
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E5155#1968/12#9* | |
Old classification | CH-BAR E 5155(A)1968/12 2 | |
Dossier title | Lieferungen nach dem Ausland, Korrespondenz: Deutschland, Italien, England, Frankreich, Holland, Jugoslawien, Dänemark, Bulgarien (1939–1940) | |
File reference archive | 00 |
dodis.ch/47092
Ich habe heute den 8. Juli um 16.30 Uhr eine Unterredung mit Herrn Bührle, dem Inhaber der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, gehabt.
Herr Bührle ist soeben von Rom zurück und teilte mir folgendes mit:
Er stehe vor dem Abschluss einer Lieferung mit Italien und glaube, dass in den nächsten Tagen in Rom der definitive Entscheid fallen werde. Es handle sich um die Lieferung von 500 Stück 20 mm Automatkanonen mit Munition mit einem Totalwert von ca. 30. Millionen Schweizer franken.
Herr Bührle hatte insbesondere betreffend Bezahlungen längere Unterredungen mit Herrn Minister Ricardi, der wenn ich nicht irre der Valutaminister ist und habe diesen überzeugen können, dass ein solches Geschäft unmöglich über Clearing gemacht werden könne. Im Prinzip sei man darum einverstanden, die Sache ausserhalb Clearing zu finanzieren.
Gleichzeitig mit Herrn Bührle war Herr Bianchi, der Präsident der italienischen Handelskammer in Zürich ebenfalls in Rom und war ihm scheints sehr behilflich. Von seiten von Herrn Bianchi, aber wie es scheint auch von seiten von Herrn Minister Ricardi wurde angetönt, ob es nicht zweckmässig wäre, zwischen der Schweiz und Italien ein Kreditabkommen im Betrage von etwa 100-150 Millionen abzuschliessen. Mussolini hätte in den letzten Monaten soviel freundliches für die Schweiz getan, dass man glaubt, man könnte nun auch einmal etwas von unserer Seite aus tun. Herr Bührle wusste, dass vor einiger Zeit die Schweiz. Kreditanstalt mit Italien ein Kreditabkommen abgeschlossen habe, wenn ich richtig verstanden habe, über einen Betrag, der um 50 Millionen ging. (Ich kann mich dabei aber auch um eine Null irren). Herr Bührle hat dann von Rom aus mit der Kreditanstalt gesprochen und diese habe ihm bestätigt, dass sich das Geschäft anstandslos abgewickelt habe.
Neben dem obenerwähnten Geschäft soll noch ein zweites in Frage kommen mit der Marine, wobei es sich um die gleichen Waffen handelt, wie sie bisher nach England geliefert worden sind. Die Zahl der Waffen sei allerdings nicht sehr gross, dagegen werde sehr viel Munition verlangt. Dieses zweite Geschäft scheint Berlin zu Ohren gekommen zu sein, und die delegierten Fachleute von Berlin, die morgen den 9. crt. mit Oerlikon in Oerlikon Fühlung nehmen wollen, hätten schon Angst, die Italiener könnten ihnen das Geschäft wegschnappen (sagt Bührle).
Meines Erachtens ist es ganz gut, wenn man die beiden Eisen im Feuer hat und es ist dabei zu hoffen, dass Oerlikon das gesamte in Fabrikation befindliche Material, erheblich über 1000 Geschütze, verkaufen kann. Von Berlin aus habe man ihm berichtet, man wolle die Firma für mindestens ein Jahr beschäftigen.
Bei der ganzen Angelegenheit, sowohl in Italien wie Deutschland ist ein dunkler Punkt und zwar die Rohmaterialfrage, wobei insbesondere das Kupfer für die Patronenhülsen eine wesentliche Rolle spielen wird. Wenn man einmal den Umfang der gewünschten Lieferungen kennt, so wird man diese Seite des Problems sehr genau prüfen müssen. Auf Grund meiner Besprechungen scheint Deutschland ohne weiteres gewillt zu sein, das notwendige Zink zu liefern, das ist aber nur 30% des Materialbedarfes, und 70% ist Kupfer, und man wird sich fragen müssen, ob dann nicht neuerdings eine Vereinbarung getroffen werden kann, dass Bührle von seinem Kupfer aus der Slowakei beziehen kann2.
- 1
- (Copie): E 5155 1968/12/2.↩
- 2
- Une notice du 9 juillet, rédigée par le Chef du Bureau du Contentieux du Département politique, R. Kohli, contient les informations suivantes: Von Herrn Dr. Vieli, Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt, vernehme ich hierüber folgendes: Herr Bührle, Inhaber der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, weilte dieser Tage in Rom, um über die Lieferung von Kriegsmaterial an die italienische Regierung zu verhandeln. Er hat bei der Schweizerischen Kreditanstalt wegen eines Kredites von 50 Millionen Lire zur Ausführung der erhofften Aufträge sondiert. Herrn Dr. Grandjean, Generaldirektor der Kreditanstalt, der ebenfalls in Rom weilte, habe zunächst abgelehnt. Als später die Kreditanstalt auf die Sache zurückkommen wollte, erklärte Bührle, seine Anfrage sei hinfällig. Commendatore Bianchi werde im Aufträge Mussolinis beim Herrn Bundespräsidenten vorsprechen und um die Einräumung eines Kredites von 500 Millionen Lire nachsuchen. Mussolini habe sich unzufrieden darüber geäussert, dass man sich schweizerischerseits trotz seinen freundschaftlichen Gesten bisher italienischen Kreditbegehren gegenüber ablehnend verhalten habe, den Franzosen aber Kredite gewährt habe (E 2001 (D) 2/268). Le Chef du Département politique, M. Pilet-Golaz, transmet cette notice le jour même au Chef du Département des Finances et des Douanes, E. Wetter, en lui demandant de lui rendre le document et d’en discuter dès que possible. Le 9 juillet, le Président de la Chambre de commerce italienne pour la Suisse, Bianchi, adresse une lettre au Président de la Confédération, M. Pilet-Golaz, afin de lui demander une audience: Comme vous vous souvenez sûrement, lors de l’éclat de la guerre actuelle, j’ai fait des grands efforts pour améliorer la situation de la Suisse au point de vue économique, et c’était S.E. Mussolini lui-même qui, à la suite d’une audience que j’ai eue chez lui en octobre 1939, a accordé toutes les facilités demandées par la Suisse. Maintenant, en rentrant de Rome, je sens la nécessité de m’adresser à vous, Monsieur le Président, pour vous faire des communications qui, à mon avis, sont très importantes et dans l’intérêt de la Suisse (E 2001 (D) 2/268). On ne trouve pas de trace écrite de la réponse de Pilet-Golaz. Toutefois, le Chef du Département politique évoque le rôle de Bianchi lors d’un entretien avec le Ministre d’Italie à Berne, le 26 juillet. A cette occasion, A. Tamaro informe Pilet-Golaz du vœu du gouvernement italien d’obtenir des devises en Suisse (Cf. la notice de Pilet-Golaz sur cet entretien, E 2001 (D) 2/268).↩
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